Kuehe essen Wiese auf
brauchen wir bei Gesundheitsstörungen die Diagnose des Arztes – es wäre sträflich und verantwortungslos, sich blindlings auf Naturheilmittel zu verlassen, zumal bei unserem heute kaum vorhandenen Kenntnisstand darüber. Aber dieses fast vergessene Wissen zu steigern, zu pflegen und auch wieder weiterzugeben, das ist jedes freudvolle Lernen wert. Wer sich für Heilkräuter interessiert, muss natürlich wissen, dass sie Genesungsprozesse nur unterstützen können und keine allheilenden Wundermittel sind. Aber ist es nicht oft so im Leben? Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung kann große Wirkung haben. Den Streit über Schulmedizin und Naturheilkunde führen nur Menschen mit Tunnelblick. Und solche, die schon lange nicht mehr in freier Natur mit offenen Augen spazieren gegangen sind.
Baldrian
Wenn heute auch fast überall die kräuterkundigen Großmütter, Großväter, Tanten und Onkel fehlen, die es früher in den Familien oft noch gab, so hat sich dennoch das Wissen um die wohltuende, ja heilkräftige Wirkung des Kräutleins Baldrian irgendwie im kollektiven Gedächtnis erhalten. Und industrielle Pharmaprodukte machen sich das zunutze, indem sie entsprechende Wortsilben in die Namen ihrer Einschlaf- und Nervenberuhigungsprodukte einbauen. Wogegen nichts zu sagen ist (sofern die Baldrian-Wirkstoffe enthalten sind) – aber solche Mittel selbst herzustellen, ist nicht nur preiswerter, sondern auch lustvoller. Im Volksmund heißt Baldrian auch Hexenkraut. (Bei diesem althergebrachten Namen scheint das Misstrauen gegen die Menschen, die die Kräfte der Natur zu allen Zeiten zu nutzen wussten, immer noch durch.)
Baldrian gehört aus vielen Gründen in jeden Kräutergarten. Seine beruhigenden und nervenstärkenden Wirkstoffe sind seit jeher bekannt. Die Pflanze ist anspruchslos und wächst an sonnigen, trockenen Standorten ebenso willig wie an feuchten, schattigen. Die stärkste Heilkraft liegt in der Wurzel. Zum Trocknen ausgelegt, bietet sich für Katzenhalter oft ein herrliches Schauspiel: Manche Katzen geraten angesichts von Baldrianwurzeln in eine derartige Verzückung, ja Raserei, dass man seinen Augen kaum trauen mag. Sie wälzen sich darin, reiben ihre Köpfchen und führen wahre Veitstänze auf. Die Baldrianblüten – übrigens alles andere als wohlriechend – erzielen keine auch nur annähernd vergleichbare Wirkung bei den kleinen, geruchsempfindlichen Stubentigern.
Aus den getrockneten Baldrianwurzeln bereitet man den berühmten Beruhigungs- und Schlaftee zu, die getrockneten Blüten kann man in Kräuterkissen füllen, wo sie sich gut in den Aromareigen anderer Kräuter einfügen und gar nicht mehr übel riechen. Ein besonders guter Schlaftee ist übrigens eine Mischung aus Baldrianwurzeln und Hopfen.
Man kann mithilfe eines Auszugs auch Baldriantropfen herstellen, die auf ein Stück Würfelzucker gegeben eine gute, nervenstärkende Wirkung haben. (Ältere Leser werden sich erinnern: Die Baldriangaben waren beliebte Szenen in alten Spielfilmen.) Dennoch: Der Tee ist wesentlich effektiver. Auf jeden Fall stimmt der Spruch: »Kommt es auf die Nerven an, dann hilft Baldrian!« Aber auch hier ist – wie bei allen guten Dingen des Lebens – die Dosierung wichtig: Baldriantee sollte man keinesfalls über einen längeren Zeitraum als drei Wochen trinken, da sich sonst unter Umständen unangenehme, ja sogar gefährliche Nebenwirkungen einstellen können, die von Apathie und Herzbeschwerden bis hin zu Lähmungserscheinungen reichen können.
R osis R at
Der ideale Zeitpunkt, um Baldrianwurzeln auszugraben und zu trocknen, ist September/Oktober. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wurzeln, die in der Vollmondphase geerntet werden, eine stärkere Heilwirkung haben, und ich grabe nur in Monaten mit einem »R« im Namen. Falls Sie sich jetzt irgendwie an die Austernregel erinnert fühlen, so ist das purer Zufall …
Beinwell
Ein weiterer unentbehrlicher Kandidat für die Abteilung Heilkräuter im Hausgarten ist der Beinwell , ehemals auch Wallwurz genannt,dessen Name aus dem Althochdeutschen abgeleitet ist und schon auf seine heilenden Kräfte verweist, »Wallen« bedeutet nämlich nichts anderes als das Zuheilen von Knochenbrüchen.
Von jeher ist Beinwell das beste Kraut bei inneren Verletzungen wie Quetschungen, Verstauchungen, Prellungen, Muskelzerrungen, Blutergüssen, ja, es wirkt tatsächlich enorm unterstützend bei Heilungsvorgängen von Knochenbrüchen. Beinwell enthält hohe Dosen eines
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