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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Beamten, der das Haus observierte, gingen sie gehörig auf die Nerven. Die brütende Hitze im Wagen hatte ihn müde und gereizt gemacht. Die Kinder raubten ihm den letzten Nerv.
    Ein grüner Ford bog in die Siedlung ein und hielt vor dem Haus Nummer zwölf. Nachdem DCI Tailby ausgestiegen war, warf er einen finsteren Blick auf die andere Straßenseite. Diesmal schienen sich die Kinder wirklich zu fürchten, wegen seiner Größe vielleicht oder wegen des grauen Anzugs. Sie flüchteten hinter den Zaun der Bungalowanlage und beobachteten ihn. Erst ging er zu dem Beamten, der im Wagen saß. Der setzte sich gerade hin und schüttelte den Kopf. Dann marschierte Tailby zur Haustür und betätigte den Klopfer.
    »O nein, nicht schon wieder«, sagte die rundliche Frau, die ihm öffnete. Sie trug Sandalen, zerschlissene Jeans und ein loses, rosafarbenes Oberteil, das nur aus einem Geschäft für Umstandskleidung stammen konnte. Das Haar hatte sie hoch gesteckt, aber einzelne Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr bis auf den molligen Hals. Sie roch nach Zigarettenqualm. Tailby schätzte sie auf Ende dreißig, höchstens vierzig.
    »Es wird nicht lange dauern, Mrs. Sherratt«, sagte er.
    »Er ist noch nicht wieder da.«
    »Ich weiß. Hat er sich gemeldet?«
    »Nein.«
    »Ich hätte noch ein paar Fragen.«
    Molly Sherratt sah auf die Straße, wo die Kinder große Augen machten und sich gegenseitig in die Rippen stießen.
    »Na, dann kommen Sie in Gottes Namen rein.«
    Tailby zog den Kopf ein, als er durch die Tür ging, und suchte sich vorsichtig einen Weg durch die Diele, die mit Fahrrädern, Schuhen und Kleiderstapeln voll gestopft war. Mrs. Sherratt führte ihn in die winzige Küche, die mit einer Einbauküche im Teakholzdesign und einer nagelneuen Waschmaschine eingerichtet war. Die Überreste eines Frühstücks standen noch auf der Arbeitsplatte – eine aufgerissene Packung Cornflakes, eine Halbliterpackung Milch und ein mit Butter verschmiertes Messer. Der Toaster thronte in einem Meer verbrannter Brotkrümel.
    »Ich wollte gerade spülen«, sagte Mrs. Sherratt trotzig, als sie sah, wie der Beamte instinktiv die Küche inspizierte.
    »Machen Sie ruhig weiter. Ich möchte Sie bestimmt nicht stören.«
    »Ich wüsste nicht, was Sie sonst machen.«
    »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen«, sagte Tailby höflich.
    Sie drehte den Hahn auf, spritzte Spülmittel in eine blaue Plastikschüssel und ließ das Wasser so lange laufen, bis der Schaum alles zudeckte, was sich darin verbarg. Die Tür der Waschmaschine stand einen Spaltbreit offen, und Tailby sah, dass sie voll war. Vermutlich hatte er Mrs. Sherratt auch noch bei der großen Wäsche gestört.
    »Ich habe Ihren Leuten schon alles gesagt, was ich weiß«, sagte sie.
    »Wir müssen so viel wie möglich über Lee in Erfahrung bringen, damit wir ihn finden können. Deshalb die vielen Fragen. Es ist wichtig, dass wir ihn finden.«
    »Damit Sie den Tatverdacht gegen ihn ausräumen können. So haben es zumindest die anderen Polizisten gesagt.«
    »Das ist richtig, Mrs. Sherratt.«
    Sie presste die offene Spülmittelflasche an ihre Brust, sodass ein dünner Strahl klebrig grüner Flüssigkeit auf ihren rosafarbenen Hänger spritzte. Sie schien es nicht zu bemerken.
    »Lee hat nichts gemacht«, sagte sie.
    »Er hat bei den Vernons gearbeitet«, sagte Tailby. »Also kannte er Laura. Und da sein derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt ist …«
    »Ich weiß, ich weiß. Das haben die anderen Polizisten auch immer gesagt. Aber das hat nichts zu bedeuten. Er ist öfter mal für ein, zwei Tage weg. Mein Lee ist eben ein kleiner Rumtreiber. Aber das heißt noch lange nicht, dass er was angestellt hat.«
    »Wenn Sie uns helfen, ihn zu finden, können wir das bald nachprüfen.«
    »Außerdem hat er ja sowieso nicht mehr da gearbeitet. In der Villa. Letzten Donnerstag haben sie ihn rausgeschmissen. Diese Vernons. Das war ungerecht.«
    »Hat er sich über die Kündigung geärgert?«
    »Was denken Sie denn? Es war unfair. Er hatte nichts getan.«
    Tailby wusste aus Erfahrung, dass die eigenen Kinder, wenn man die Eltern fragte, nie etwas anstellten. Sie waren Unschuldslämmer und konnten kein Wässerchen trüben, alle, wie sie da waren. Es war ein Wunder, dass überhaupt Verbrechen begangen wurden.
    »Mr. Vernon sagt aus, Lee hätte seine Tochter belästigt.«
    »Blödsinn. Lee hat eine feste Freundin. Vielleicht heiraten sie sogar.«
    »Ach, ja?«
    »Deswegen wollte er die

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