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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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aber niemanden außer Martin. Er nickte ihr nervös zu und verließ den Raum. Sie blickte ihm verwirrt hinterher und schüttelte dann den Kopf.
    »Du hast mit der Mutter von Edi gesprochen, es könnte doch sein, dass du den Hinweis auf den Bruder von ihr hast«, schlug ich vor.
    »Es war so dumm von mir, mit ihr zu sprechen und ihr dann auch noch meine Karte zu geben«, jammerte Martin. »Wenn das herauskommt, bekomme ich die größten Probleme mit meinem Chef und mit Gregor.«
    »Martin, die Lehrerin stirbt vielleicht, weil du so ein Waschlappen bist!«
    Jetzt drehte ich wirklich auf. Es war aber auch zu geil, ihn zappeln und leiden zu sehen. Er fühlte sich immer gleich für alles verantwortlich. Er stöhnte, während er vorsichtig, um den Tee nicht zu verschütten, durch den Flur wandelte. Farbe und Geruch des lauwarmen Wassers erinnerten mehr an eine Urinprobe, aber darüber brauchte ich gar nicht mit ihm zu streiten. Auf dem Ohr war er völlig taub.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er und seufzte. »Entweder frage ich Gregor, wie weit er mit der Suche nach der Lehrerin gekommen ist   …«
    »Oder du rückst dem Typ selbst auf die Bude«, ergänzte ich.
    Ich war gespannt, wie Martin sich in der Gammelhöhle des bewaffneten Freaks behaupten würde.
     
    Ich blieb an Martin dran, damit er sich nicht einbildete, er könne sich aus der Nummer noch herausreden. Spätestens um sieben sollte er Feierabend machen und sich entscheiden: Gregor oder Sibels Bruder. Um zehn vor sieben erinnerte ich ihn an die ablaufende Frist. Er tat so, als hätte er mich nicht gehört. Um fünf vor sieben wiederholte ich die Erinnerung und um Punkt sieben Uhr stieß ich einen gellenden Pfiff aus. Martin griff sich mit beiden Händen an die Ohren, obwohl der Lärm ja nicht von außen durch die Muschel kam. Katrin, die ihm im Gemeinschaftsbüro schräg gegenübersaß, blickte alarmiert auf.
    »Was ist los mit dir?«
    »Kopfweh«, stöhnte Martin. »Ganz plötzlich.«
    Katrin sieht super aus, hat Hupen wie gemalt, ein Fahrgestell wie ein Ferrari und ist außerdem verdammt clever. Sie weiß von meiner Existenz, das habe ich schon erwähnt, daher ahnte sie mit Sicherheit gleich, was Sache war. Aber sie hielt sich an die Vereinbarung, blinzelte ein paar Mal kurz und murmelte dann was von einer Aspirin, die sie Martin anbieten könne. Er lehnte ab. Gegen sein Übel halfen keine Pillen. Zumindest keine Schmerztabletten.
    »Vielleicht sollte ich es mal mit Psychopharmaka probieren«, zischte er mir in Gedanken zu.
    »Ja, das macht dich bestimmt lockerer«, entgegnete ich. »Dann redest du laut mit mir und die Leute müssen nicht mehr an deinem Verstand zweifeln, sondern wissen gleich, dass du nicht sauber tickst.«
    Martin brach seinen Bericht, an dem er geschrieben hatte, mitten im Satz ab, schaltete den Computer aus undfragte Katrin betont unauffällig, ob sie etwas von Gregor gehört habe.
    »Nein, er ist im Stress. War heute in der Eifel, glaube ich, kommt aber nicht richtig voran.«
    »Das hätte ich dir auch sagen können«, teilte ich Martin mit.
    Er ließ ein gedankliches »Pfffft« ab und stand auf.
    »Wohin jetzt?«
    Ich wollte Action und ich wollte Spaß, und beides würde ich am ehesten bekommen, wenn ich Martin auf den undurchsichtigen Waffenjunkie hetzte. »Zu Sibels Bruder.«
     
    Martin klingelte mindestens zehnmal, aber nichts rührte sich. Ich flog eine Erkundungstour und stellte fest, dass Akif nicht da war. Wie hatte der Kerl es geschafft, jetzt schon wieder unterwegs zu sein? Er hätte im Delirium liegen müssen, bis die Sonne das nächste Mal aufgeht. Oder das übernächste Mal. Aber nein, aus irgendeinem Grund war der Junkman schon wieder auf Tour. Es musste etwas sehr, sehr Wichtiges sein, was ihn aus dem verdienten Drogenkoma gelockt hatte. Neuen Stoff besorgen? Leute erstechen? Oder erschießen? Die Knarren jedenfalls konnte ich auch nirgends entdecken.
    »Das Vöglein ist ausgeflogen«, zwitscherte ich Martin zu, der zappelnd vor der Tür wartete und immer wieder auf seine Uhr sah.
    »Gut«, erwiderte er ohne das geringste Zögern, »dann gehe ich jetzt endlich nach Hause. Ich muss sehen, wie es Birgit geht.«
    Ich jagte voraus, denn wenn es außer Martin, mit dem mich das Schicksal verbindet, und Katrin mit den geilen Hupen und Gregor, den politisch unkorrekten Bullenfreund, irgendjemanden gibt, den ich wirklich mag, dann ist es Birgit.
     
    Sie hockte auf dem Klo und starrte auf das Stäbchen in ihrer linken

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