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Kuenstlernovellenovellen

Kuenstlernovellenovellen

Titel: Kuenstlernovellenovellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Mann
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Euch schwatze."
    „Verzeiht mir! Ich gehe und lasse Euch Eurer Arbeit, die Euch so reich macht. Wie ich mich meiner ärmlichen Muße schäme!"
    „Auch als er Eure Exzellenz erschuf, wird Gott gewußt haben, wozu."
    Sie dachte: ,Zu meinem Nutzen.'
    ,... Da steht sie am Fenster, weiß umflossen. Ich habe im Dunkeln das Knie auf einen Stuhl gesetzt, recke den Hals nach ihrer Welt, atme ein wenig von ihrer Luft. Weiß sie von mir? Sie singt! Fünf Jahre schon höre ich sie singen, so nahe bei mir, und schweige. Schweige ich? Ist nicht ihr Gesang meine Seele, die endlich fliegen lernte und klingen? Ich breite die Arme aus; ich bin frei... Schwärmer! Sie singt: du bist stumm. Nur sie hat die geklärte, gleichmäßige Flamme: deine wälzt sich plump zum Himmel auf und fällt zurück in düsteres Schwelen. Du weißt deine Leidenschaft nicht zu ordnen; du stammelst, machst dich trunken und versagst wieder. Sieh ihre nüchterne Begeisterung, nüchtern wie die Ewigen, Himmlischen! Und vergeh! Nein: leben in ihr! Wenn es sein könnte: sie immer im Schauer des Mondes, ich immer dunkel zu ihren Füßen; und unsere Seelen fliegen auf, meine in ihrer, getragen von ihrer! Sie darf nicht fort, ich kann nicht hier unten allein zurückbleiben! ... AdelaVde!' „Was hat Eure Exzellenz?"
    „Verzeiht meinem verwirrten Sinn! Ich sah Euch mit dem Mondlicht das Fenster hinaufschweben, in den blauen Garten, schon fort, schon fort..." „Das Fenster ist geschlossen, Exzellenz. Auch kann ich nicht fliegen."
    „Ich bin ein wenig erregt, vielleicht ein wenig in Angst, ich gestehe es, denke ich daran, daß Ihr nur noch einen Monat in diesem Hause weilen werdet." „Allzulange habe ich die Güte Eurer Exzellenz mißbraucht. Es wird Zeit, daß ich meine Schuld abtrage, indem ich durch meine Kunst, wenn es sein kann, den Ruhm Eurer Exzellenz erhöhe."
    „AdelaVde! Verstehe mich! Wolle mich verstehen! Ich bin ein eifersüchtiger Narr; ich würde leiden, wenn die andern dich hörten. Ach, nicht das ist's, was hatte ich zu sagen? Ich werde ohne dich ins Elend fallen, AdelaVde; ich werde sterben."
    „Ich bitte Eure Exzellenz, sich zu erheben. Vergißt sie denn den großen Abstand zwischen ihr und ihrer Dienerin? Es ist unmöglich, daß Ihr noch länger Eure Arme um meine Knie preßt!"
    „Was tun? Welche Worte finden, die bis an dein Herz dringen? Ich liebe dich, du darfst nur mir singen! Ich will es!"
    „Eure Exzellenz ist hart und erschreckt mich." „Verzeih! O verzeih! Nimm die Hände von den Augen. Ich könnte es keine Minute länger ertragen, daß du deine Augen gegen mich schützest!... Was hast du vor? Sprich mir mein Urteil!"
    „Ich werde nach einem Monat im Teatro Argentino auftreten - Eure Exzellenz hat es versprochen! - und werde, wenn Gott mir hilft, Eurer Exzellenz Ehre machen. Wer weiß, vielleicht bald werde ich Eurer Exzellenz das an mich gewendete Geld zurückzahlen können und Eure nicht mehr ganz so unwürdige Dienerin sein. Befehlt Ihr, daß ich die Arie beende?" Er wankte ins Dunkel zurück.
    ,Nun singt sie wieder, wie Liebe selbst singt - und sie hätte kein Herz? Dies wäre nur der Schein eines Herzens, seine erdachte Nachahmung? Oder ist, was sie singt, ein Gebet an sie selbst? Die einzige, zu der sie betet? Die sie liebt?... Das also muß man sein, um groß zu sein? Oh, jetzt ist es an mir, meine Augen zu verhüllen..
    „Welch ein Lärm? Ich kann nicht mehr singen. Mir scheint es gar, man schießt im Garten... Auf der Straße, glaubst du, Tante Barbara? Aber was hat man vor diesem Hause zu schießen? Weiß man nicht, daß ich heute abend auftreten soll? Daß heute abend alles sich entscheidet? Wer darf da lärmen? Ich begreife nicht, daß Seine Exzellenz es duldet. Wo steckt er? Er, der immer an meinen Röcken hängt. Suche ihn!" „... Was kehrst du allein zurück, läufst und schreist? Und nun schießt man sogar im Hause, daß es hallt? Und Schritte, die durcheinanderrennen, und wilde Stimmen? Sage ihnen, daß ich singen will!... Geh doch! - daß ich singen will!... Aber du versteckst dich wohl? Du bist ganz weiß. Was stammelst du? Ich verstehe nicht, deine Lippen zittern zu sehr... Wie? Sie machen Revolution? Sie verjagen den Heiligen Vater? Aber das ist unmöglich! Sage doch, daß es nicht wahr ist! Du hast Angst, und du liebst den Klatsch, du Alte. Sie schießen: Was wird's sein? Irgendein Mord. Dieser Palast steht in einer Straße voll übel Lebender. Auch begegne ich schon seit Wochen Fremden auf den Treppen.

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