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Kuenstlernovellenovellen

Kuenstlernovellenovellen

Titel: Kuenstlernovellenovellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Mann
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sich eine Flamme in den gewöhnlich ausdruckslosen blauen Augen der Männer. Die Füße begannen den Boden zu scharren, als setzte sie ein übermächtiger Instinkt in Bewegung.
Einer war dabei, der am wenigsten stillehielt und dabei seine Erregung am unliebsten merken ließ, das war der Polizeisergeant Matthiessen. Dieser war ein großer Teufel von einigen dreißig Jahren, mit ungeschickten Gliedmaßen, einem Ansatz zum Schmerbauch und einer widerspenstigen rotblonden Haarlocke, die immer wieder unter dem Helm hervor auf die ewig feucht glühende Stirn fiel, die gleich dem ganzen Gesicht die Anlage zur Apoplexie verriet.
Des Sergeanten Lebensführung war seit der Ankunft der Schauspieler auf den Kopf gestellt. Wenn er in der Frühe seinen Rundgang über Land beendet, pflegte er sich sonst mit seinen Schreibereien bis Mittag im Wachthause einzuschließen. Es war dies ein altes steinernes Häuschen, das an das an dieser Seite bis auf die Grundmauer herabfallende Kirchdach angeklebt war und früher als Küsterwohnung gedient hatte: Auf der Mauer neben der Tür war der alte Ortsheilige, ein gewappneter, den Drachen mit seinem Fußtritt zermalmender Sankt Georg, in grobem Relief abgebildet. Nun aber trat Matthiessen, die Feder hinter dem Ohr, alle zehn Minuten auf den verödeten, sonnenheißen Platz hinaus und spähte unter dem Lindendach hindurch nach den beiden Zelten, Theater und Menagerie, aus, woher ein verworrenes Geräusch von Menschen- und Tierstimmen herüberklang. Regelmäßig um elf Uhr war sein innerer Kampf entschieden, und er suchte den mit Zuschauern gefüllten, erstickend schwülen Zeltraum auf, wo er sich ganz hinten am Eingang aufpflanzte, um den Sicherheitsdienst zu übernehmen, wie er sagte, obwohl jedermann fand, daß diesen auch sein Untergebener, der Polizeidiener Knoop, hätte besorgen können. Um einen halben Kopf über alle Welt hinwegblickend, beobachtete er still und unausgesetzt den Löwenkäfig, in dem die große Frieda mit dem Löwen in ihrer nachlässigen Weise bald scherzte, bald zankte. Wenn er einmal einen bösen Blick der Bestie aufgefangen zu haben meinte, rief er wohl durch den Raum:
,- Seihen Sei sick vor, Mamsell!' Unter dem durchdringend auf ihn gehefteten Blick des Mädchens wurden dann die Bewegungen des Tieres aus katzenhaften zu hündischen; es sah aus, als suchte es seinen gewaltigen Kopf zu verstecken, und das Schlagen des Schweifes glich einem demütigen Wedeln. Der letzte Tag des Marktes wurde, wie üblich, besonders gefeiert. Punkt zwölf Uhr begann das Festmahl in dem Riesensaal, der das ganze Erdgeschoß des ,Blauen Engels' einnahm. Man hatte dazu auch die Schauspieler geladen. Von einigen Seiten war wohl Einsprache gegen diese Maßregel erhoben, aber im ganzen war die Abneigung der seßhaften, besitzenden Bauern gegen das bettelhafte Vagabundentum durch die Reize der großen Frieda zeitweilig besiegt. Sie saß an einem Ende der Haupttafel zwischen dem Direktor und dem Sohn des reichen Prahl. Der gutmütig eitle Junge, an leichte Erfolge gewöhnt, hatte sich bald einen vertraulicheren Ton als die andern gegen sie herausgenommen, den sie mit freundlicher Geringschätzung duldete, ohne ihn zu erwidern. Zuweilen richtete der Bursche seinen Blick, dem die Blicke seiner Nachbarn folgten, auf den Sergeanten Matthies-sen, der seinen Platz am andern Ende des Tisches hatte. Trotz seiner dem Amte geschuldeten Zurückhaltung hatten die schlauen Bauern wohl bemerkt, wie es um den gefürchteten Vertreter der Obrigkeit stand, und machten sich mit heimlichen Rippenstößen darauf aufmerksam, wie unbeweglich seine runden Augen unter den strenge hochgezogenen Brauen auf die Gestalt der Fremden gerichtet waren. Da tat innerhalb des unentwirrbar gewordenen Lärmes von Schreien und Lachen der junge Prahl einen Faustschlag auf den Tisch, daß die nächststehenden Gläser umfielen, und in der augenblicklich eingetretenen Stille rief er durch den Saal:
,- Sergeant, Mamsell will mit Di drinken!' Unter dem schon karmesinleuchtenden Rot stieg in Matt-hiessens Gesicht eine noch tiefere Röte auf. Er zögerte noch; da er aber unter all den auf ihn gerichteten Blicken fühlte, daß man etwas von ihm erwarte, erhob er sich schwerfällig und ging gerade und steifbeinig mit kleinen Schritten auf das Mädchen zu, von der sein Auge keinen Augenblick abließ. Ihr von der Schminke entfärbter Teint war farblos geblieben. Sie streckte ihm gemächlich ihr Glas entgegen. Daß sie die Sache ruhig nahm, machte

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