Künstlerpech: Palzkis achter Fall
konnte lustig werden, dachte ich und deeskalierte: »Selbstverständlich sind die alle in Zivil. Wir arbeiten bei gefährlichen Aufträgen immer under cover. Wo ist eigentlich Ihr Mann?«
»Hinten bei Pako«, antwortete sie. »Und genau da gehe ich jetzt auch wieder hin.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging die breite Treppe nach oben.
Der mir unbekannte Mann grinste: »Das wird ein spannender Abend.«
Um das Kennenlernen abzukürzen, streckte ich ihm meinen Dienstausweis entgegen.
»Herzlich willkommen. Frau Kreuzberger hat Sie bereits angekündigt. Mein Name ist Helmut Weilacher, ich bin der technische Leiter des Pfalzbaus.«
»Angenehm, und was wollte sie von Ihnen?«
»Was ganz Komisches. Ich soll fünf Minuten vor Saalöffnung die Bühne und den Aufbau kontrollieren und dann bis zum Auftritt des Künstlers niemanden auf die Bühne lassen. Vielleicht hat sie Angst wegen der Vorkommnisse in Frankenthal und Mannheim. Dabei gibt es heute nur einen Barhocker und einen Stehtisch, alles absolut ungefährlich.«
»Und wenn etwas von oben runterfällt? Ein Scheinwerfer oder so?«
Er zog einen schweren Schlüsselbund aus seiner Hosentasche. »Sie kennen sich im Pfalzbau nicht so richtig aus? Kommen Sie mal mit.«
Zu viert gingen wir die Treppe nach oben, die in einem weiteren Foyer mündete. Deckenhohe Fensterfronten an zwei Seiten ließen einen freien Blick nach draußen zu und vergrößerten optisch das Foyer.
Weilacher nahm den breiten, offen stehenden Eingang zum Konzertsaal. Die Beleuchtung im Saal war spärlich.
»Im Moment ist nur das Putzlicht eingeschaltet«, erklärte der technische Leiter und ging mit uns nach vorn zur Bühne. Auf dieser standen, wie angekündigt, ein Barhocker und ein Stehtisch. Auf dem Tisch bemerkte ich ein leeres Dubbeglas.
Wir erklommen die wenigen Stufen zur Bühne und schauten uns um. Ich fand, es gab gefährlichere Orte auf dieser Welt, zum Beispiel ein vegetarisches Restaurant. Klar, man konnte volltrunken die Bühne runterfallen. Ein realistisches Unfallszenario war dies sicherlich nicht.
Dietmar Becker wollte es genau wissen, auch wenn die Frage in ähnlicher Form ursprünglich von mir stammte. »Wie kommt man an die Scheinwerfer da oben?«
Etwa an der Vorderbühnenkante befanden sich parallel zu dieser an der Decke einige Scheinwerfer, deren Mündung auf die Bühne zeigte.
»Das ist die sogenannte Z-Brücke«, erklärte Weilacher. »Der Beleuchtungszug wird von da hinten gesteuert.« Er zeigte an das hintere Ende des Konzertsaals, wo wir an der Wand fast unterhalb der Decke mehrere Fensterscheiben erkennen konnten. »Dort werden der Ton und das Licht gesteuert. Für besondere Einstellungen kann man über den Dachboden zur Z-Brücke gelangen.«
Beckers blühende Fantasie ging mal wieder mit ihm durch. »Und wenn sich dort ein Scharfschütze positioniert?«
»Ein was?« Weilacher schnappte nach Luft. »Da kommt außer den Technikern niemand hoch. Die Türen sind stets verschlossen, außerdem weiß sonst niemand, wie man da hinkommt.«
»Das sollten wir überprüfen, Herr Palzki.« Der Student ließ nicht locker.
»Wissen Sie, wie hoch das ist? Von der Tiefgarage bis zum Konzertsaal waren es schon genug Stufen. Da oben hat nur Fachpersonal Zugang, Sie haben es doch gehört.« Um von dem Thema abzulenken, schließlich tat mein Knöchel immer noch weh, fragte ich den technischen Leiter: »Wo finden wir den Künstler?«
»Der wird im Künstlerbereich sein. Er bereitet sich auf seinen Auftritt vor.«
»Jetzt schon?«
Weilacher zuckte mit den Achseln. »Er ist halt sehr gewissenhaft. Außerdem haben viele Künstler ihre Rituale.«
»Ja, ja, die Mikrowelle, ich weiß schon.«
Helmut Weilacher lachte. »Das hat sich wohl schon herumgesprochen.«
Auf der linken Bühnenseite befand sich ein kleiner Ausgang. Es folgte ein etwas verwinkelter Flur, und kurz darauf klopfte unser Führer an eine Tür.
Pakos Freundin Henrike Reichlinger öffnete uns. »Hallo, da sind Sie ja schon.« Sie ließ uns mit einem fröhlichen Lächeln eintreten.
Die Situation war bizarr. Pako trug eine Küchenschürze und schälte Kartoffeln.
»Hallo, Herr Palzki«, begrüßte er mich. Gerhard und Becker nickte er zu. »Alla hopp, soll ich ein paar Grumbeere mehr schälen?«
Als geborener Pfälzer wusste ich, dass er damit Kartoffeln meinte.
»Brauchen Sie die für Ihren Auftritt?«
Er schmunzelte. »Damit ich was zum Zurückwerfen habe, falls das Publikum Eier wirft? Nein, das ist
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