Künstlerpech: Palzkis achter Fall
nachher einfach. Die ganze Clique will ja in den Pfalzbau kommen.«
Nachdem mich Jutta verständnislos angeschaut hatte, fiel mir ein, dass sie von dem Geheimtreffen im Congressforum noch nichts wusste. Ich klärte sie im Schnelldurchgang auf.
Sie begriff schnell. »Dann wäre aller Wahrscheinlichkeit nach eine dieser fünf Personen unser Täter.«
»Vergiss den Guru nicht«, ergänzte ich.
»Der hat wohl aber keine Gelegenheit gehabt, ein Fax aus dem Congressforum zu schicken.«
»So einfach ist die Sache nicht, Jutta. Erstens wissen wir nicht, was Kreuzberger überhaupt von mir will. Es kann sich um etwas völlig anderes handeln. Und du selbst hast vor ein paar Minuten gesagt, dass nicht feststeht, wo das Fax herkommt.«
»Ja, ich weiß, die Sache ist mal wieder sehr kompliziert. Die ominöse rothaarige Frau ist auch noch nicht gefunden.«
Gerhard grinste und schaute mich an. »Sag mal zu Jutta, was du vorhin über rothaarige Frauen gesagt hast.«
»Spinn nicht in der Gegend rum«, verteidigte ich mich, ohne auf das Thema einzugehen. »Such du lieber die Stalkerin, die hinter unserem Comedian her ist.«
»He, vielleicht ist es das, was dir dieser Kreuzberger sagen will. Ich wette, diese Stalkerin gibt es überhaupt nicht, weil sie eine Erfindung von Pakos Managerin ist.«
»Was will sie damit bezwecken?«, fragte ich meinen Kollegen. »Ach, ist ja erstmal egal. Jedenfalls haben wir im Moment genügend Verdächtige. Es kann ja durchaus sein, dass wir den Täter bisher überhaupt nicht in unserem Fokus haben. Vielleicht waren es Sie, Herr Becker!«
»Ich?«, schrie der Student erschrocken auf. »Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich? Ich habe überhaupt kein Motiv.«
»Oh doch, das haben Sie. Jutta, ruf doch mal bitte bei Herrn Beckers Verlag an. Lass dir den Abgabetermin für das Manuskript seines nächsten Romans geben. Ich glaube, der liegt gar nicht mehr so weit in der Zukunft.«
Becker kam ins Stottern. »Wa … , was … , hat da … , hat das mit den Morden zu tun?«
»Ganz einfach«, erklärte ich ihm. »Sie müssen in wenigen Wochen den nächsten Krimi abliefern, sonst sind Sie aus dem Rennen, stimmt’s?«
Nachdem er keine verbale Reaktion zeigte, setzte ich nach: »Sie stehen unter Zeitdruck und außerdem haben Sie eine Schreibblockade.«
Schon lang nicht mehr hatte ich dermaßen ins Blaue hinein fantasiert.
»Dummerweise gab es zurzeit bei uns keinen wirklich interessanten Fall, über den Sie schreiben konnten. Aus dem Grund haben Sie die Knochen versteckt. Wo haben Sie die eigentlich her? Ist auch egal. Dann sind Sie in Ihrer Eigenschaft als Journalist ins Congressforum gefahren und haben die tödliche Falle aufgebaut. Das würde einen Roman geben: Der regional bekannte Künstler Pako stirbt während eines Auftritts auf offener Bühne. Zufällig wären Sie unter den Besuchern gewesen und hätten als Erster entdeckt, dass ein Mord vorliegt. Damit hätten Sie KPD überzeugt und würden uns bei den Ermittlungen stören. Haben Sie sich bereits einen Titel für Ihre selbst provozierte Geschichte ausgedacht? Wie wäre es mit ›Künstlerpech‹? Nur dumm, dass dieses Mal der ermittelnde Kommissar, der in Ihren Büchern immer so hilflos agiert, die Wahrheit förmlich riecht. Habe ich recht, Herr Becker?«
Eingeschüchtert saß er auf seinem Platz. Jutta und Gerhard wussten nicht, ob sie meine Anschuldigung für bare Münze nehmen sollten.
»Herr Palzki, Sie irren sich«, flüsterte der Archäologiestudent nach einer längeren Funkstille.
»Nein, ich irre nie«, antwortete ich. »Das, was ich Ihnen eben erzählt habe, ist nämlich Quatsch. Ich bin mir sicher, dass Sie für die Morde nicht verantwortlich zeichnen. Dafür sind Sie viel zu sensibel und fantasielos. Aber Sie müssen zugeben, dass dies für einen Kriminalroman eine tolle Auflösung wäre. Darauf würde mit Sicherheit keiner Ihrer drei oder vier Leser kommen.«
Becker hatte sich wieder beruhigt. »Weil das auch extrem unrealistisch wäre, Herr Palzki. Niemals würden die Leser glauben, dass ich jemanden umbringe, nur um ein Buch schreiben zu können.«
Fast erstickte ich an meinem Lachen. »Dass Sie sich trauen, von Realität zu sprechen!«
Jutta klatschte in die Hände. »So, jetzt werden wir mal wieder ernst. Reiner, wie viele Beamte soll ich für die Sicherung des Pfalzbaus abstellen? Der Landrat sprach von einer Hundertschaft.«
»Das ist völlig übertrieben«, winkte ich ab. »Lass die Bepos in Ruhe, die haben genug
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