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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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hier?«
    Damit wollte ich vermeiden, dass der Student in der Zwischenzeit auf eigene Faust ermittelte und sich vielleicht noch verirrte.
    Becker nutzte die Gelegenheit in eigener Sache und wandte sich an meinen Kollegen: »Herr Steinbeißer, Sie können gern mit Herrn Palzki gehen. Ich wollte sowieso noch etwas mit Pako besprechen.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Gerhard, ohne auf den Wunsch Beckers einzugehen.
    Pako mischte sich ein. »Sie können gern bleiben. Ich möchte nur einwenden, dass ich nachher noch mal weg muss. Der Riesling liegt noch in meinem Wagen und muss bis zum Auftritt auf die richtige Temperatur gebracht werden.«
    »Den kann ich doch für dich holen«, meinte seine Freundin.
    »Auf keinen Fall«, erwiderte der Künstler. »Das mach ich allein.«
    »Dann helfe ich Ihnen beim Tragen«, meinte Becker und wähnte sich am Ziel.
    »Niemand wird mir helfen, ich komme allein klar. Und Polizeischutz benötige ich nicht, um ein paar Flaschen Wein aus meinem Wagen in der Tiefgarage zu holen.«
    Dass da etwas im Busch war, konnte man sogar ohne psychologische Grundausbildung erkennen. Meine These war, dass er irgendjemanden treffen, dies aber geheim halten wollte. Ich beschloss, einen Zivilbeamten auf ihn anzusetzen, falls ich einen fand, beziehungsweise erkannte. Dummerweise hatte ich selbst eine Verabredung.
    »Soll ich mit Ihnen gehen?«, fragte mich der technische Leiter, der von meinem Treffen mit Kreuzberger nichts wusste. »Im Backstage-Bereich kann man sich sehr leicht verlaufen. Wir haben im Pfalzbau wahrscheinlich mehr Türen als die Justizvollzugsanstalt in Frankenthal.«
    »Danke, Herr Weilacher, Ihre Hilfe wird nicht nötig sein. Ich habe mir vorhin alles genau eingeprägt. Orientierungsmäßig bin ich als geschulter Polizeibeamter ein Ass.«
    Gerhard hustete, Becker spuckte ein Stück Karotte aus, das er sich gerade in den Mund gesteckt hatte.
    Ich ließ einen verwirrten Helmut Weilacher zurück.

Szene 16 Flucht im Pfalzbau
     
    Da ich mich schon mal im Backstage-Bereich befand und mit Kreuzberger erst in ein paar Minuten verabredet war, schaute ich mir prophylaktisch oder neugierig, je nach Auslegung, ein paar weitere Räume an, von denen es verdammt viele gab. Alles war unauffällig, und ich beschloss schließlich, zum Konzertsaal zu gehen.
    Auch wenn der Trivialautor Becker eines Tages in schriftlicher Form anderes behaupten wird, ich habe mich nicht ein einziges Mal verlaufen. Das muss einfach mal gesagt werden.
    Nach wie vor war im Saal das Putzlicht eingeschaltet. Kaum zu glauben, dass hier bald der Bär steppen sollte. Ich ging, allerdings bereits mit flauem Gefühl, zur Trennwand, die den Kammersaal vom Konzertsaal trennte. Seltsam, vor wenigen Minuten war ich die Ruhe in Person, und jetzt? Was sollte mir persönlich groß passieren? Es war auszuschließen, dass die Sache mit Kreuzberger eine Finte war. Warum sollte mir jemand eine Falle stellen? Ich hatte ja nicht einmal die leiseste Ahnung bezüglich eines Motivs. Oder war ich, möglicherweise unbewusst, in den Ermittlungen weiter als vermutet? Nein, nein, ich bügelte meine kuriosen Gedanken ab. Mein Selbstwertgefühl spielte mir bestimmt nur einen dummen Streich, es wollte mich auf die Probe stellen. Doch warum? Theobald Kreuzberger wollte mich unter vier Augen sprechen. Punkt. Ohne das Wissen seiner Frau und anderer Personen. Doppelpunkt. Er hatte einen Verdacht, den er mir mitteilen wollte. Höhepunkt. Ich öffnete die in der Trennwand eingelassene Tür und zog sie ganz langsam auf. Auch im Kammersaal brannte das trübe Putzlicht. Erneut überkamen mich meine Gedanken. Warum hatte Kreuzberger seine Vermutung nicht einfach in das Fax geschrieben? Gab es etwas, das er mir zeigen musste und wenn ja, warum gerade im Pfalzbau? Warum überhaupt er? Kannte der Ehemann der Managerin die unheilvolle Verbindung zwischen Tuflinsky, Morda und Pako? In einem Kriminalroman würde Kreuzberger, der vordergründig unverdächtig Erscheinende, am Ende der Täter sein. Kein Leser würde vor der letzten Seite auf diesen Verdacht kommen. Doch wenn es in diesem Buch, das Sie gerade lesen, so passieren würde, müsste ich mich vor Dietmar Beckers Raffinesse verbeugen. Und das kann ja wirklich niemand von mir verlangen. – Verdammt, ich glaube, der Student hat mir mal wieder ein paar Worte in den Mund gelegt. Wo bleibt meine Selbstbestimmung?
    Die Ruhe des Raums, der weit über 100 Personen aufnehmen konnte, machte mich unruhig. Im Gegensatz zum

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