Kürbisgeist und Silberspray
Sache im Zug. Und Pinkus und Benno warten mit dem Auto unter der Eisenbahnbrücke. Genau hier!“
Harry deutet auf einen roten Kreis auf der Landkarte. „Dort werfen wir die Postsäcke mit dem Geld aus dem Zug. Ihr braucht sie nur einzusammeln und fahrt gleich los. Wir springen dann später vom Zug.“
„Etwa hier!“, sagt Joe und zeigt auf den nächsten roten Kreis.
„Da fährt der Zug immer langsamer, weil eine Kurve kommt, und gleich danach ist ein unbeschrankter Bahnübergang vor der nächsten Bahnstation.“
„Im Wäldchen daneben habe ich drei Mofas versteckt. Mit denen fahren Jim, Joe und ich querfeldein bis zur Mühle. Dort treffen wir uns!“, ergänzt Harry.
„Geht in Ordnung“, grinst Pinkus.
„Kommt bloß nicht auf den Gedanken, allein mit dem Geld abzuhauen!“, sagt Harry mit drohender Stimme zu Pinkus und Benno. „Die Polizei wird überall Straßensperren errichten. Und ich krieg euch, wo ihr auch seid!“
„Wofür hältst du uns?“, protestiert Pinkus empört.
„War doch nur’n Scherz!“, beschwichtigt ihn Harry. „Ihr fahrt bis zum Wirtshaus am Fluss. Dort parkt ihr beim Bootsverleih. Ihr schnappt euch ein Boot und lasst euch bis zur Mühle treiben!“, erklärt er dann weiter. „Na, wie findet ihr den Plan?“
„Ausgezeichnet! Aber wird der Bootsverleiher nicht das Boot am anderen Morgen vermissen?“, befürchtet Pinkus.
„Gut überlegt, Pinkus. Es wird an diesem Abend ein zusätzliches Boot am Steg liegen. Ihr erkennt es an der kleinen Fahne mit dem schwarzen Stern“, antwortet Harry. „Sonst noch Fragen?“
„Wann teilen wir das Geld?“, erkundigt sich Benno.
„Zuerst werden wir es vergraben. Dort unter dem Mühlstein. Er ist so schwer, dass ihn einer allein nicht heben kann. Und dann warten wir, bis Gras über die Sache gewachsen ist“, sagt Harry.
Pinkus nickt. „Der Boss hat Recht! Den meisten Geldräubern kommt man auf die Spur, weil sie hinterher das Geld mit vollen Händen ausgeben! Wir werden erst eine Weile genauso leben wie bisher.“
„Und was machen wir, wenn wir alle in der Mühle sind?“, will Benno wissen.
„Das verrate ich euch, wenn es so weit ist!“, sagt Harry.
Am Donnerstag, den 7. Mai, verläuft alles nach Plan.
Drei sportlich gekleidete Männer besteigen am Hamburger Hauptbahnhof den Nachtzug nach Frankfurt. Sie sitzen im Abteil neben dem Postwagen.
„Jetzt“, murmelt Harry hinter der vorgehaltenen Zeitung.
Gehorsam geht Jim, ein gelernter Schlosser, hinaus, um die Verbindungstür zum Postwagen zu knacken. Sie ist wegen des wertvollen Transportes mit einem Sonderschloss gesichert. Keine Hürde für Jim, den Spezialisten!
Joe steht am Gang Schmiere.
Er raucht. Eine Dame will vorbei zur Toilette.
„Leider besetzt. Ich warte auch!“, sagt Joe mit treuherzigem Augenaufschlag. Worauf die Dame die Toilette am anderen Ende des Wagens aufsucht.
„Fertig!“, flüstert Jim. Joe winkt Harry heraus. Dann ziehen sie ihre Strumpfmasken über den Kopf und dringen nahezu geräuschlos in den Postwagen ein ... Alles andere ist Routinesache.
Die Postbeamten, die gerade die Sendungen sortieren, werden überwältigt und gefesselt.
„Gut gemacht! Genau in der Zeit!“, sagt Harry nach einem Blick auf die Uhr. „Abwurf in sieben Minuten.“
Harry stoppt die Zeit genau: „... fünf, vier, drei, zwei, jetzt! Ab geht die Post!“, ruft er.
Die Postsäcke fliegen durch die von Jim entriegelte Tür des Postwagens ins Freie.
„Und jetzt noch vier Minuten!“
Harry wischt sich den Schweiß von der Stirn. „... drei, zwei, jetzt müsste der Zug langsamer werden!“ Er ist bemüht, sich die Spannung nicht anmerken zu lassen. Der Zug pfeift und wird tatsächlich langsamer.
„Nach der Kurve bis zehn zählen und dann springen!“, befiehlt Harry.
„Okay, Boss!“, nickt Joe und springt als Erster.
Jim hinterher. Er verknackst sich den Knöchel und flucht. Als Letzter taumelt Harry den Bahndamm hinunter.
„Was ist mit dir, Jim?“, schnauft Harry.
„Mein Knöchel! Hoffentlich nicht gebrochen!“, stöhnt Jim.
„Verdammter Mist!“, flucht Harry.
Gemeinsam helfen Harry und Joe ihrem Kumpel aufs Mofa. Mit schmerzverzerrtem Gesicht tritt Jim die Fahrt zur Mühle an. Als sie dort ankommen, humpelt Jim ins Haus.
„Legen wir ihn um und teilen durch vier?“, fragt Joe.
„Bist wohl verrückt“, sagt Harry.
Er gibt sich Mühe, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Wenn Pinkus und Benno nicht kamen, war alles umsonst
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