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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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sie erfährt, was los ist.«
    Leo hatte während des Gesprächs danebengestanden und die Stirn gerunzelt: »Ich könnte ein paar Kontakte spielen lassen und versuchen, eine Heizungsanlage aufzutreiben, die ein bisschen günstiger ist«, bot er an und ich hätte ihn auf der Stelle küssen können. Wie schön, dass er sich ebenso um das Wohl meiner Großmutter sorgte wie ich!
    Als wir am späten Abend wieder Richtung Uni-Viertel fuhren, wünschte ich, dieser Tag würde nie zu Ende gehen. Leo, Theodora und ich – das hatte alles wunderbar gepasst. Ich hatte ihm das Waldgrundstück gezeigt, das Baumhaus und all die Stellen, an denen ich als Kind am liebsten gespielt hatte. Um uns herum waren Schmetterlinge geflattert und hatten Libellen ihre Kreise gezogen. Leo hatte mir aufmerksam zugehört, mir Fragen nach meinen Eltern gestellt und unzählige Fotos mit dem Handy gemacht. Dieser Tag war absolut perfekt gewesen, bis auf eine winzige Kleinigkeit…
    »So, da wären wir«, sagte Leo und parkte das Cabrio in einer Garageneinfahrt, weil in der Rappstraße mal wieder nichts anderes frei war. Ich starrte auf die Ziffern meiner Armbanduhr, es war kurz vor halb elf. »Für einen Samstagabend ist es eigentlich noch recht früh«, wandte ich ein. Erstaunlicherweise schien er zu spüren, was ich mir so sehnlich wünschte, nahm mein Gesicht in seine Hände und zog mich dicht zu sich heran. Mein Herz tanzte Tango, ich spürte seinen Atem an meinem Hals. Sein süßlicher Duft umfing mich. Es roch nach Kirschmarmelade, Puderzucker und Vanille – eine schier unwiderstehliche Mischung, die mich beinahe um den Verstand brachte. In diesem Augenblick waren wir einander so nahe wie nie zuvor. Ich spürte, dass dies der Moment war, auf den ich so lange gewartet hatte, der Moment, der alles zwischen uns besiegeln würde.
    Leo streichelte mir zärtlich übers Haar und murmelte dabei etwas, das klang wie »Mein Rotkäppchen«.
    Danach fuhr er mit einer Fingerkuppe meinen Nacken entlang und ich bekam schlagartig Gänsehaut. Nun arbeiteten sich seine Hände entlang meiner Wirbelsäule hinab, bis unter die Schulterblätter. »Deine Haut ist so weich wie Samt«, murmelte Leo und begrub sein Gesicht in meinen Haaren. »Weißt du eigentlich, wie gut du dich anfühlst?«
    Ich schwebte auf Wolke sieben und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Dann probier erst einmal das hier«, schlug ich vor und warf alle meine Ängste über Bord. Wenn Leo mich nicht küsste, dann tat ich es eben!
    »Oh, hi, Pippa! Das ist ja eine Überraschung!«, ertönte eine männliche Stimme in diesem Moment rechts neben mir und ich drehte mich um. Welcher Idiot wagte es, genau in dem Augenblick zu stören, auf den ich so lange hingefiebert hatte?
    Leo straffte die Schultern und musterte den Typen, der sich zu uns beugte. Drei unterschiedlich große Hunde verschiedener Rassen schnüffelten neben ihm auf dem Bürgersteig herum. »Hallo, Marc«, grüßte ich so reserviert wie möglich und hätte ihn am liebsten gekillt. Einer der Hunde, ein dunkelbrauner Labrador, sprang am Auto hoch und reckte seinen Kopf nun ebenfalls neugierig in meine Richtung. »Der ist aber schön«, sagte Leo und streckte seine Hand aus, um das Tier zu streicheln, das sofort seine Finger abschleckte. Marc lachte, nahm den Hund am Halsband und sagte schließlich streng: »Sitz! Platz!« Zu meinem großen Erstaunen gehorchte der Labrador und setzte sich artig auf den Bordstein. Marc holte ein Tütchen aus seiner Hosentasche und gab dem Hund etwas zu fressen.
    »Tja, ein Leckerli als Belohung muss sein«, grinste Leo und öffnete die Fahrertür. Oh nein – wollte er sich jetzt etwa länger mit Marc unterhalten??!!???
    Schwuppdiwups kniete Leo auch schon auf der Straße, umringt von drei Hunden, die sich um seine Aufmerksamkeit kloppten und schwanzwedelnd um ihn herumsprangen. Mein Date war offenbar nicht nur dazu in der Lage, Großmütter und Enkelinnen zu betören, sondern auch Labradore, Jack Russel Terrier und einen Beagle. »Dein Freund ist ja ein echter Hundeflüsterer«, amüsierte sich Marc und ging dann mit dem Beagle, der an der Leine zu zerren begann, zum nächsten Baum, wo der Hund sich erleichterte. Dann holte Marc erneut etwas aus seiner Hosentasche. Diesmal war es eine schwarze Plastiktüte, wie man sie benutzt, um Kot einzusammeln und zu entsorgen. Währenddessen spielte Leo mit den beiden anderen Hunden, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan.
    »Hättest du Lust, mich

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