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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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beim Dogsitting zu vertreten, wenn ich mal nicht kann?«, fragte Marc und ich war kurz davor zu hyperventilieren. Machten die beiden jetzt etwa auf beste Freunde? Leo schien das überhaupt nicht zu stören – im Gegenteil! »Klar, mach ich gern. Sag einfach Pippa Bescheid, wenn Not am Mann ist«, antwortete er und öffnete unvermittelt die Beifahrertür.
    Was sollte denn das jetzt bitte schön?
    Sollte ich jetzt etwa aussteigen, oder was?
    Marc sah von Leo zu mir und lächelte. »Dann wünsche ich euch beiden noch einen schönen Abend. War nett, euch getroffen zu haben.« Ich war kurz davor, ihm an die Kehle zu gehen.
    »Das fand ich allerdings ÜBERHAUPT nicht«, presste ich zwischen den Zähnen hervor, nachdem Marc und die Hunde weit genug weg waren. Bislang hatte ich nur Ärger gehabt, wenn Marc Jensen irgendwo auf der Bildfläche erschienen war.
    Doch diese Aktion heute war tausendmal schlimmer als jede Kritik an meinen Filmrezensionen…

14.
    Sonntag, 10. April
    »Verena?«
    »Mhmh?«
    »Wir müssen Theodora helfen!«
    Zuerst tauchte nur ein rotbrauner Haarschopf hinter der FAZ-Sonntagsausgabe auf, dann der Rest meiner Mutter. »Wieso, was ist passiert?« Ich schluckte den letzten Bissen meines Käsebrötchens hinunter und schenkte uns beiden Tee nach. »Oma ist in finanziellen Schwierigkeiten. Zuerst hat ihr Kühlschrank die Biege gemacht, dann die Spülmaschine und jetzt ist dummerweise auch noch die Heizungsanlage kaputtgegangen.«
    »Davon hat sie mir überhaupt nichts gesagt. Bist du dir sicher, dass das stimmt?«
    »Ja, ich bin mir sicher, schließlich war ich gestern da und habe ihr geholfen, das Geschirr zu spülen. Und ich war froh, dass es momentan einigermaßen warm ist, denn Theodoras Kachelofen ist zwar ganz gemütlich, reicht aber nicht aus, um das ganze Haus zu heizen. Oma wird dieses Jahr sogar auf den Madeira-Urlaub verzichten müssen, weil sie sich das jetzt nicht mehr leisten kann.« Verena legte die Stirn in Falten und trank ihren Tee in einem Zug aus. Ich hätte wie so oft viel darum gegeben zu wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    »Wie viel Geld braucht sie denn?«, fragte sie und faltete die Zeitung zusammen. »Mindestens sechstausend Euro, eher mehr«, antwortete ich und hob Martini auf meinen Schoß, um sie zu streicheln. Die Katze gab einen leisen Maunzer von sich und machte es sich auf meinen Knien bequem. Eine Sekunde später war sie auch schon eingeschlafen.
    »Hui!« Mama pfiff durch die Zähne und schaute aus dem Fenster. »Das ist eine ganz schöne Stange Geld! Ich werde darüber nachdenken und sehen, was sich machen lässt. Wie du weißt, sieht es auf meinem Konto auch nicht gerade rosig aus. Und diese Wohnung ist immer noch nicht abbezahlt.«
    »Wir könnten auf den Griechenland-Urlaub verzichten«, schlug ich vor. Auch wenn dieses Angebot vielleicht selbstlos und edelmütig klang, hatte es eher etwas damit zu tun, dass ich nicht so lange von Leo getrennt sein wollte. Der gestrige Tag war einfach traumhaft schön gewesen und ich konnte es kaum erwarten, endlich da weiterzumachen, wo Marc Jensen, dieser Widerling, uns unterbrochen hatte.
    »Das kommt überhaupt nicht infrage!« entgegnete Verena. »Ich finde einen anderen Weg. Aber abgesehen davon sollte Theodora auch endlich mal ihre Sturheit aufgeben und das Waldgrundstück verkaufen. Oder zumindest einen Teil. Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb sie so daran hängt. Da ist doch nichts außer Bäumen, Moos und vertrockneten Tannennadeln…«
    Nichts außer dem magischen Zauberwald meiner Kindheit.
    Einem Ort, an dem insektengroße Waldgeister hoch oben in den Baumwipfeln ihre Häuser bauen. Elfenartige Wesen, die nachts ihr seltsames Leuchten über die Welt schicken, als seien sie Glühwürmchen. Kleine Zauberer, die sogar im eisigsten Winter Blumen zum Erblühen bringen, wenn ihnen danach ist…
    »Du weißt doch, wie sehr Oma an diesem Stück Land hängt. Es ist seit Generationen im Familienbesitz. Und Theodora ist ein Mensch, der Wert auf Traditionen legt«, wandte ich widerwillig ein, denn ich war dieses Thema mittlerweile wirklich leid. Es kam nun schon zum x-ten Mal auf den Tisch und führte zu nichts anderem als zu Streit.
    »Okay, okay, okay, ich sag ja schon nichts mehr«, seufzte Verena. »Gegen euch zwei habe ich mit meinen Argumenten sowieso keine Chance. Was auch immer ihr beide mit diesem Wald habt, mir persönlich bedeutet er nichts.« Damit war das Gespräch dann auch beendet und meine Muter verschwand

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