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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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solltest du das Ganze wirklich wollen. Und wenn dem so ist, hilft es, ein Ritual zu vollziehen. Zünde eine Honigkerze an, füll ein Schüsselchen mit süßem Gebäck und läute ein Glöckchen. Feen sind unglaublich neugierig und kommunikativ und freuen sich, wenn man versucht, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Du kannst sie mithilfe eines Kristalls anlocken, eine Traumreise antreten oder einfach meditieren«, fuhr Michael fort und ich begann, mich allmählich zu fragen, ob er wirklich von dieser Welt war.
    Mittlerweile hatte ich begonnen, alles, was Michael sagte, auf einem Zettel zu notieren.
    Wer hätte gedacht, dass das alles so kompliziert werden würde?
    Ich warf einen schnellen Blick auf meine Uhr. Wenn ich pünktlich bei Leo sein wollte, musste ich mich beeilen…

26.
    Freitag, 23. April – Ein Wohnblock
im Schanzenviertel
    Katharina Flurer sah den Handwerkern dabei zu, wie sie sich darum bemühten, ihr Badezimmer wieder halbwegs in seinen Ursprungszustand zurückzuversetzen.
    Seit Montag waren sie schon dabei. Katharina wohnte währenddessen bei ihrer Tochter, deren Mann und der fünfjährigen Enkelin Lilly. Trotzdem kehrte sie jeden Tag wieder in ihre Wohnung zurück, um die Renovierungsarbeiten zu beaufsichtigen, da das Bad bei dieser Gelegenheit grundsaniert werden sollte.
    Momentan waren die Maler gerade dabei, den Raum mit einer wasserfesten Farbe zu streichen – eine Erneuerung der Tapete hatte die Hausverwaltung als zu unhygienisch und unpraktisch abgelehnt. Wenn schon alles neu gemacht werden sollte, dann sollte es auch perfekt werden!
    Es war überhaupt sehr anstrengend gewesen zu klären, wer dafür zuständig war, den entstandenen Schaden zu ersetzen.
    Die Verwaltung lehnte ihre Unterstützung mit der Begründung ab, sie sei nicht für Einbruch und Vandalismus zuständig. Sie erklärten sich lediglich bereit, die Kosten für die längst überfällige Sanierung zu übernehmen. Aber wer ersetzte ihr den Schaden an dem antiken Schränkchen? An den teuren Flakons, die bereits Sammlerwert hatten? Wer tröstete sie über den emotionalen Verlust hinweg, den sie durch die Zertrümmerung des Engels erlitten hatte? Ganz abgesehen von dem riesigen Schrecken, den ihr das alles eingejagt hatte. In diesen Dingen konnte sie sich nur selbst helfen.
    Die Hausratsversicherung berief sich darauf, dass es sich ihrer Ansicht nach bei der Verwüstung nicht um einen Einbruch gehandelt habe. In dieser Beziehung ließen sie nicht mit sich diskutieren. Immerhin waren an der Eingangstür keinerlei entsprechende Spuren gefunden worden.
    Der oder die Täter hatten offenbar ein Duplikat des Wohnungsschlüssels gehabt.

27.
    Freitagabend, 23. April
    »Schön, dass du da bist. Hast du Hunger?«
    Neugierig folgte ich Leo in seine schicke, wenn auch kleine Altbauwohnung. Köstliche Essensdüfte erfüllten den Flur und mir lief augenblicklich das Wasser im Munde zusammen. Leo nahm mir – ganz Gentleman – den Mantel ab und hängte ihn an die Mini-Garderobe. Dann zog er mich an sich und küsste mich so lange, bis mir beinahe schwindelig wurde. Seine Hände gruben sich in meine Lockenmähne, streichelten meinen Nacken, meinen Rücken, berührten dann wieder meinen Hals und wanderten schließlich zum Ansatz meines Kleids mit dem verboten tiefen V-Ausschnitt. Gerade als ich dachte, ich müsse ohnmächtig zu Boden sinken, klingelte es in der Küche. »Nanu?«, fragte ich, wie aus einer Trance erwacht. »Das war die Eieruhr«, murmelte Leo. »Sie sagt, dass die Nudeln al dente sind.«
    »Die Eieruhr kann sprechen?«, witzelte ich und folgte ihm widerstrebend zum Herd. Meinetwegen hätten wir den Teil mit dem Essen auch überspringen können. Ich sah Leo zu, wie er die Nudeln in ein Sieb gab, kurz kaltes Wasser darüberlaufen ließ und die Pasta anschließend wieder in den Topf zurückkippte. »Du kochst wohl gern, was?«, fragte ich und beobachtete, wie er einige Stängel Basilikum zerrupfte.
    Unglaublich, diese Hände! »Magst du Tomaten-Ricotta-Pesto?«, fragte Leo, immer noch vollkommen auf die Zubereitung des Essens konzentriert. Keine Ahnung, wie er das machte – ich wäre keinesfalls dazu in der Lage gewesen. Gerade wollte ich antworten: Ich mag alles, aber vor allem dich . Doch dann sah ich, wie Holla es sich auf einem der Küchenborde bequem gemacht hatte und ihre Ringelbeine baumeln ließ. Es war das erste Mal, dass sie auf eine Größe geschrumpft war, wie man sie von Elfen erwartete. Nun schüttelte sie heftig den

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