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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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ich dich gebeten habe?« »Nnnein… ich wollte nur«, stotterte ich. Oh mein Gott, was sollte ich jetzt tun? Als ich sah, wie seine Augen sich verengten und plötzlich ihre Farbe wechselten, wurde mir schlagartig klar, dass ich in Gefahr war. In GROSSER Gefahr! Da der Weg nach draußen versperrt war, stürzte ich ins Badezimmer und schloss mich ein. Meine Hände zitterten dermaßen, dass ich Mühe hatte, den Schlüssel umzudrehen, doch zum Glück gelang es mir, bevor Leo die Tür aufreißen konnte. Ich hatte mein Handy dabei, vielleicht konnte ich damit um Hilfe rufen. Aber ich wagte nicht zu telefonieren. In Höchstgeschwindigkeit tippte ich eine SOS-Rund-SMS und sah mich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gab zwar ein kleines Fenster, aber da hinauszuklettern, würde nichts bringen, weil ich mir bei einem Sprung unter Garantie das Genick brechen würde. »Sag mal, bist du verrückt geworden?«, rief Leo und hämmerte gegen die Tür. »Wir wollten doch nur ein Picknick machen, drehst du jetzt völlig durch?« Auch seine Stimme hatte jetzt einen anderen Klang bekommen. Sie war schrill und hörte sich überhaupt nicht mehr nach dem Leo an, den ich kannte. Nun kommt schon, bitte meldet euch , dachte ich, während erste Schweißperlen meinen Nacken hinunterrollten. Hoffentlich hatte irgendjemand die Polizei verständigt oder war auf dem Weg hierher…
    Hoffentlich hatte überhaupt jemand meinen Notruf gelesen…
    »Okay, mein Rotkäppchen, dann unterhalten wir beide uns jetzt mal vernünftig. Ich erkläre dir die Spielregeln. Wenn du nicht in drei Minuten aus dem Bad gekommen bist, breche ich die Tür auf, haben wir uns verstanden?« Ich gab keine Antwort und sah mich stattdessen im Badezimmer nach einem Gegenstand um, den ich benutzen konnte, um mich zu verteidigen.
    »Übrigens werde ich gleich in der Uni anrufen und eine Professorin namens Verena Möller darüber informieren, dass sich ihre über alles geliebte Tochter gerade in einer äußerst unguten Lage befindet. Und dass der einzige Weg, dich da rauszuholen, darin besteht, der Firma Lauterbach und Söhne das Waldgrundstück zu überschreiben. Sobald das passiert ist, hast du nichts mehr zu befürchten, meine Schöne, das weißt du doch hoffentlich, oder?!?«
    Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, dass die Tür aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mir’s heute zumut…
    Ich war kurz davor durchzudrehen.
    Leo, der Wolf, hatte mich wie Rotkäppchen in eine Falle gelockt und ich war auch noch so naiv gewesen, ihm blindlings zu folgen und alle Warnhinweise zu ignorieren. Meine einzige Chance bestand darin, ihn irgendwie um den Finger zu wickeln und davon zu überzeugen, dass er seinen Willen auch bekommen würde, wenn er mich freiließ. Ich konnte schließlich nicht darauf hoffen, wie im Märchen von einem tapferen Jägersmann gerettet zu werden. In meinem persönlichen Albtraum musste ich wohl selbst für mein Überleben sorgen!
    Gerade, als ich das Gefühl bekam, vor lauter Panik in Ohnmacht zu fallen, hörte ich Hollas Stimme. Doch ich konnte sie nirgends sehen, während sie flüsterte: »Halt durch, halt durch, wir Feen lassen dich nicht im Stich!«
    Und dann ging auf einmal alles sehr schnell: Holz splitterte, die Tür wurde aufgestoßen und Leo stand mit wutverzerrtem Gesicht vor mir. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich einen schwarzen Gegenstand in seiner Hand erkennen. Dann fing das Badezimmer an, sich um mich zu drehen. Ich vernahm ein Poltern, ein Fluchen, wütende Männerstimmen und einen Knall, der wie ein Schuss klang.
    Und dann war da plötzlich dieser scharfe Schmerz.
    Ein Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor verspürt hatte…

50.
    Samstag, 14. Mai
    Als ich aufwachte, schaute ich in das Gesicht meines Vaters. Er sah besorgt aus und war aschfahl. Verena stand neben ihm und umklammerte seine Hand. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, weil ich große Mühe hatte, mich an irgendetwas zu erinnern. Wieso war mein Vater hier? War ich ohnmächtig gewesen, und wenn ja – wie lange?
    »Das erzählen wir dir später, wenn du wieder fit bist«, antwortete Mum und presste meine Hand an ihre Lippen.
    Mein Vater strich mir eine

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