Kuess mich doch - Roman
Erinnerung daran zusammen. »Unsinn. Sie liebt das Reisen«, stellte er klar. »Ihre Koffer stehen allzeit bereit. Sie hat nicht einmal eine eigene Wohnung; sie lebt im Gästezimmer ihrer Großmutter. «
Jack rieb sich das unrasierte Gesicht. »Sie hat also ein paar Marotten. Das muss nicht heißen, dass sie als Partnerin ungeeignet ist. Vielleicht musst du ein bisschen deutlicher werden. «
»Du hast wohl zu viele Liebesromane gelesen.« Seit dem Tod von Coops Mutter kam es des Öfteren vor, dass Jack es sich mit einem Glas Scotch und einem der alten Schmöker seiner Frau auf dem Wohnzimmersofa gemütlich machte.
Jack lief rot an. »Das war gemein.«
Coop schüttelte den Kopf. »Schlägst du ernsthaft vor, ich soll mich auf jemanden einlassen, der bald auf und davon sein wird?«
»Ist sie das Risiko wert?« Jack ging zu seinem Sohn. »Es ist nämlich nicht leicht, eine anständige Frau zu finden, und auf mich wirkt sie, als wäre sie in Ordnung. Es stört sie offenbar nicht, eine Weile allein in einer Bar zu sitzen, auch wenn sie niemanden dort kennt. Und wie sie dich ansieht …« Er ließ einen anerkennenden Pfiff hören. »Vielleicht erkennst du den Unterschied bloß nicht, weil du noch zu verletzt bist. «
»Du hast leicht reden, schließlich ist Mom ihr ganzes Leben lang zu dir gestanden. «
Bei der Erwähnung seiner Frau leuchteten Jacks Augen auf.
»Wenn du so sicher bist, dass das mit Lexie nicht von Dauer sein wird, wieso triffst du dich dann überhaupt noch mit ihr?«, erkundigte sich Jack. Er wusste eben stets die richtigen Fragen zu stellen, ganz der kluge Vater.
»Ich habe meine Gründe«, murmelte Coop. Schließlich war sie sein Schlüssel zu mehr Informationen über die Vergangenheit des Rings.
Allerdings hätte sich die Zusammenarbeit mit Lexie ohne weiteres auch anders gestalten lassen. Unpersönlicher. Du hättest ja nicht unbedingt mit ihr ins Bett gehen müssen, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Es war seine Entscheidung gewesen, sich mit ihr einzulassen.
Nein , dachte Coop. Von einer bewussten Entscheidung konnte weiß Gott keine Rede sein. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt, hatte das dringende Bedürfnis verspürt, mehr von ihr zu erfahren, sie besser kennenzulernen.
Vom phänomenalen Sex einmal ganz abgesehen, übte Lexie eine positive Wirkung auf seine Laune, seine Arbeit, sein ganzes Leben aus. Er genoss das Zusammensein mit ihr, wie er es noch nie zuvor mit jemandem getan hatte.
Annie war seine erste große Liebe gewesen.
Lexie hingegen … Coop brachte den Gedanken absichtlich nicht zu Ende. Wenn er sich gar nicht erst groß Gedanken über seine Gefühle für Lexie machte, würde es ihr vielleicht auch nicht gelingen, ihm das Herz zu brechen, wie Annie es getan hatte.
Wahrscheinlich wäre es wohl das Klügste, die Affäre jetzt zu beenden, solange diesbezüglich noch keine Gefahr bestand. Aber er war nicht bereit, Lexie aufzugeben, ehe es nicht unbedingt sein musste. Der Zeitpunkt rückte ohnehin viel zu rasch näher. Rascher, als er es geplant hatte. Rascher, als ihm lieb war.
»Weißt du, was dein Problem ist?«, fragte Jack und riss Coop damit aus seinen Gedanken.
»Nein, aber ich bin sicher, du wirst es mir gleich verraten. «
Jack grinste. »Du hast immer solche Angst zu scheitern, dass du erst gar kein Risiko eingehst.«
»Reden wir jetzt davon, dass ich aus der Polizeiakademie ausgetreten bin, anstatt eine Verletzung zu riskieren?« Coop schob verärgert den Stuhl zurück und erhob sich.
Jack rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Du wärst ein verdammt guter Polizist geworden. Du bist für die Detektivarbeit wie geschaffen, aber natürlich war die Verletzungsgefahr viel zu groß. «
Coop ließ einen Seufzer hören. Zumindest das hatte Jack mittlerweile eingesehen.
»Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du Angst davor hast, zu versagen. Zum Teufel, ja, du bist ein guter Journalist, aber als Schriftsteller hast du es nicht besonders weit gebracht. Und weißt du, warum? Weil du nur mit halbem Herzen bei der Sache bist. Wenn du alles geben würdest, wärst du auch ein großartiger Schriftsteller!« Jack sprach so laut, dass seine Stimme durch das gesamte Haus schallte.
»Ah, ja. Und woher willst du das so genau wissen?«, fauchte Coop aufgebracht.
»Ich habe dein Buch gelesen.«
Coop schnappte überrascht nach Luft. »Du hast mein Buch gelesen?«
Sein Vater nickte. »Jawohl. Und obwohl die Geschichte gut und spannend geschrieben ist
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