Kuess mich doch - Roman
– sehr spannend sogar –, fehlt ihr ganz einfach das Feuer. Weil du nicht dein Herzblut hineingesteckt hast. «
Das erinnerte Coop an Lexies Kommentar. Genau konnte er sich nicht mehr daran erinnern, weil ihm jetzt die Kritik seines Vaters im Kopf herumschwirrte.
»Ach, hör doch auf«, knurrte Coop.
»Den Teufel werde ich tun!« Jack stand auf und ging um den Tisch herum zu seinem Sohn. »Ich habe noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, und ich werde auch jetzt nicht damit anfangen. Du hast beschlossen, nicht dein Bestes zu geben, weil du hoffst, dass du dann nicht am Boden zerstört bist, falls es nicht klappt. Dasselbe gilt für Lexie. Du investierst gar nicht erst viele Gefühle, in der Hoffnung, dass du dann nicht noch einmal verletzt werden kannst. Du hast Angst davor zu scheitern«, stellte er fest.
Dieser Mistkerl. »Ich bin nicht gekommen, um mir das anzuhören. «
»Hör ruhig weg. Die Wahrheit wirst du trotzdem nicht ändern können. «
Coop ging zur Tür.
»Wenn du aufs Revier gehst, dann frag nach Ed. Du kannst dich sicher an ihn erinnern, ein Hüne mit einem
Gehstock. Er ist in den Innendienst versetzt worden, nachdem ein Schuss einen Nerv in seinem Bein verletzt hatte. Ich werde dafür sorgen, dass er dich in den Aktenraum lässt. «
»Danke«, brummte Coop, der schon auf dem Weg nach draußen war, und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
Lexie hatte schon als kleines Mädchen gelernt, allzeit bereit zum Aufbruch zu sein. Das verdankte sie ihrer Großmutter, die sie regelmäßig vor der Hölle des Eislauftrainings bewahrt hatte und stattdessen mit ihr in den Park oder ins Museum gegangen war. Und auch als Erwachsene war sie in der Lage, im Nu ihre sieben Sachen zu packen und loszustarten. Würde sie eine Stellenanzeige aufgeben, dann hätte diese die Überschrift: »Besitze Laptop, bin flexibel«. Wenn sie sich über irgendetwas aufregte, brach sie entweder zu einer Reise auf oder vertiefte sich in ihre Arbeit.
An diesem Morgen entschied sie sich für Letzteres, und sie blieb dazu in Coops Wohnung. Sie wäre gerne wütend auf ihn gewesen, weil er einfach verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen, doch es gelang ihr nicht. Wenn er die Australien-Webseite gesehen hatte, war er wahrscheinlich wütend und hatte etwas allein sein wollen, um sich über einiges klarzuwerden. Aber sie wollte hier sein, wenn er zurückkam.
Als ihr Telefon klingelte, nahm sie sofort ab, ohne auf die Nummer zu achten, in der Hoffnung, es wäre Coop. »Hallo?«
»Alexis? «
Beim Klang der autoritären Stimme ihres Vaters, der sie stets bei ihrem Taufnamen nannte, zog sich wie immer Lexies Magen krampfartig zusammen. »Hi, Dad.«
»Wie geht es dir? Oder sollte ich dich besser fragen, wo du steckst?«
Sie verdrehte die Augen. Er konnte die Sticheleien einfach nicht lassen. »Du weißt doch, dass ich seit letzter Woche in der Stadt bin.«
»Bei dir weiß man ja nie, ob dich nicht schon wieder die Reiselust gepackt hat.«
Sie umklammerte das Telefon. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich bis zu Grandmas Geburtstag hierbleiben werde.«
Er räusperte sich. »Ja. Und wie lange werden wir noch warten müssen, bis wir dich zu Gesicht bekommen ?«
Lexie hatte ihre Eltern im Vormonat besucht, bei ihrem letzten Aufenthalt in New York. Ihr Vater hatte Recht; es war wieder einmal Zeit für eine Stippvisite.
»Ist das deine Art, mir mitzuteilen, dass du mich vermisst ?«, fragte sie voller Hoffnung.
»Es wäre nett von dir, bei uns vorbeizuschauen. Das ist ein Grund für meinen Anruf. Der andere ist, dass sich deine Großmutter eigenartig benimmt – sogar nach ihren Maßstäben. «
Er hat es also auch bemerkt , dachte Lexie.
»Deine Mutter lässt fragen, ob du diesen Samstagabend mit ihr zum Dinner vorbeikommen möchtest. «
Ein formales Essen im Haus ihrer Eltern in der Vorstadt. Allein schon bei dem Gedanken daran hätte Lexie am liebsten sofort die Flucht ergriffen. »Hast du Grandma schon gefragt, ob sie Zeit hat?«
»Wenn ich sie frage, lässt sie sich nie auf einen Tag oder eine Zeit festnageln. Manchmal geht sie noch nicht einmal ans Telefon. «
Kein Wunder, dachte Lexie , sie hat ein Telefon mit Rufnummernanzeige. Sie konnte gerade noch ein belustigtes Schnauben unterdrücken. Ihr Vater ging mit seiner steifen Art nicht nur ihr, sondern auch ihrer Großmutter gewaltig auf die Nerven, aber ihnen war durchaus bewusst, dass er es gut meinte, auch wenn er sich oft sehr ungeschickt anstellte.
»Ich werde
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