Kuess mich doch - Roman
eingeatmet hatte, erwachte das sexuelle Verlangen in ihr. Sie wäre ihm nur zu gern mit den Fingern durch das kurze Haar gefahren, während sie den Polizeibericht überflogen. Aber sie musste sich auf ihren Fund konzentrieren, deshalb hielt sie sich zurück.
Vorläufig zumindest.
»Hier heißt es, dass alle Gäste befragt und wieder freigelassen wurden. Dasselbe gilt für den Großteil der Angestellten, die an diesem Abend im Haus waren«, meinte Coop.
Er wirkte hoch konzentriert und sprühte vor Energie. Offenbar war sie die Einzige, die Visionen davon hatte, dass sie an Ort und Stelle übereinander herfielen und sich über den staubigen Boden des Archivs rollten.
»Der Chauffeur, ein gewisser Richard Hampton, war schon schwieriger ausfindig zu machen, aber letztendlich wurde auch er befragt und wieder entlassen. Zwei Servierdamen konnten nie aufgespürt werden, ebenso wenig der gestohlene Schmuck. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass die beiden bei der
Firma, die sie engagiert hatte, eine falsche Identität angegeben hatten. Aber da das die einzigen offenen Fragen waren und sich diese Spur nicht verfolgen ließ, wurde der Fall schließlich einfach ungelöst ad acta gelegt.«
Lexie biss sich auf die Wange. Ihr schwirrte schon seit geraumer Zeit eine Frage durch den Kopf. »Wann genau hat sich der Diebstahl ereignet? «
»Am 31. Dezember 1951.«
Lexie dachte ein Weilchen angestrengt nach, wobei sie versuchte, sich an Geschichten und Informationen zu erinnern, die sie im Lauf der Jahre gehört hatte. Schließlich fiel ihr etwas ein.
»Ja!« Sie schwang triumphierend die Faust.
»Was ist los?«
»Ich hatte immer die 1950er Jahre im Kopf. Deshalb ist mir nie aufgefallen, dass mein Großvater ein felsenfestes Alibi hatte. Im August 1951 wurde er nämlich zum Koreakrieg eingezogen. Ich erinnere mich an den Monat August, weil es um den Geburtstag meiner Großmutter herum war. «
Coop verstand. »Er kann also unmöglich in den Diebstahl verwickelt gewesen sein.«
»Genau!« In ihrer Erleichterung legte Lexie Coop instinktiv die Arme um den Hals und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.
Coop erwiderte den Kuss, wobei seine Zunge köstliche Dinge in ihrem Mund anstellte, ließ dann jedoch gleich wieder von ihr ab. »Wir müssen weitermachen«, erinnerte er sie.
Widerwillig stimmte sie ihm zu und löste sich von ihm, obwohl ihr Körper vor Erregung bebte. »Okay. Der Chauffeur wurde also nach dem Verhör für unschuldig befunden, sprich, es bleiben nur die beiden Frauen übrig. «
Coop blätterte in den vergilbten Seiten. Da das meiste des Berichts handschriftlich verfasst war, benötigte er eine Weile, um alles zu entziffern. »Das meiste von dem, was hier steht, hilft uns überhaupt nicht weiter. Abgesehen von dem hier …« Er zeigte mit dem Finger auf eine Seite. »Hier heißt es, den meisten Anwesenden sei aufgefallen, dass die zwei Kellnerinnen immer wieder auffällig lange verschwanden und die Gäste auf dem Trockenen sitzen ließen. Außerdem steckten sie des Öfteren die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander, statt zu arbeiten. Es wirkte, als hätten sie einander gut gekannt. «
»Was nicht weiter verwunderlich wäre, wenn sie häufig zusammengearbeitet haben«, bemerkte Lexie. Ihr drehte sich bereits der Magen um, noch ehe sie sich die Tatsachen bewusst gemacht hatte. Die Schlussfolgerung lag auf der Hand.
»Allerdings … Warte, ich weiß genau, dass ich hier noch etwas anderes gelesen habe …« Coop blätterte in der Akte zurück. »Hier: Die beiden Frauen wurden nur dann zu Hilfe geholt, wenn die Gästeliste der Auftraggeber in letzter Minute länger wurde. «
Lexie schluckte schwer. »Was uns zum Ausgangspunkt zurückbringt, nämlich zur Frage, wie die Kette in den Besitz meiner Großmutter gekommen ist …«
»Während dein Großvater im Ausland stationiert war. «
Coop legte ihr eine Hand auf die Schulter, als wollte er sie stützen, wenn die Erkenntnis sie traf wie ein Schlag.
Ein Schlag, den sie unbewusst bereits vorhergesehen hatte, während sie die Fragen durchgegangen waren. »Aber … Wir können ihr doch unmöglich unterstellen, dass sie eine der beiden Frauen war, die als Aushilfe angestellt wurden.« Sie schaute Coop an in der Hoffnung, dass er bei dieser Vorstellung in schallendes Gelächter ausbrechen würde.
»Lass uns einfach mal annehmen, dass sie es tatsächlich war. Wer hätte ihre Komplizin sein können?«
Lexie schloss die Augen. Sie wehrte sich gegen die
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