Kuess mich doch - Roman
eine schwere Eisentür ins Schloss fällt, klingt das noch viel unerbittlicher und … endgültiger. Mein Vater hat Matt und mich als Kinder einmal mitgenommen. Er wollte uns einen Schrecken einjagen, bevor wir etwas anstellen.« Er hielt kurz inne. »Es hat funktioniert.«
Sie schauderte. »Das glaub ich gern.« Dann besann sie sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe. Sie ließ den Blick über die schmalen Gänge rechts und links von ihnen gleiten. So weit das Auge reichte, reihte sich ein Regal an das nächste, und jedes einzelne war von oben bis unten mit Schachteln vollgestellt. »Wow.«
»Rein theoretisch sollte das Ganze chronologisch geordnet sein«, sagte Coop und marschierte los, an den Kartons aus den letzten Jahren vorbei.
Sie ließen die 1960er hinter sich und fanden schließlich die 1950er Jahre. »Der Diebstahl hat sich während einer Weihnachtsfeier ereignet, deshalb schlage ich vor, wir fangen mit Dezember an.« Er zog zwei große Schachteln mit Akten heraus und deponierte sie auf dem Boden.
Wie auf ein Kommando gingen sie beide in die Knie, um die Akten durchzusehen.
Lexie nahm sich das Jahr 1950 vor, Coop 1951. Er
hob den Deckel und begann, die einzelnen Fälle durchzusehen. »September … Oktober … Die Mappen scheinen sogar in der richtigen Reihenfolge zu sein.«
Lexie tat es ihm nach. »Bei mir auch«, bemerkte sie überrascht. »Ich bin davon ausgegangen, dass wir mehrere Tage hier unten verbringen würden. Ich hätte nie gedacht, dass das hier so ordentlich ist, wie man es aus dem Fernsehen kennt.« Sie setzte sich hin und machte es sich auf dem harten, kalten Betonboden so gemütlich wie möglich.
»Ja, wirklich nicht übel, auch wenn es nicht an eine Computerdatenbank herankommt«, sagte Coop.
Lexie hielt seinen brüsken, sachlichen Tonfall keine Minute länger aus. Es war ihr unmöglich, nachts mit jemandem intim zu sein, der sich tagsüber dann abweisend und distanziert verhielt. Sie war sich nicht sicher, was ihn mehr erzürnt hatte, die Webseite von Australien oder das, was sie am Telefon zu ihrem Vater über ihre Beziehung zu Coop gesagt hatte. Jedenfalls hatte sie ihn weder mit dem einen noch mit dem anderen verletzen wollen.
»Wegen heute Morgen …« Sie beschloss, mit der Webseite anzufangen. »Ich weiß, dass du die Seite über Australien auf meinem Computer gesehen hast.«
Er hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. »Ist keine große Sache. «
»Wieso bist du dann verduftet, ohne dich zu verabschieden oder mir zumindest zu sagen, dass du gehen musst?« Während sie redete, zog sich erneut ihr Magen schmerzhaft zusammen.
»Was macht das für einen Unterschied, wo das zwischen uns doch ohnehin nichts Ernstes ist?«
Sie wollte sich gerade über seinen kleinlichen Kommentar aufregen, als sie das Funkeln in seinen Augen bemerkte.
Nun war sie total verwirrt.
»Okay, ich hätte dir sagen sollen, dass ich meinem Vater einen Besuch abstatten werde.« Seine Kiefermuskeln arbeiteten, und sie wartete, um ihm Zeit zu geben. »Ich war eben etwas überrumpelt, als ich so unvermutet über deine Reisepläne gestolpert bin – auch wenn mir von vornherein klar war, dass du nicht vorhast, lang zu bleiben. «
Lexie wusste seine Ehrlichkeit zu schätzen. Sie zog zwar in Erwägung, bald zu ihrer nächsten Reise aufzubrechen, aber das bedeutete doch nicht, dass sie ihn verlassen wollte.
Dazu war sie noch nicht bereit.
»Es gibt noch keine konkreten Pläne. Ich hab mir nur ein paar Orte angesehen, die ich vielleicht eines Tages besuchen werde. Warst du jemals im Ausland?«, hakte sie vorsichtig nach.
Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte nie die Gelegenheit dazu. « Er widmete sich wieder den Akten in der Kiste vor ihm.
Lexie stieß einen langen Seufzer hervor. Sie war froh, dass er aus diesem Grund zu Hause geblieben war und nicht, weil er das Reisen an sich nicht mochte. Aber sie fand es traurig, dass sich ihm niemals die Möglichkeit dazu geboten hatte. »Vielleicht solltest du nicht
abwarten, bis dir das Leben eine Gelegenheit bietet, zu verreisen, sondern selbst aktiv werden«, schlug sie vor.
»Ich hab’s!«, stieß er im selben Augenblick hervor und zog eine Aktenmappe aus der Schachtel. »Auf dem Schild steht jedenfalls Lancaster.« Seine Stimme klang aufgeregt.
Damit war ihre Diskussion vorerst auf Eis gelegt. Coop öffnete die Mappe, und Lexie rückte näher, um ihm über die Schulter schauen zu können.
Sobald sie seinen köstlichen, vertrauten Körpergeruch
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