Kuess mich doch - Roman
Hintereingang, von dem wir nichts wissen?«, rief Charlotte.
»Keine Ahnung, aber zumindest wissen wir jetzt, dass er wieder in der Stadt ist. «
Charlotte nickte. »Wir müssen also nur noch abwarten, bis seine Tochter das Geschäft verlassen hat, dann können wir ihn abfangen!«
Als Anna Burnett gegen Mittag das Geschäft verließ, warfen sich Charlotte und Sylvia einen entschlossenen Blick zu, nickten kurz und überquerten dann die Straße – zwei Rachegöttinnen, die zum Vergeltungsschlag ausholten.
Wenn Lexie nicht über ihre Beziehung sprechen wollte, gut, dann würden sie eben nicht über ihre Beziehung sprechen, beschloss Coop, als er nach einer unruhigen Nacht aufwachte und Lexie neben sich spürte. Das bedeutete aber nicht, dass er nicht noch an seiner gestrigen Erkenntnis, die seine Gefühle für Lexie betraf, knabberte. Verdammt! Wenn er doch nur wüsste, was er tun sollte.
Da war er doch tatsächlich all seinen guten Vorsätzen zum Trotz hingegangen und hatte genau das
getan, was er auf keinen Fall hatte tun wollen: Er hatte sich in eine Frau verliebt, die ihn nicht lieben konnte oder die nicht lange genug in der Stadt bleiben würde, um ihrer Beziehung, ihrer Liebe eine Chance zu geben. Nicht zu fassen, dass er schon wieder an die Falsche geraten war!
Zumindest war er nicht gleich damit herausgeplatzt, dass er sie liebte. So hatte er sich immerhin noch ein kleines bisschen Würde bewahrt.
Nachdem sie geduscht hatten – und zwar getrennt –, brachen sie zu Lexies Großmutter auf. Coop saß am Steuer, und seine üble Laune war ihm deutlich anzusehen. Die ganze Fahrt lang sagte keiner von ihnen ein Wort.
Sie fanden Charlottes Wohnung leer vor.
»Diese Frau muss ein Radar haben«, murmelte Lexie. »Komm, wir versuchen es bei Sylvia.«
Er folgte Lexie nach nebenan und wartete, während sie an die Tür klopfte. Niemand antwortete.
»Niemand da. Natürlich nicht«, knurrte Lexie frustriert.
»Lass uns wieder rüber in die Wohnung deiner Großmutter gehen. « Er marschierte voraus, sie folgte ihm.
Sie setzten sich an den Küchentisch und starrten einander schweigend an. Als Journalist war Coop schon des Öfteren in der Situation gewesen, dass eine Person, von der er Informationen brauchte, nicht aufzufinden war. Er überlegte, was er wohl tun würde, wenn Charlotte einfach eine x-beliebige Informationsquelle für ihn wäre und nicht Lexies Großmutter.
»Wir müssen sie irgendwie aus der Reserve locken«, schlug er vor.
Lexie stützte das Kinn in die Hand und musterte ihn neugierig. »Wie denn?«
Er versuchte die steile Denkfalte auf ihrer Stirn zu ignorieren, aber er fand sie einfach süß. Genau wie die Sommersprossen, die ihre Nase zierten.
Verdammt.
Er schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. »Wir müssen sie irgendwie dazu bringen, mit uns zu reden. «
»Was hältst du davon, wenn … « Lexie brach ab.
Coop öffnete die Augen. »Was? Spuck es aus.« Der schnellste Weg zu einer kreativen Lösung führte seiner Erfahrung nach meist über ein Brainstorming.
Sie verzog die vor Lipgloss glänzenden Lippen. »Okay, eigentlich ist mir so etwas zuwider, aber was wäre, wenn wir die Kette einfach mitnehmen und Grandma stattdessen eine Nachricht hinterlassen?«
»Dann hätte sie keine andere Wahl, als mit uns Kontakt aufzunehmen! Das ist brillant! Du bist brillant!«, rief Coop, sichtlich angetan von der Idee.
Sein Kompliment ließ sie erröten. Coop stand auf, um sie zu küssen, doch dann sorgte sein Selbstschutzmechanismus dafür, dass er sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen ließ.
Lexie registrierte es mit unmissverständlicher Betroffenheit. »Ich werde gleich mal nachsehen, ob ich die Kette finde. Hoffentlich hat Grandma sie nicht versteckt«, sagte sie und rannte aus der Küche. Gleich
darauf war sie wieder zurück. An ihrer Hand baumelte die Halskette. »Ta-da!«
»Super. Jetzt die Nachricht«, wies Coop Lexie an.
Sie gab ihm die Halskette, nahm Papier und Kugelschreiber aus einer Schublade, schrieb ihrer Großmutter eine Art Lösegeldforderung, die sie an die Schüssel mit dem Plastikobst auf dem Tisch lehnte.
»Und was jetzt?«, fragte sie.
»Jetzt fahren wir zu mir nach Hause und warten einfach ab, bis sich deine Großmutter meldet.« Wobei von »einfach« wohl keine Rede sein konnte.
Da sie es nicht einmal mehr schafften, sich ungezwungen zu unterhalten, war es wohl ziemlich unwahrscheinlich, dass sie die Zeit mit Sex totschlagen würden. Was
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