Kuess mich doch - Roman
Widerstand gestoßen.
Er hatte regelrecht entsetzt geklungen. Lexie musste lächeln, als sie an seine schockierte Miene dachte. Aber diesbezüglich war das letzte Wort noch nicht gesprochen – sie würde weiter versuchen, ihn umzustimmen. Sie hatte einige Zeit damit verbracht, Webseiten anderer berühmter Schriftsteller zu suchen, auf denen ein Autorenporträt zu sehen war. Und sie würde sie ihm später zeigen, in der Hoffnung, ihn damit überzeugen zu können. Natürlich konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie die Leser reagieren würden, wenn sie Coops attraktives Gesicht auf seiner Webseite sahen. Sie jedenfalls würde garantiert hin und wieder einen Blick darauf werfen. Auch wenn es ihm widerstrebte, sein Porträt zu Werbezwecken zu verwenden, er würde sich schon daran gewöhnen, wenn erst einmal die Verkaufszahlen stiegen und sein Talent Anerkennung fand.
Sobald sie sich mit Coop selbst und nicht mehr nur mit seiner Webseite befasste, war es jedoch mit ihrer Konzentration vorbei. Im Moment starrte sie aus dem Fenster in die Welt hinaus und fragte sich, warum eigentlich immer alles gleich so kompliziert sein musste, wenn es um Gefühle ging.
Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie bei der Vorstellung, dass Coop es ernst mit ihr meinte, in Panik geriet. Vertraute sie seinen Gefühlen nicht? Oder hatte sie Angst, dass diese Gefühle an die Erwartung gekoppelt waren, sie müsse sesshaft werden? Und
wäre das wirklich so schlimm – vorausgesetzt Coop war der Grund dafür?
Sara hatte ihr vorgeworfen, das Reisen sei nur ein Vorwand, um vor ihren Problemen zu Hause davonzulaufen. Aber Lexie konnte sich einfach nicht vorstellen, auf die unzähligen Weltreisen, zu denen sie noch aufbrechen wollte, zu verzichten. Fremde Kulturen, Eindrücke, Sehenswürdigkeiten und Gerüche waren Nahrung für ihre Seele und ihren Geist. Sie würde verkümmern, wenn sie in Zukunft ohne diese Anregungen auskommen musste. Wie konnte etwas, das ihr so viel Vergnügen bereitete, eine Ausflucht sein? Und ganz abgesehen davon wusste Coop doch, wie wichtig ihr das Reisen war. Würde er wirklich von ihr erwarten, dass sie es von heute auf morgen aufgab?
Sie fürchtete sich davor, das herauszufinden.
Sie fürchtete sich davor, eine Entscheidung treffen zu müssen.
Sie fürchtete sich davor, ihn zu verlassen.
Und fürchtete sich davor, dass er sie bitten würde, hierzubleiben.
Lexie seufzte tief. Sie begriff ihre innere Zerrissenheit kein bisschen besser und war auch noch zu keiner Lösung gekommen. Dann vernahm sie plötzlich ein Geräusch draußen im Korridor. Jemand hantierte am Schloss der Wohnungstür herum.
Kapitel 15
Mit heftig pochendem Herz eilte Lexie zur Eingangstür.
Coop hatte das Geräusch ebenfalls gehört und folgte ihr.
»Warum klopft sie nicht an?«, murmelte Lexie leise.
»Gute Frage. Ich habe den Riegel nicht vorgeschoben. Mal sehen, was passiert.« Coop blieb ein paar Schritte vor der Tür stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ab.
Sie lauschten eine Weile dem Geräusch. Wer auch immer dort vor der Tür stand, quälte sich vergeblich mit dem Schloss herum. Schließlich wurde es Coop zu dumm. Er legte die Hand auf den Knauf und riss die Tür auf.
Ein großer, glatzköpfiger Mann stolperte in die Wohnung – und hinter ihm Charlotte und Sylvia. Die drei richteten sich verdattert auf. Charlotte und Sylvia wirkten reichlich schuldbewusst.
Immerhin etwas, dachte Lexie.
»Was geht hier vor, Grandma? Und wer ist dieser Mann?«
»Ich nehme mal an, sein Name lautet Ricky Burnett«, sagte Coop.
»Habe ich Recht?«
»Ja, ich bin’s, höchstpersönlich.« Der Mann streckte Coop die Hand zum Gruß hin.
Coop schüttelte sie, sah Ricky dabei jedoch an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. »So, ab ins Wohnzimmer, aber ein bisschen dalli«, befahl Coop dem Trio.
Lexie folgte ihnen kopfschüttelnd.
Die Besucher setzten sich auf das Sofa, die beiden Frauen auf der einen Seite, Ricky Burnett auf der anderen. Zu Lexies Erleichterung wirkte Charlotte gesund und munter. Sie hatte sogar rote Apfelbäckchen.
»Ich will eine Erklärung, Grandma, und zwar auf der Stelle«, verlangte Lexie von ihrer Großmutter. »Fang am besten ganz vorne an.« Sie machte es sich in Coops Wohnzimmersessel gemütlich und wappnete sich für die verrückte Geschichte, die sie gleich zu hören bekommen würde.
Coop holte einen Stuhl aus der Küche und nahm rittlings darauf Platz. »Und bitte lassen Sie
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