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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zurückweise.«
    »Er ist ein Tier, Daisy. Er hat keine menschlichen Gefühle.«
    Sie war viel zu zufrieden, um sich mit ihm darüber zu streiten.
    »Schätzchen, du musst aufhören, dich mit wilden Tieren anzufreunden. Zuerst Tater und jetzt Sinjun. Weißt du was, du brauchst ganz offensichtlich ein Haustier. Wir ziehen gleich morgen früh los, um dir einen Hund zu kaufen.«
    Sie blickte erschrocken zu ihm auf. »O nein, das können wir nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Angst hab vor Hunden.«
    Er blickte sie vollkommen perplex an, dann begann er zu lachen. Zuerst war es nur ein leises, tiefes Lachen, das aus seiner Brust kam, doch schon bald wurde daraus ein herzliches, befreites Lachen, das über den Zirkusplatz schallte.
    »Das passt«, brummte sie in gespielter Bitterkeit, während auch sie zu lächeln begann. »Alex Markov lacht endlich mal, und das natürlich auf meine Kosten.«
    Er wandte sein Gesicht zur Sonne hinauf, zog sie noch fester an sich und lachte noch lauter.
    Sinjun betrachtete die beiden leicht irritiert, dann streckte er sich am Käfigboden, dicht bei den Gitterstäben, aus und leckte seelenruhig an Daisys Daumen.
    Alex drängte sich durch die Traube von Reportern und Fotografen, die Daisy am Ende der letzten Abendvorstellung umringten. »Meine Frau hat für heute genug. Sie muss sich ausruhen.«
    Ohne auf ihn zu achten, schob ihr ein Reporter ein kleines Tonbandgerät unter die Nase. »Was ging in Ihnen vor, als Sie merkten, dass sich der Tiger losgerissen hatte?«
    Daisy machte schon den Mund auf, um zu antworten, doch Alex unterbrach sie. Er wusste, dass Daisy so verdammt höflich war, dass sie die Fragen der Reporter bis zum Umfallen beantworten würde. »Tut mir leid, das war‘s.« Er schlang den Arm um sie und führte sie weg.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis die Geschichte über den ausgebrochenen Tiger auch an die Ohren der Medien gedrungen war, und die Reporter wimmelten schon seit der Nachmittagsvorstellung auf dem Zirkusgelände herum, um ein Interview mit ihr zu ergattern. Sheba war zunächst hocherfreut über die Publicity gewesen. Doch dann hatte sie Daisys Kommentare zur Menagerie gehört, wie grausam und unmenschlich es doch wäre, Tiere einzusperren. Da war sie fuchsteufelswild geworden. Und als sie dann versuchte, das Interview zu unterbrechen, hatte Daisy sie bloß mit diesem Unschuldsblick angesehen und ohne eine Spur von schlechtem Gewissen gesagt: »Aber Sheba, die Tiere hassen die Menagerie. Sie sind dort so unglücklich.«
    Als er und Daisy zum Wohnwagen gingen, war er so froh darüber, dass sie unverletzt und noch am Leben war, dass es ihn nicht viel kümmerte, was sie sagte. Sie stolperte, und er merkte, dass er zu schnell ging. Das machte er immer mit ihr. Immer zerrte er sie irgendwohin. Immer trieb er sie an. Brachte sie zum Stolpern. Und wenn ihr heute nun etwas zugestoßen wäre? Wenn Sinjun sie getötet hätte?
    Panik überfiel ihn, während er sich die entsetzlichen Bilder vorstellte: Sinjuns mächtige Pranken, die ihren kleinen, zierlichen Körper zerrissen. Wenn ihr irgend etwas zugestoßen wäre, hätte er sich das nie verzeihen können. Sie war zu wichtig für ihn. Er brauchte sie zu sehr.
    Ihr süßer, würziger Duft stieg zu ihm auf, vermischt mit noch etwas, dem Duft des Guten und Redlichen vielleicht. Wie hatte sie es bloß geschafft, sich in so kurzer Zeit so tief in sein Herz zu schleichen? Sie war überhaupt nicht sein Typ, aber sie rief Gefühle in ihm hervor, die er sich nie hätte vorstellen können, und gleichzeitig warf sie jede Logik über den Haufen, so dass Schwarz Weiß wurde und Ordnung zu Chaos. Nichts an ihr war rational. Sie machte Tiger zu Haustieren und schreckte angsterfüllt vor einem kleinen Hündchen zurück. Sie lehrte ihn zu lachen. Außerdem hatte sie etwas geschafft, was keinem mehr gelungen war, seit er ein ganz kleines Kind gewesen war. Sie hatte seine eiserne Selbstbeherrschung erschüttert, und vielleicht tat ja deshalb auf einmal alles so weh.
    Ein Bild tauchte vor seinem geistigen Auge auf, zuerst unklar, dann immer deutlicher. Er musste an kalte Wintertage denken, an denen er zu lange draußen gewesen war und hereinkam, um sich wieder aufzuwärmen. Er erinnerte sich wieder daran, wie weh es tat, wenn seine Hände auftauten. Der Schmerz des Auftauens. Geschah das im Moment mit ihm? Fühlte er den Schmerz auftauender Emotionen?
    Daisy warf einen Blick zurück auf die Reporter. »Die halten mich jetzt sicher für

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