Kuess mich, geliebter Scheich
Heimatland als Nachtwäsche gegolten hätte, die nur für die Augen des Ehemannes bestimmt war. In hiesigen Kreisen entsprach es jedoch der allerneuesten Mode.
„Ist es nicht ein Glück für uns beide, dass ich mich genau in diesem Moment entschlossen habe, nach draußen zu gehen, um eine Zigarette zu rauchen?“, fragte sie kokett.
Ihr Lächeln, ihre Stimme … es war die Eröffnungssequenz eines Spiels, das er schon hundertmal gespielt hatte. Die Frau war schön, doch von ihrer Sorte würde es da drinnen noch mindestens ein weiteres Dutzend geben. Schöne Frauen, die sich ihm aufgrund seines Aussehens an den Hals warfen – es bestand kein Grund, den Bescheidenen zu mimen. Sein Aussehen war in erster Linie ein Geschenk der Natur, das aber nichts mit ihm zu tun hatte.
Und wenn diese Frauen herausfanden, wer er war, dass er einen Titel besaß und mehr Geld, als er selbst begreifen konnte …
Nein, dachte er, dafür bin ich heute Abend wirklich nicht in der Stimmung.
„Entschuldigung“, sagte er, „aber ich muss mich in der Adresse geirrt haben.“
„Unsinn“, erwiderte die Brünette und trat näher an ihn heran, sodass ihre Brüste seinen Arm streiften. „Sie sind genau richtig – aber wenn Ihnen das lieber wäre, können wir auch irgendwohin gehen, wo es ruhiger ist.“
Plötzlich empfand er die ganze Situation als geschmacklos. Tariqs Gesichtsausdruck verhärtete sich. Er schüttelte die Hand ab, die sie auf seinen Arm gelegt hatte, und trat zurück.
„Ich bin nicht interessiert“, erklärte er kalt. Daraufhin wurde sie rot, und er schimpfte sich bereits einen Mistkerl, aber …
„Euer Hoheit!“
Tariqs Kopf fuhr herum. Einer der jüngeren Partner seines Anwalts hatte ihn entdeckt und eilte auf ihn zu. Zur Hölle, dachte er grimmig, jetzt steckte er in der Falle.
Die Brünette erholte sich rasch von ihrem Schock. „Euer Hoheit?“, hauchte sie atemlos. „Heißt das, Sie sind ein König?“
„Das ist nur ein alter Scherz“, versetzte Tariq scharf, „und kein besonders guter. Das stimmt doch, nicht wahr, Edward?“
Der Anwalt wirkte verwirrt. Doch nach ein, zwei Sekunden grinste er zu Tariqs Erleichterung.
„Ein Scherz. Oh ja, absolut.“ Er streckte den Arm aus, so als wolle er Tariq auf die Schulter klopfen, doch dann schien er es sich im letzten Moment anders zu überlegen und machte stattdessen eine flüchtige Geste. „Kommen Sie … Sir. Ich besorge Ihnen einen Drink.“
„Hey“, protestierte die Brünette.
Tariq ignorierte sie und folgte dem Anwalt ins Haus. Was gar nicht so einfach war, denn die Räume waren vollgepackt mit Leuten. Schließlich fanden sie jedoch eine etwas ruhigere Ecke.
Der junge Anwalt räusperte sich. „Mr. Strickland – John – wird sehr erfreut sein, dass Sie hier sind. Lassen Sie mich ihn suchen und …“
„Das ist nicht nötig, Edward. Ich würde gern ein bisschen allein herumwandern. Mich etwas entspannen, Sie verstehen.“
„Ah, na klar. Sie möchten den Abend inkognito verbringen. Sicher. Was auch immer Sie wünschen, Euer Hoheit.“
Tariq dachte daran, den Mann zu ermahnen, ihn nicht mehr mit „Euer Hoheit“ anzusprechen, aber wozu das Ganze? Er würde fünf Minuten hierbleiben und dann verschwinden. Am Montag würde er seiner Assistentin auftragen, einen Strauß Blumen an John Strickland und seine Frau zu schicken, zusammen mit einer Karte, in der er ihnen für ihre Gastfreundschaft dankte und ihnen alles Gute in ihrem neuen Heim wünschte.
Also lächelte er nur, schüttelte Edward die Hand und beobachtete, wie der junge Mann in der Menge verschwand.
Ein Kellner kam mit einem Tablett Hors d’œuvres vorbei. Tariq schüttelte den Kopf. Ein weiterer Kellner, ein weiteres Tablett. Beim dritten Mal akzeptierte er etwas, nur damit er nicht wieder belästigt wurde. Es handelte sich um eine etwas merkwürdig riechende Blätterteigpastete, die er eine Weile in der Hand hielt, dann ging er jedoch auf einen kleinen Tisch zu und legte sie auf einem verwaisten Teller ab.
„Sind Sie allein?“
Die Stimme klang sanft und sehr verführerisch. Tariq drehte sich um und starrte eine Blondine an. Es geht schon wieder los, dachte er. Und dann hörte er auf zu denken. Zumindest auf logische Weise. Die Brünette war schön gewesen. Doch diese Frau war – Himmel, sie war umwerfend.
Ihr Haar hatte die Farbe von geschmolzenem Gold. Es fiel in weichen Locken bis auf ihren Rücken hinab und umschmeichelte das sanfte Oval ihres Gesichts. Sie hatte hohe,
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