Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuess Mich, Highlander

Kuess Mich, Highlander

Titel: Kuess Mich, Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Kein einziges Rohr oder, was das betraf, nicht eine einzige Steckdose. Keine Telefonbuchse. Keine Schränke. Die Tür schien aus solider Eiche gemacht. Kein Hinweis auf Furnier.
    Sie atmete tief und beruhigend ein und versicherte sich, dass sie etwas übersehen haben musste, zumindest was die Heizung betraf. Sie umschritt den Raum ein zweites Mal und überprüfte jeden Winkel und Spalt, während sie mit der Hand die Wand entlangfuhr - eine weitere Art, die Zuverlässigkeit ihres Gefängnisses zu prüfen. Ihre Fingerspitzen streiften einen dicken Wandteppich, der nachgab und sich weitaus kälter anfühlte als die Steine. Der raue Stoff erbebte unter ihrer Handfläche, als pralle von der anderen Seite Wind dagegen. Sie zog ihn verwirrt beiseite.
    In dem plötzlichen Luftzug stockte ihr der Atem. Der Blick aus dem Fenster traf sie so geballt wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube.
    Sie blickte in eine nebelhafte Nacht aus uralter Geschichte hinaus.
    Fünfzig Fuß über dem Grund befand sie sich in einer Felsenburg, die auf einer von tobender See umgebenen Vorgebirgsinsel stand. Wogen überschwemmten die Felsklippen, brachen in Schaum auf und wurden eins mit dem Dunst, der von der schwarzen Oberfläche des Ozeans aufstieg. Auf einem gepflasterten Laufgang liefen Männer mit Fackeln schweigend zwischen der Burg und kleinen Außengebäuden umher. Der ferne Schrei eines Wolfs wetteiferte mit den schwachen Klängen von Dudelsackpfeifen. Der Nachthimmel war blau-schwarz und verschmolz purpurfarben mit dem Wasser, in dem Tausende Sterne und eine dünne Mondsichel tanzten. Sie hatte in Cincinnati niemals so viele Konstellationen gesehen. Der Smog und der Widerschein der hell erleuchteten Stadt dämpften solche Schönheit. Die Sicht aus dem Fenster war atemberaubend klar, majestätisch. Ein scharfer Wind heulte vom Meer herauf über das Vorgebirge und rüttelte an dem Wandteppich in ihrer Hand.
    Sie ließ ihn los, als hätte sie sich verbrannt, und er fiel über das Fenster und schloss die unerklärliche Aussicht glücklicherweise aus. Aber leider entdeckte sie, als sie den Blick auf den Wandteppich richtete, ein neues Gräuel. Er war ausgezeichnet gewebt und viel zu detailliert: ein Krieger, der auf einem Pferd in die Schlacht ritt, während ein Heer von Männern in blutbefleckten Plaids jubelten. Am Fuße des Wandteppichs, in Karmesinrot aufgestickt, standen vier Zahlen, die an ihrer geistigen Gesundheit nagten: 1314.
    Lisa trat zum Bett und sank kraftlos darauf, ihre Energie von den aufeinander folgenden Erschütterungen erschöpft.
    Sie starrte einen Moment blicklos aufs Bett und dann streckte sie jäh die Hand aus und presste sie in Uberprüfung eines weiteren Details ihrer Umgebung verzweifelt auf die Matratze. Dies ist nicht deine gewohnte Federkernmatratze, Lisa. Von zunehmender Panik erfüllt, zog sie die fest eingeschlagenen Decken zurück und wurde vorübergehend von einem dem Leinen anhaftenden Duft abgelenkt. Sein Geruch: Würze, Gefahr und Mann.
    Sie ignorierte fest das Verlangen, ihre Nase in die Leintücher zu versenken, und zog an der Matratze, die aus kaum mehr als aufeinander gelegten, von rauem Stoff umhüllten Strohsäcken bestand. Einer knirschte wie trockenes Gestrüpp, der nächste schien mit klumpigem Wolligem gefüllt zu sein, und die Oberfläche fühlte sich an wie weiche Federn. Während der nächsten zwanzig Minuten untersuchte Lisa weiterhin ihre Umgebung, von zunehmender Verzweiflung getrieben. Die Steine fühlten sich kalt und das Feuer heiß an. Die Flüssigkeit in einem Becher neben dem Bett schmeckte abscheulich. Sie hörte die Dudelsäcke. Alle ihre Sinne waren durch die Überprüfung aktiviert. Sie wischte sich wie abwesend mit dem Handrücken über den Hals, und als sie sie fortzog, lag ein einzelner, karmesinroter Tropfen Blut auf ihrer Haut.
    Sie begriff mit jäher Gewissheit, dass sie die Phiole niemals hätte berühren sollen. Obwohl es jeglicher rationalen Erklärung widersprach, befand sie sich weder in Cincinnati noch im einundzwanzigsten Jahrhundert. Sie spürte ihre letzte zarte Hoffnung schwinden, dass sie doch nur träumte. Träume kannte sie gut. Aber dies war zu real, um ein Traum zu sein, weitaus zu detailliert, als dass ihr Geist es hätte ersinnen können.
    Gebt mir die Phiole, hatte er gefordert.
    Sehen Sie dies? Das gehört zu dem Traum? Sie war erstaunt gewesen.
    Aber jetzt, als sie darüber nachdachte, erkannte sie, dass er sie gesehen hatte, weil dies kein Teil

Weitere Kostenlose Bücher