Kuess Mich, Highlander
atmete tiefein. »Ich bin alles, was sie noch hat, Circenn. Sie ist krank und wird nicht mehr lange leben. Ich habe mich um sie gekümmert, sie ernährt, gearbeitet, um uns zu erhalten. Jetzt ist sie vollkommen allein.« Als die Worte erst zu sprudeln begonnen hatten, lösten sie sich leichter. Vielleicht kümmerte es ihn tatsächlich genug, dass er ihr helfen würde. Vielleicht fände er, wenn sie ihm alles erzählte, eine Möglichkeit, sie zurückzuschicken.
»Sie hatte vor fünf Jahren einen Autounfall. Wir alle. Mein Vater starb dabei.« Sie strich liebevoll über die Baseballkappe. »Er hat mir diese Kappe eine Woche vor dem Unfall mitgebracht.« Ein bitter-süßes Lächeln überzog ihr Gesicht bei der Erinnerung. »Die Roten hatten an jenem Tag gewonnen und wir gingen danach mit Mama zum Essen aus und das war, soweit ich mich erinnere, das letzte Mal, dass wir, außer an dem Tag des Unfalls, alle zusammen waren. Es ist meine letzte schöne Erinnerung. Danach sehe ich nur zerstörte, scharfe, blutbeschmierte Teile eines blauen Mercedes und ...«
Circenn zuckte zusammen. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ach, Mädchen«, flüsterte er. Er wischte ihr mit dem Daumen die Tränen fort, während seine Augen ihren Kummer widerspiegelten.
Lisa fühlte sich durch sein Mitgefühl getröstet. Sie hatte noch nie darüber gesprochen, selbst mit Ruby nicht, obwohl ihre beste Freundin oft versucht hatte, sie dazu zu bringen. Sie entdeckte, dass es nicht so schwer war, sich ihm anzuvertrauen, wie sie befürchtet hatte. »Meine Mutter blieb nach dem Autounfall behindert...«
»Autounfall?«, fragte er sanft.
Sie rang um eine Erklärung. »Maschine. Der Mercedes war ein Auto. In meiner Zeit reiten wir nicht mehr auf Pferden. Wir haben Metall...« Sie suchte nach einem Wort, mit dem er etwas anfangen könnte. »Wir haben Metallwagen, die uns tragen. Schnell, manchmal zu schnell. Der Reifen, äh ... das Rad des Wagens platzte und wir krachten in andere Apparate. Daddy wurde hinter dem Steuer eingeklemmt und starb auf der Stelle.« Lisa atmete geräuschvoll aus und hielt einen Moment inne. »Als man mich aus dem Krankenhaus entließ, suchte ich mir so schnell wie möglich einen Job und dann noch einen zweiten, um für meine Mutter und mich sorgen und die Rechnungen bezahlen zu können. Wir verloren alles«, flüsterte sie. »Es war schrecklich. Wir konnten die Prozesskosten nicht bezahlen, so dass sie uns unser Zuhause und alles, was wir hatten, nahmen. Und ich hatte es akzeptiert - ich hatte es akzeptiert-, dass mein Leben zukünftig so sein würde, bis Ihr mich mitten aus etwas herausgerissen habt, was ich noch beenden muss. Meine Mutter hat Krebs und nur noch kurze Zeit zu leben. Niemand ist da, der sie ernähren, die Rechnungen bezahlen oder ihre Hand halten könnte.«
Circenn schluckte. Er konnte nicht vieles von dem, was Lisa gesagt hatte, deuten, aber er begriff, dass ihre Mutter starb und dass Lisa schon seit einiger Zeit versucht hatte, sich um alles zu kümmern. »Sie ist vollkommen allein? Es ist niemand sonst von Eurem Clan geblieben?«
Lisa schüttelte den Kopf. »Die Familien in meiner Zeit sind nicht wie Eure Familien. Die Eltern meines Vaters starben schon vor langer Zeit und meine Mutter war adoptiert. Jetzt gibt es dort nur noch meine Mutter und ich stecke hier fest.«
»Ach, Mädchen.« Er zog sie in seine Arme.
»Versucht nicht, mich zu trösten«, schrie sie und stemmte sich gegen seine Brust. »Es ist meine Schuld. Ich bin diejenige, die in einem Museum arbeiten musste. Ich bin diejenige, die diese verdammte Phiole berühren musste. Ich bin die Selbstsüchtige.«
Circenn ließ die Hände sinken und atmete enttäuscht aus. Sie hatte nicht einen selbstsüchtigen Knochen im Leib und doch machte sie sich Vorwürfe, nahm die Schuld für alles auf sich. Er sah hilflos zu, wie sie sich vor und zurück wiegte, die Arme um sich geschlungen - eine Haltung tiefsten Kummers, die er in seinem Leben viel zu oft gesehen hatte. »Es war nie jemand da, um Euch zu trösten, oder?«, fragte er grimmig. »Ihr habt die ganze Last allein getragen. Das ist unhaltbar. Es ist das, wofür ein Ehemann da ist«, murrte er.
»Ich habe keinen.«
»Nun, jetzt schon«, sagte er. »Lasst mich stark genug für uns beide sein. Das kann ich, wisst Ihr.«
Sie wischte sich mit dem Handrücken zornig die Tränen fort. »Ich kann es nicht. Versteht Ihr jetzt, warum ich zurückkehren muss? Um Gottes
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