Kuess Mich, Highlander
Felltasche und trat dann langsam neben sie, unternahm eine Reise, die er nur widerwillig vollendete.
»Steht auf, Mädchen«, sagte er leise.
Lisa erhob sich rasch.
Er streckte die Phiole aus.
»Ihr habt sie gebracht«, flüsterte sie.
»Ich sagte Euch, dass ich es tun würde. Ich hätte es schon eher tun sollen. Ich wusste, dass Ihr sie haben wolltet. Ich sah den Ausdruck auf Eurem Gesicht, als wir von Dunnottar hierher ritten und Ihr sie in meinem Gepäck erblicktet.«
»Könnt Ihr mich so leicht lesen?«
»Nicht immer. Manchmal kann ich Euch überhaupt nicht lesen, aber an jenem Abend schon. Ihr hattet geweint...«
»Das stimmt nicht. Ich weine fast niemals. Ich habe jetzt nur geweint, weil ich so enttäuscht bin.«
»Verzeiht... es hatte geregnet«, verbesserte er sich rasch, um ihren Stolz zu schützen. Es rührte ihn: Sie war wegen ihrer Tränen verlegen. Man musste sich nicht schämen zu weinen. Er hatte ihre Wangen in mehreren Nächten auf ihrer Reise tränennass gesehen, aber es waren stille Tränen gewesen und er hatte sie als ein Zeichen dafür verstanden, dass sie ihren Ubergang zu akzeptieren begann, und niemals vermutet, dass sie aus Kummer über ihre Mutter weinte. Es erstaunte ihn, dass sie bisher nicht offen geweint hatte. Aber sie war unverwüstlich und zäh und das ließ ihn hoffen, dass sie sich beizeiten erholen würde.
»In jener Nacht hatte es geregnet«, stimmte sie ihm zu. »Fahrt fort.«
»Ihr saht die Phiole, als ich ein zusätzliches Plaid hervornahm. Um Euch vor dem Regen zu schützen«, neckte er sie in der Hoffnung, ihre düstere Stimmung zu mildern.
Sie hob eine Augenbraue, aber ihre Augen blieben traurig und voller ungeweinter Tränen.
Er seufzte und fuhr fort. »Und ich sah die Hoffnung in Euren Augen - eine Hoffnung, die sich auf meine Phiole konzentrierte. Ich wusste, dass sie Euch nicht zurückbringen könnte, so dass ich den Gedanken verdrängte, aber ich hätte erkennen sollen, dass Ihr Euch selbst beweisen müsst, dass es nicht funktioniert«, sagte er sanft.
»Gebt sie mir«, forderte sie.
Er fürchtete sich davor, fürchtete den Moment, in dem er in ihren wunderschönen grünen Augen die völlige Gewissheit sähe, dass sie niemals zurückkehren könnte. Er streckte die glänzende, silberne Phiole schweigend aus.
Sie griff danach. »Wie funktioniert es?«, flüsterte sie.
»Es funktioniert nicht«, flüsterte er zurück. »Ihr glaubt es nur.«
Ihre Finger schlössen sich um die Phiole. Er beobachtete, wie ehrfurchtsvoll sie ihre Hand darumlegte. Beide Hände darumlegte, etwas Seltsames mit ihren Füßen anstellte und die Augen schloss. Sie murmelte leise.
»Was sagt Ihr?«
»Es gibt keinen schöneren Ort als das Zuhause.« Die Worte kamen undeutlich hervor, aber er hörte sie schmerzlich genau. Er zuckte zusammen. Ja, es gab keinen schöneren Ort als das Zuhause, stimmte er ihr im Stillen zu und er würde sein Bestes tun, um ihr hier ein Heimatgefühl zu vermitteln, denn er war derjenige, der sie mit seinem gedankenlosen Fluch entwurzelt hatte. »Es tut mir sehr Leid, Mädchen«, sagte er leise, sein Akzent durch die heftigen Gefühle verstärkt.
Sie öffnete die Augen nicht, wollte sich nicht regen. Schließlich ging sie zum Bett hinüber und ließ sich darauf nieder, die Phiole fest umklammernd. Sie wirkte, als wiederhole sie im Geiste jedes Gebet oder jeden Reim, die sie jemals gelernt hatte. Nach langer Zeit stand sie auf und stellte sich ans Feuer.
Sie stand so lange erstarrt da, die Phiole noch immer umklammernd, dass er schließlich in einen neben ihr stehenden Sessel sank. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber er würde keinen Zoll weichen, bis sie es akzeptiert hätte, und dann wäre er da, um sie in den Schutz seines Körpers zu hüllen.
Die Nacht war schon vollkommen hereingebrochen, als sie sich schließlich regte, die Zeit zum Abendessen schon lange vorüber. Ihr Haar glänzte im Feuerschein, ihr Gesicht war aschfarben und ihre Lider lagen wie dunkle Fächer auf ihrer blassen Haut. Er fluchte, als eine Träne ihre Wange hinablief.
Als sie schließlich die Augen öffnete, sah er Schmerz in deren strahlend grünen Tiefen. Leugnen und Schicksalsergebenheit rangen auf ihren ausdrucksvollen Zügen - die Schicksalsergebenheit der grausame Sieger. Sie hatte die Phiole gehalten, sie hatte jedes Ritual durchgeführt, an das sie glaubte, und sie hatte die unbestreitbare Niederlage erfahren.
»Es hat nicht funktioniert«, sagte sie
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