Kuess Mich, Highlander
mit kleiner Stimme.
»Ach, Mädchen«, sagte er seufzend und wusste nicht, wie er ihr Leiden mildern sollte.
Sie begann, mit dem Stöpsel der Phiole zu spielen.
»Was tut Ihr?«, donnerte er und erhob sich halbwegs aus dem Sessel, bereit, ihr die Phiole aus der Hand zu reißen.
»Vielleicht funktioniert es, wenn ich den Inhalt trinke?«, fragte sie zögernd.
»Niemals, Mädchen«, sagte er, während sein olivfarbener Teint erblasste. »Vertraut mir, Ihr wollt nichts so Törichtes tun.«
»Was ist darin?«, keuchte sie, von seiner Reaktion eindeutig betroffen.
»Lisa, was sich in dieser Phiole befindet, würde Euch nicht nur nicht nach Hause zurückbringen, sondern wäre für Euch der reinste Blick in die Hölle. Ich würde Euch nicht belügen. Es ist Gift abscheulichster Art.«
Mehr brauchte er nicht zu sagen, um sie zu überzeugen. Er erkannte, dass sie die Tatsache akzeptierte, dass es sie nicht nur nicht nach Hause bringen, sondern sie vielleicht sogar töten würde - oder sie wünschen lassen würde, sie wäre tot. Er begriff, dass Lisa, vernünftig, wie sie war, jetzt akzeptiert hatte, dass sie sich an eine unmögliche Hoffnung geklammert hatte, und das nicht wieder tun würde. Wenn er sagte, dass es nicht funktionierte, genügte das. Indem er ihr vertraute, hatte er ihr Vertrauen gewonnen.
Sie schniefte und zu ihrem offensichtlichen Verdruss löste sich eine weitere Träne. Sie senkte den Kopf, um sich auf die gleiche Weise hinter ihrem Haar zu verbergen, wie sie es stets tat, wenn sie sich unbehaglich fühlte oder verlegen war. Circenn bewegte sich rasch, wollte die Träne mit dem Finger auffangen, sie fortküssen, dann all ihren Schmerz und ihre Angst fortküssen und ihr versichern, dass er nicht zulassen würde, dass sie Schaden nähme, und sein Leben damit verbringen würde, alles an ihr wieder gutzumachen. Aber sie stellte die Phiole auf den Tisch und drehte sich rasch um.
»Bitte, lasst mich allein«, sagte sie und wandte sich von ihm ab.
»Lasst mich Euch trösten, Lisa«, bat er.
»Lasst mich allein.«
Circenn fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben äußerst hilflos. Uberlasse sie ihrer Trauer, wies ihn sein Herz an. Sie würde die Trauer brauchen, denn zu entdecken, dass die Phiole nicht funktionierte, kam dem gleich, ihre Mutter in ein einsames Grab zu senken. Sie würde um ihre Mutter trauern, als wäre sie wirklich an diesem Tag gestorben. Möge Gott mir vergeben, betete er. Ich wusste nicht, was ich tat, als ich die Phiole verwünschte. Er nahm sie vom Tisch, steckte sie in sein Felleisen und verließ den Raum.
* * *
Das war's, gestand sich Lisa ein, rollte sich auf dem Bett zusammen und zog die Vorhänge fest zu. Alles, was ihr in ihrem behaglichen Nest noch fehlte, waren ihr Stofftier Tigger und die Schulter ihrer Mutter, an der sie sich ausweinen konnte, aber diesen Trost würde sie nie wieder haben. Solange sie die Phiole nicht ausprobiert hatte, konnte sie alle ihre Hoffnungen dareinsetzen. Circenns Reaktion auf ihr Eingeständnis hatte sie erstaunt - sie hatte verwandte Feuchtigkeit in seinen Augen bemerkt.
Du verliebst dich, Lisa, sagte ihr Herz sanft, nicht nur in ein Land.
Was gut ist, belehrte sie ihr Herz bissig, denn es sieht so aus, als wäre Circenn alles, was ich jetzt und für immer habe.
Sie sah sich in dem verhangenen Bett um und kuschelte sich tiefer in die Decken. Das Feuer wärmte ihren Raum und in einer kleinen Ablage am Kopfende des Bettes lag ein Weinschlauch mit Apfelwein. Während sie einen großen Schluck trank und den würzigen, fruchtigen Geschmack genoss, überließ sie sich ihrer Trauer. Ihre Mutter würde allein sterben und es gab nichts, was Lisa dagegen tun konnte. Sie trank und weinte, bis sie zu erschöpft war, um noch etwas anderes zu tun, als sich auf die Seite zu rollen und ins freundliche, weinselige Vergessen des Schlafes zu sinken.
Ich wollte nur ihre Hand halten, wenn sie sterben würde, war ihr letzter Gedanke, bevor sie träumte.
* * *
Circenn Brodie stand neben dem Bett und beobachtete Lisa im Schlaf. Er teilte die hauchdünnen Bettvorhänge, trat näher und senkte die Hand, um zärtlich ihr Haar zu berühren. Seitlich zusammengerollt, hatte sie beide Hände unter eine Wange geschoben, wie ein Kind. Der verblasste rote Schirm ihrer Haube - Baseballkappe, erinnerte er sich - lag zerknittert zwischen ihren Händen und einem zu einer Art Kissen zusammengeknüllten Plaid. Sie hatte sich eindeutig in den Schlaf geweint und es sah so
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