Kuess mich - kuess mich ueberall
wiederholte er. „Hat man Ihnen noch nie gesagt, dass man mit seinem Arzt nicht streitet?”
„Ist das eins der Ammenmärchen, das man Ihnen im ersten Semester vorgegaukelt hat?”
fragte Jill mit leichtem Spott.
Tyler lachte. „Kein Respekt, man bezeugt mir einfach keinen Respekt mehr.”
Sie traten aus dem Lift.
„Ihr können Sie noch nicht vorlesen”, sagte Tyler, als sie um die Ecke gingen, „aber ich dachte, sie würden vielleicht meine kleinste Patientin sehen wollen.” Sie hielten vor der Glasscheibe zur Säuglingsstation, und er wies auf ein winziges Baby auf der rechten Seite.
„Darf ich Ihnen Annabelle Rogers vorstellen? Sie ist drei Monate alt.”
Jill sah die vielen Wiegen mit all den Babys, und sofort brach ihr der kalte Schweiß aus.
Das Bild eines anderen Krankenhauses und einer anderen Säuglingsstation erschien vor ihrem inneren Auge. Tyler sprach weiter, aber sie hörte ihn nicht. Stattdessen hallte die Stimme eines anderen Arztes in ihrem Kopf wider. „Es tut mir Leid, Mrs. Hershey, aber wir konnten Ihr Baby nicht retten.”
Ihr dröhnte der Kopf bei der Erinnerung, und plötzlich wurde alles um sie herum schwarz.
2. KAPITEL
Tyler fluchte erschrocken und fing Jill gerade noch auf, bevor sie auf den Boden sank. Sie war weiß geworden wie ein Laken.
„Mr. Logan, müssen Sie sich denn mitten im Flur so aufführen?” zog der Anästhesist, Bill Johnson, ihn auf, der gerade näher kam. „Können Sie nicht den Wäscheschrank benutzen wie alle anderen auch?”
Sehr lustig, dachte Tyler. Ich bin von lauter Witzbolden umgeben. „Sie ist ohnmächtig geworden, Bill”, sagte er knapp.
Bill blieb verblüfft stehen. „Dazu hat sie sich ja den besten Ort ausgesucht. Wir wollen ihre Beine hochlegen und ihr Sauerstoff geben.”
„Nicht nötig”, sagte Tyler, da Jills Lider flatterten.
„Sie ist sehr hübsch. Glaub nicht, dass ich sie hier je gesehen habe. Wer ist sie?”
„PR-Spezialistin”, antwortete Tyler und hielt mit Jill auf den Armen auf ein leeres Zimmer zu. „Sie hilft uns dabei, den neuen Krankenhausflügel zu bekommen.”
„Nicht nur hübsch, auch noch intelligent. He, soll ich sie tragen?”
Tyler wusste, dass Bill nicht gerade feinfühlig mit Frauen umging, und er hatte das Gefühl, Jill beschützen zu müssen. Vorsichtig legte er sie auf das Bett. „Lass die Pfoten von ihr. Das ist nicht dein Gebiet. Dein Job ist es, die Leute zum Schlafen zu bringen.”
„Ja, aber ich weck sie auch wieder auf”, verteidigte Bill sich.
„He, Miss Schokoriegel, wo waren Sie denn?” Tyler hielt sein Stethoskop an Jills Brust.
Jill blinzelte verwirrt. „Ich weiß nicht. Ich habe die Babys ge sehen …” Sie senkte die Lider.
„Vielleicht war ich doch müder, als ich dachte. Ich werde sonst nie ohnmächtig. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie umgekippt.”
„Was haben Sie zu Mittag gegessen?” fragte Tyler.
„Eine Packung Kekse, aber …”
Er runzelte die Stirn. „Das nennen Sie essen?”
„Ich besorg ihr einen Hamb urger”, bot Bill an und trat vor. „Oder wir gehen in ein nettes Restaurant, wenn Sie sich etwas besser fühlen. Ich …”
„Nicht in diesem Jahrhundert”, unterbrach Tyler ihn und seufzte. „Das ist Dr. Bill Johnson.
Er verdient seine Brötchen mit dem Einschläfern unschuldiger Menschen. Außerdem ist er ein noch schlimmerer Frauenheld als ich. Sie mag keine Frauenhelden, Bill.”
„Ich bin kein Frauenheld”, versicherte Bill, musterte Jill aber voller Interesse. „Ich bin nur ein ganz normaler Mann. Darf ich Ihnen einen Hamburger bringen?”
Tyler verdrehte die Augen.
„Nur wenn es ein vegetarischer Hamburger ist”, antwortete Jill trocken. „Ich esse kein Fleisch.”
Tyler und Bill sahen sich einen Moment lang fassungslos an und brachen dann in amüsiertes Gelächter aus.
„Was ist daran so komisch?” fragte Jill erstaunt.
„Ihr Geheimnis ist bei uns sicher, aber denken Sie bitte daran, dass Sie sich in Texas befinden”, erklärte Tyler grinsend. „Dem größten Fleischproduzenten.”
„Sie meinen, die Texas Rangers werden mich festnehme n, wenn ich es wage, etwas Vegetarisches zu essen?”
„Wohl eher die Vereinigung der Rinderzüchter”, sagte Bill.
„Ist Salat erlaubt?”
„Salat ist okay.” Bill warf Tyler ein herausforderndes Lächeln zu. „Und Sie lassen sich am besten von mir nach Hause fahren, da Tyler mit dem Motorrad gekommen ist.”
„Die frische Luft wird ihr gut tun”, beeilte Tyler sich
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