Kuess mich - kuess mich ueberall
auf die freundliche Art.”
„Ja, und meine Art ist auf jeden Fall der von Bill vorzuziehen”, betonte Tyler augenzwinkernd.
Sie hatten ihr Apartment erreicht, und Jill schloss auf.
„Was werden Sie jetzt tun?” fragte Tyler.
„Eine CD mit Meeresrauschen auflegen und mir vorstellen, ich sei an der Riviera.”
„Ruhen Sie sich aus. Sie haben es verdient. Sie haben heute auf Ihre Art T.J.s Herz kuriert.”
Jill zuckte die Achseln. „Ich hab ihm nur ein bisschen vorgelesen.”
Tyler legte sanft die Hand an ihre Wange. „Sie wissen, dass es mehr war als das. Vielleicht haben Sie ihm das Herz nicht kuriert, aber bestimmt haben Sie es ihm gestohlen.”
Misstrauisch runzelte Jill die Stirn. „Hatten wir nicht klarge stellt, dass Sie nicht mit mir zu flirten brauchen?”
Er lachte leise. „Ihr Haar sitzt perfekt, Ihre Kleidung ist klassisch elegant. Sie sehen sehr behe rrscht aus, wie eine Frau, die genau weiß, was sie tut. Dagegen weiß ich nicht, ob ich der Versuchung widerstehen kann, Ihnen das Haar zu zerzausen und Ihre sichere Welt ein wenig zu erschüttern.”
Jill sah Tyler aus halb gesenkten Lidern herausfordernd an. „Versuchen Sie’s”, sagte sie und machte ihm die Tür vor der Nase zu.
Innen lehnte Jill sich an die Tür und holte tief Luft. Es wäre schön, jetzt nicht allein zu sein, sondern starke Arme um sich zu spüren und beruhigende Worte zu hören. Sofort hatte sie Tylers Gesicht vor Augen, und sie schüttelte den Kopf, um es zu verscheuchen. Dieser Mann reizte sie. Er sollte das nicht sein, aber es war so.
Sie dachte an die Kraft, die von ihm ausging und die sie während der kurzen Fahrt vom Krankenhaus hierher genau gespürt hatte. Er gehörte zu den Männern, bei denen eine Frau nie vergaß, dass sie eine Frau war und er ein Mann. In einem schwachen Moment könnte sie den Kampf gegen ihn verlieren.
Aber selbst wenn sie es schaffte, Tyler aus ihren Gedanken zu vertreiben, die anderen Bilder, die sie seit vier Jahren quälten, ließen sich nicht abschütteln.
Sie war im siebten Monat schwanger gewesen und hatte bei jedem Strampeln ihres Babys glücklich gelächelt. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass es ein Junge war, und er war so aktiv, dass sie ihm den Spitznamen „Grashüpfer” gegeben hatte. Ihr Mann, mit dem sie ein Jahr verheiratet war, war genauso aufgeregt gewesen wie sie. Das Kinderzimmer war fertig eingerichtet, und sie hatte sich schon früh Mutterschaftsurlaub geben lassen wollen. In ihrem ganzen Leben war sie nie glücklicher gewesen.
Es war Winter gewesen, es hatte geschneit und war glatt, und auf ihrem Weg von der Arbeit nach Hause war sie auf der verkehrsreichen Stadtautobahn mit besonderer Vorsicht gefahren. Als der Lastwagen über den Mittelstreifen schlitterte und direkt auf sie zuhielt, gab es keinen Ausweg für sie. Sie hatte nichts mehr tun können, um ihm auszuweichen.
Stunden später war sie im Krankenhaus aufgewacht. Als Erstes hatte sie ihren Bauch berührt und auf das vertraute Strampeln gewartet. Selbst die Anästhesie hatte den scharfen Schmerz nicht dämpfen können, der sie in jenem Moment durchzuckt ha tte.
Irgendwann musste sie aufgeschrien haben, denn die Schwester und der Arzt waren an ihr Bett geeilt, und sie hatte die ent setzlichen Worte gehört. „Es tut mir Leid, Mrs. Hershey, aber wir konnten Ihr Baby nicht retten. Wir haben wirklich alles getan, was in unserer Macht lag.”
Sie hatte sich vollkommen leer gefühlt und nur noch geweint. Sie hatte nach Hause gehen wollen, fort von ihrem Schmerz, aber man sagte ihr, dass sie zu schwer verletzt sei. Sie hatte sehr viel Blut verloren und wäre beinahe gestorben. Unzählige Male hatte sie gewünscht, sie wäre tot.
Ihr Mann hatte sich völlig in sich selbst zurückgezogen, und sie vermutete, dass er ihr die Schuld an dem Unfall gab - so wie sie sich selbst beschuldigte. Wenn sie doch nur fünf Minuten früher losge fahren wäre … oder fünf Minuten später …
Jill spürte die salzigen Tränen, die ihr bei der Erinnerung an damals über die Wangen liefen. Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch und erinnerte sich an Grashüpfers Strampeln. Doch der Schmerz war nicht mehr so unerträglich. Sie holte tief Luft.
Wie hatte sie heute nur in Ohnmacht fallen können? Sie wischte sich die Tränen ab und rief sich zur Ordnung. Die erste Prüfung hier in Fort Worth hatte sie nicht unbedingt glänzend bestanden.
Sie lächelte schief. Wenigstens konnte es jetzt nur noch besser
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