Kuess mich, Playboy
bestehende Loyalität gefestigt. Warum also die Tochter an einen Lakaien verschwenden?
Rafe fluchte unter angehaltenem Atem. Er war ausmanövriert worden!
Cesare wollte, dass sein Sohn die Tochter des alten Feindes heiratete. Freddo Cordiano wünschte diese Vereinigung ebenfalls. Doch dann hatte Rafe sich geweigert, und Cordiano hatte eine Inszenierung wie aus dem Märchen arrangiert. Entweder der Prinz heiratete die Prinzessin, oder sie wurde dem Oger vorgeworfen.
Die Frage war jetzt nur … hatte Chiara davon gewusst?
Als gehorsame sizilianische Tochter, die sie war, war es gut möglich, dass sie sich brav bereit erklärt hatte, ihre Rolle zu spielen. Angefangen bei dem lächerlichen Überfall auf der Straße. Vater und Tochter mussten gewusst haben, dass er sich von einem grotesken Banditenpärchen nicht verscheuchen lassen, sondern dass es ihn umso entschlossener machen würde, San Giuseppe zu erreichen.
Und dann der Kuss im Auto. Ihr anfänglicher Protest. Wie sie sich gewehrt hatte, nur um dann mit einem Seufzer zu kapitulieren. Wie weich ihre Lippen geworden waren. Noch jetzt erinnerte er sich an ihren Geschmack …
Man hatte ihn ausgetrickst.
Der Einzige, der von dem Spielchen nichts gewusst hatte, war Giglio. Der alte Mann und Chiara hatten den capo genauso benutzt wie ihn.
Rafe kniff die Augen zusammen. Der endgültige Beweis war die Blitzhochzeit. Cordiano hatte seinen Einfluss genutzt und sämtliche Strippen gezogen. Kein Aufgebot, keinerlei Formalitäten, nur eine Unterschrift auf einer Urkunde im Büro des Bürgermeisters.
Danach hatte Cordiano freudestrahlend erklärt: „Du darfst die Braut jetzt küssen.“
Nun, Rafe hatte sie natürlich nicht geküsst. Chiara und er hatten sich angeschaut, und ihre Augen waren absolut leblos gewesen. Die Lippen hatte sie fest zusammengepresst. „Fass mich nicht an“, war die Botschaft, die sie mit ihrer Haltung ausgesandt hatte, und fast wäre ihm entschlüpft: „Da brauchst du dir nicht die geringsten Sorgen zu machen, Baby.“
Dieser heiße Kuss im Auto war einfach zu erklären. Der Beinaheabsturz auf der Bergstraße hatte reines Adrenalin durch seinen Körper gepumpt. Gefahr und Sex spielten einander zu, ergänzten sich. In einem solchen Zustand konnte ein Mann sich alles einbilden.
Rafe setzte sich abrupt auf. Jetzt war ihm alles klar. Nicht dass es einen Unterschied machte. Er hatte die Frau geheiratet, jetzt musste er sich wieder von ihr trennen. Die Ehe annullieren lassen, eine offizielle Scheidung … was immer nötig war.
Natürlich würde er seine Braut nicht einfach auf die Straße setzen. Sie hatte ihn zwar ausgetrickst, aber ganz unschuldig war er ja auch nicht. Er, der sich damit brüstete, immer dem Verstand zu folgen und logisch zu denken, hatte dieses Mal nicht logisch gedacht. Wenn man sich am Kragen aus der Grube ziehen wollte, selbst wenn man sie selbst geschaufelt hatte, zahlte man immer einen hohen Preis.
Er würde das Anständige tun. Ihr eine Abfindung garantieren. Dann konnte sie nach Sizilien zurückkehren, und er würde die ganze unangenehme Episode vergessen.
„Signor Orsini.“
Er sah auf. Chiara stand neben ihm. Er musste sich zusammennehmen, um bei ihrem Anblick nicht den Kopf zu schütteln. Als sie noch Teenager gewesen waren, hatte seine Schwester Anna eine Gothic-Phase durchgemacht, glücklicherweise nur eine kurze. Sie hatte sich damals von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, hatte sogar das lange blonde Haar schwarz gefärbt.
„Du siehst aus wie etwas, das die Katze ins Haus zerrt“, hatte er damals mit der typischen Schroffheit eines älteren Bruders zu ihr gesagt.
Nicht einmal eine Katze würde sich dazu herablassen, Chiara ins Haus zu schleppen. Sie sah einfach zu armselig aus. Nun, ausgenommen ihr Haar. Selbst in dem strengen Knoten schimmerte es wie das Gefieder eines Raben.
Gehörte dieser Aufzug mit zu ihrer Rolle?
„Ja?“
Chiara zwang sich, ihren Ärger nicht zu zeigen. Drei Stunden Schweigen, und das Beste, mit dem Raffaele Orsini aufwarten konnte, war eine einzelne Silbe? Und selbst die klirrte noch vor Kälte. „Wir müssen uns unterhalten, signor .“
Er kniff die Augen zusammen, bis nur noch schmale blaue Schlitze in seinem Gesicht standen. Zuerst war Chiara verwirrt, dann wurde ihr klar, dass er das, was sie gesagt hatte, in Betracht zog. Als hätte sie eine Bitte geäußert und keine Forderung!
Vor Wut hätte sie am liebsten mit dem Fuß aufgestampft. Was für ein Ignorant! Hielt er
Weitere Kostenlose Bücher