Kuess mich, Playboy
sich eines Tages etwas erkaufen musste.
Heute war dieser Tag gekommen.
Die Schatulle steckte in dem Koffer, den sie für sich gepackt hatte. Der Amerikaner konnte den Schmuck haben, wenn er ihr ihre Freiheit zurückgab. Nur musste sie das Angebot richtig formulieren, um sein männliches Ego nicht zu verletzen.
Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die plötzlich trockenen Lippen. „Und es ist nicht das, was ich mir wünsche. Wir beide wollen es doch nicht.“
Er erwiderte nichts. Weil er die kleine Geste, wie sie ihre Lippen benetzte, wie gebannt verfolgt hatte. Eine eiserne Faust drückte seinen Magen zusammen.
Wusste sie, was sie da tat? War es eine bewusste Geste oder eine unschuldige? Ihre Zunge war pink, wie die eines Kätzchens. Ganz kurz hatte er diese seidige Zunge berührt …
Sie redete weiter, aber er hörte kein Wort. Stattdessen studierte er ihr Gesicht. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass ihre Züge fein und angenehm waren.
Angenehm? Sie war schlichtweg schön. Dunkle, lange Wimpern umrahmten die violetten Augen, die kleine gerade Nase passte perfekt zu dem schön geschwungenen Mund. Warum zog sie derart unförmige Kleider an? Warum hielt sie sich so steif? Warum versteckte sie die schimmernden schwarzen Locken in einer unvorteilhaften Frisur? Wollte sie damit eine Illusion kreieren? Für ihre Rolle?
„Wieso trägst du dein Haar in einem Knoten?“
Die Frage war ihm herausgerutscht. Und ganz offensichtlich hatte Chiara nicht damit gerechnet. Mitten im Satz verstummte sie und starrte ihn an.
„Entschuldigung?“
„Dein Haar. Warum kämmst du es zurück?“
Um die Männer ihres Vaters davon abzuhalten, sie anzusehen, so wie er sie jetzt ansah. Nur jagten die Blicke von Giglio und den anderen ihr Schauder des Abscheus über den Rücken, während sein Blick … Ihre Haut begann zu prickeln.
Sie strich sich übers Haar. „Es ist ordentlicher so.“
„Lass es herunter.“
Die Stimme des Amerikaners klang rau, seine Augen sprühten blaues Feuer. Plötzlich hatte sie Schwierigkeiten zu atmen. „Ich … ich sehe keinen Grund dazu.“
„Der Grund ist, dass ich es dir sage.“ Eine leise Stimme in seinem Kopf fragte schockiert, was, um alles in der Welt, er da tat?
Gute Frage. Er war nicht der Typ Mann, der Frauen herumkommandierte. Das würde er ihr erklären und sagen, dass es nur ein Scherz war.
„Löse den Knoten und lass dein Haar herunter.“
Sekunden vergingen. Dann hob Chiara die Hände und zog die Haarnadeln aus dem Knoten. Ihr Haar, dicht und schimmernd und lockig, fiel ihr über den Rücken.
Die Faust in seinem Magen drückte fester zu.
„Viel besser.“
Sie räusperte sich. Wrang die Hände im Schoß. „Wie ich bereits sagte …“
„Es ist warm hier drinnen. Den Mantel brauchst du nicht.“
Sie sah an sich herab, dann zu ihm. Schluckte. „Mir ist angenehm.“
„Unsinn. Zieh ihn aus.“
Chiaras Herz machte einen bangen Sprung. Sie war allein mit diesem Fremden. Sie war noch nie allein mit einem Mann gewesen. Nun, mit Enzo, sicher. Mit ihrem Vater. Und mit dem senilen Priester von San Giuseppe. Aber dieser Mann hier war jung und stark.
Und er war ihr Ehemann. Was ihm automatisch bestimmte Rechte gab. Sie wusste Bescheid über diese Dinge, ihre Mutter hatte ihr alles erklärt … Himmel!
Mit hämmerndem Herzen nestelte sie an den Knöpfen. „Hören Sie, Signor Orsini …“ Sie hasste es, dass ihre Stimme bebte. „Ich will so wenig Ihre Frau sein, wie Sie mein Mann sein wollen.“
„Und?“
„Und wir sitzen zusammen in dieser Falle. Ihnen blieb keine andere Wahl, als mich zu heiraten und …“
Er kniff wieder die Augen zusammen. Inzwischen wusste sie, dass das bei ihm nichts Gutes bedeutete.
Also beeilte sie sich fortzufahren: „Ihr Vater wollte es, und mein Vater wollte es, und deshalb …“
„Also habe ich es getan, um die beiden zufriedenzustellen?“
„Ja. Nein. Vielleicht nicht …“ Sie verlor hier rasant an Boden. Sie musste ihm klarmachen, dass sie verstand. Und dass er nur gewinnen konnte, wenn er die Sache wieder rückgängig machte. Amerikanische Gangster konnten gekauft werden. Sie hatte Filme gesehen, in allen Filmen war das so. „Vielleicht hat mein Vater Ihnen ein Angebot gemacht.“
Er saß da, mit verschränkten Armen, wartete stumm und regungslos ab. Nur dieser Muskel in seiner Wange zuckte unaufhörlich.
„Ich kann Ihnen ein besseres Angebot machen, signor .“
„Kannst du also, ja?“ Seine Mundwinkel hoben sich
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