Kuess mich, Playboy
leicht.
„Sobald wir in Amerika sind, lassen wir uns scheiden. Das ist unproblematisch in Ihrem Land, nicht wahr?“
Er zuckte mit einer Schulter. „Und du gehst dann. Weg von mir, weg von deinem Vater, weg von dieser grässlichen kleinen Stadt. Und jeder ist glücklich und zufrieden, richtig?“
Er verstand! Die Erleichterung schlug über ihr zusammen. „Richtig. Und Sie erhalten dafür …“
„Oh, ich weiß, was ich erhalte, Baby. Das schwarze Ding.“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe nicht …“
„Das schwarze Ungetüm, das du da trägst. Was hast du darunter an?“
Sie sah an sich herab. „Sie meinen mein Kleid? Was ich …?“ Ihre Wangen begannen zu brennen. „Leibwäsche.“
Bei ihr klang das altmodische Wort nahezu echt. „Seide? Spitze? Satin?“ Er grinste. „Oder vielleicht ein G-String?“
Chiara sprang auf. „Sie sind widerwärtig!“
„Weißt du, es hat etwas gedauert, aber jetzt ist mir alles klar. Diese Aufmachung, der strenge Knoten, dieses ‚Rühr mich nicht an‘-Gehabe … das ist nur eine Rolle, nicht wahr?“ Er stand auf. Sein Lächeln war verschwunden. „Die echte Chiara Cordiano ist die, die ich im Auto geküsst habe.“
„Sie sind ja verrückt!“ Verzweifelt versuchte sie, seinem eisernen Griff zu entkommen. „Lassen Sie mich los! Sie sollen mich loslassen!“
Doch Rafe zog sie an sich, küsste sie ungefragt. Als sie den Kopf wegdrehen wollte, presste er seinen Mund noch härter auf ihren und zwang sie, die Lippen zu öffnen. Er war wütend. Wütend auf sie, auf ihre Lügen, auf sich selbst, weil er darauf hereingefallen war und sich eingebildet hatte, sie hätte den Kuss im Auto erwidert.
Alles nur Lüge. Einschließlich der heißen Tränen, die ihr jetzt über die Wangen strömten, als er sich von ihr zurückzog.
Wüsste er es nicht besser, könnte er diese Tränen glatt für echt halten.
„Komm schon, Baby“, zischte er schneidend, „wozu das Ganze noch länger hinausziehen? Zieh endlich dieses abscheuliche Kleid aus und tu, was du am besten kannst.“ Sein Mund zuckte verächtlich. „Wenn du es gut machst, gebe ich dir vielleicht sogar die Scheidung, die du so unbedingt haben willst.“
„Bitte“, schluchzte sie. „Bitte …“
„Verflucht!“ Ihm reichte es. Mit einer Hand packte er den Kragen des hässlichen schwarzen Sacks und riss.
Weiße Baumwolle kam zum Vorschein. Schlicht. Einfach. Praktisch. Die Art Unterwäsche, die seine Schwestern getragen hatten, als sie noch zur Schule gingen. Die Art Unterwäsche, über die seine Brüder und er sich immer lustig gemacht hatten, wenn sie zum Trocknen im Garten auf der Wäscheleine hing.
Verdutzt erstarrte Rafe. Gehörte das mit zu ihrer Rolle?
„Bitte nicht“, wisperte Chiara tonlos. „Ich flehe Sie an, bitte …“
Ihre Knie gaben nach. Rafe fluchte und fing seine Frau auf.
Und wusste mit absoluter Gewissheit, dass er alles völlig falsch interpretiert hatte.
6. KAPITEL
Der Kabinenboden kam auf Chiara zu. Nein, ich falle nicht in Ohnmacht, war alles, was sie denken konnte. Sie musste kämpfen, nicht ohnmächtig werden.
Der Amerikaner hatte sie auf seine Arme gehoben. „Bleib bei mir, Baby, bleib wach.“
Er wollte, dass sie bei Bewusstsein war, wenn er sie nahm. Diese entsetzliche Erkenntnis vertrieb die milchigen Nebel vor ihren Augen. Chiara sammelte alle Kraft und begann, mit den Fäusten auf ihn einzutrommeln. Ein Schlag traf ihn am Kinn. Er packte ihre Handgelenke und hielt sie fest.
„Hey, langsam!“
Langsam? Vielleicht ergaben sich die Frauen in seinem Land kampflos, aber sie würde sich bis zum letzten Atemzug wehren! Und der könnte durchaus bald kommen, denn dieser Mann war stark. Sehr stark. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht frei.
„Chiara, ich will dir nur helfen.“
„Lügner! Lügner! Lügner!“
„Verdammt, bist du irre geworden?“
Nein, nicht irre, beantwortete er sich die Frage selbst. Sie war in heller Panik, und er konnte es ihr nicht verübeln. Wie kam er auf die wahnwitzige Idee, ihr das Kleid vom Leib zu reißen? Für sie musste es aussehen, als ob er sie …
Verdammt.
Mit der einen Hand hielt er ihre Handgelenke, mit der anderen versuchte er, das Kleid irgendwie wieder zu richten. Keine leichte Aufgabe, wenn sie wie verrückt strampelte und trat.
Nicht unbedingt die Flitterwochen, die ein Mann sich vorstellte. Natürlich würde es nie zu Flitterwochen kommen, trotzdem … „Chiara, hör endlich auf, nach mir zu
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