Kuess mich, Playboy
hoch. „Das ist alles?“
Erst nahm Rafe noch einen Schluck Bier, dann hielt er sich das eiskalte Glas an die Stirn. „Ich … muss mir ein paar Dinge überlegen.“
„Nämlich?“, hakte Nick nach.
„Dinge eben.“
Nick sah Falco an. „Versuch du es.“
„Jetzt erzähl schon, was los ist. Du tauchst nicht zur Arbeit auf, dann rufst du an und sagst, du musst reden …“
„Das habe ich nie behauptet!“
„Das brauchtest du auch nicht. Es ist Montag, die Kurse liegen im Keller, und wir sitzen hier in aller Ruhe und tun so, als wäre nichts los? ‚Hallo, schön dich zu sehen, wie war dein Wochenende?‘“
In Rafes Wange begann wieder dieser Muskel zu zucken. „Also gut. Ich … äh … ich habe da ein kleines Problem.“
„Blond oder brünett?“
„Nicolo, das ist einfach nur beleidigend. Ich meine, wer sagt denn, dass es ein Problem mit einer Frau ist?“
„Blond oder brünett?“, wiederholte Nick gelassen, und Rafe seufzte.
„Brünett.“
„Was ist aus der Walküre geworden?“
„Die ist Geschichte.“
„Was ist passiert?“
Rafe kniff die Augen zusammen. „Sollen wir jetzt in der Vergangenheit herumwühlen oder doch lieber in der Gegenwart bleiben?“
„Hey, kein Grund, so gereizt zu reagieren“, beschwichtigte Falco. „Also dann, wie sieht die gegenwärtige Situation aus?“
Rafe schaute von einem zum anderen. Natürlich wusste er, warum er seine Brüder angerufen hatte. An wen sonst sollte er sich wenden, wenn er in der Klemme steckte? Und dass er in der Klemme steckte, und zwar bis zum Hals, daran konnte kein Zweifel bestehen.
Er war verheiratet, mit einer Fremden aus einer ihm fremden Welt. Ausgerechnet er, der Mann, der immer sofort die Beine in die Hand nahm, sobald eine Frau auch nur in die Nähe des Themas „Ehe“ kam.
Das war Punkt eins der gegenwärtigen Situation.
Punkt zwei war, dass, obwohl er diese Ehe so schnell wie möglich annullieren lassen wollte, ihn das nicht davon abgehalten hatte, Chiara – Punkt drei – fast auf der Küchenanrichte zu vernaschen, was automatisch – Punkt vier – eine Auflösung der Ehe maßlos verkomplizieren würde. Mal ganz abgesehen davon, dass er sie – Punkt fünf – als seine Ehefrau vorgestellt hatte.
„Rafe?“
Es war eine Katastrophe gewesen. Noch während seine Haushälterin sich in wärmsten Glückwünschen erging, hatte Chiara ihm mit hochroten Wangen wütend entgegengeschleudert: „Ich bin nicht deine Frau, und wenn du dir einbildest, deine … deine Aufdringlichkeit würde mich dazu machen, dann täuschst du dich!“, bevor sie aus der Küche gestürmt war. Mrs. O’Hara hatte ihn perplex angestarrt, und Rafe hatte sich überlegt, ob er es seiner Haushälterin erklären sollte, bevor er dann doch lieber Chiara nachgeeilt war, die sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte und nicht mit ihm reden wollte.
„Raffaele!“
Sein Kopf ruckte hoch. „Wieso nennst du mich so?“ Wütend funkelte er Nick an.
„Weil du so heißt. Weil du meilenweit weg bist. Weil einer von uns irre ist, und die Chancen stehen gut, dass ich ihn gerade anschaue. Wie heißt die Brünette?“
Mrs. Orsini . Fast wäre Rafe in hysterisches Gelächter ausgebrochen.
„Was ist so amüsant?“
„Nichts“, sagte Rafe sofort. „Glaub mir.“
„Wie heißt die Lady nun?“
„Chiara.“
Falco hob eine Augenbraue. „Schöner Name. Sehr sexy.“
„Sie ist nicht so.“
„Was? Nicht schön? Oder nicht sexy?“
„So meinte ich das nicht. Ich meine … sie ist anders.“
„Sie sind immer anders. Bis sie warm geworden sind.“ Falco drehte das Bierglas zwischen den Fingern. „Ich gehe also davon aus, dass sie noch nicht so weit ist.“
Noch nicht so weit? Sie lebte in seiner Wohnung! Aber das wollte er nicht zugeben. Er wollte überhaupt nichts zugeben. Er wünschte, er hätte dieses Treffen nie arrangiert.
„Okay“, mutmaßte Falco scharfsinnig weiter, „du bist da also ungewollt in etwas hineingeschlittert, und jetzt willst du wieder raus. Ist es das?“
Rafe nickte. „Genau.“
„Ich sehe da kein Problem. Führe die Lady zum Dinner aus und erkläre es ihr. Du weißt schon, das klassische Es-war-eine-schöne-Zeit-aber-es-ist-vorbei-Dinner.“
„Sie will ja auch raus.“
Nick starrte ihn verdutzt an. „Wo liegt dann das Problem?“
„Es ist …“, Rafe zögerte, „… kompliziert. Wir beide wollen raus, aber …“
„Aber?“
„Nun, ich, äh, ich bin ihr wohl zu nahe getreten, und sie, äh, sie hat sich
Weitere Kostenlose Bücher