Kuess mich, Playboy
damit gerechnet, dass er so etwas sagen würde. Aber es war das einzig Richtige, er wusste es.
„Ja, das würde mir gefallen“, sagte sie. Und dann lächelte sie.
Rafe fragte sich, wie es möglich war, dass alles Schöne und Gute auf dieser Welt in ein einziges Lächeln einer Frau hineinpasste.
10. KAPITEL
Rafe war klar, dass sie beide so schnell wie möglich aus dem Apartment herauskommen mussten.
Er war ein Mann, kein Märtyrer. Alle guten Vorsätze würden verpuffen, wenn dieser süße, innige Moment noch länger andauerte. Also trat er abrupt zurück.
„Ich habe solchen Hunger, dass ich einen ganzen Stier vertilgen könnte.“
Chiara lachte. „Ich glaube nicht, dass sich auf der Fifth Avenue ein Stier auftreiben lässt.“
„Oh, du würdest dich wundern. New York ist eine außergewöhnliche Stadt.“
„Ja, ich habe davon gelesen.“
Gelesen also, aber nicht erlebt. Er war so sehr in sein Selbstmitleid verstrickt gewesen, dass er nie daran gedacht hatte, wie er die Dinge für sie ein wenig einfacher machen könnte. Sie hatte ihm gerade die Lösung geboten. Er würde ihr seine Stadt zeigen. Und das würde es ihm ermöglichen, auf Abstand zu achten. Eine Alternative, bei der sie beide nur gewinnen konnten.
Also vergeudete er keine Zeit, nahm Chiara bei der Hand und zog sie mit sich zum Aufzug. Als sie fragte, wohin sie gingen, antwortete er, dass sie sich auf die Suche nach dem Stier machen würden.
Rafe kannte genügend Restaurants, auch wenn die alle um diese Zeit voll besetzt sein würden. Doch selbst ohne Reservierung war es kein Problem für ihn, einen Tisch zu bekommen – einer der Vorteile, wenn man Rafe Orsini hieß.
Unten in der Lobby angekommen, bat Rafe den Portier, ein Taxi heranzuwinken. Chiara zögerte plötzlich.
Rafe merkte es. „Was ist?“
„Nichts.“
Was nicht stimmte. Sie kaute an ihrer Unterlippe, was sie immer tat, wenn etwas sie beschäftigte. „Chiara, hör zu, wenn du nicht ausgehen willst …“
„Oh, doch.“ Sie berührte leicht seinen Arm. „Ich habe mich nur gefragt … Können wir nicht die U-Bahn nehmen? Ich habe davon gelesen. Der Zug, der die Menschen unter der Erde durch die Stadt fährt, von der Bronx bis nach Brooklyn, sì ?“
Sie hörte sich an wie ein Touristenführer. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gerissen und sie geküsst. „Sì.“
„Bestimmt ist es albern, aber …“
Albern? Dass seine Ehefrau die U-Bahn einem Taxi vorzog? Lächelnd nahm er sie bei der Hand. „Es ist sogar eine großartige Idee.“
Er warnte sie vor, dass es einige Häuserblocks bis zur nächsten U-Bahn-Station zu laufen sei. Sie lächelte und behauptete, sie würde gern einen Spaziergang machen. Rafe kannte keine Frau, die so etwas sagte und es ernst meinte. Aber seine Chiara meinte es ernst. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah an den Wolkenkratzern empor, blieb mit staunenden Augen vor jedem Schaufenster stehen. Viel hätte nicht mehr gefehlt, und sie wäre vor Begeisterung den Bürgersteig entlanggehüpft.
„Oh!“ Ihre Augen strahlten. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Nein, dachte er, während er sie beobachtete, ich auch nicht.
Das Rockefeller Center entlockte ihr einen freudigen kleinen Jauchzer. „Die Prometheus-Statue!“
Aha, so hieß der vergoldete Typ da also? Das hatte Rafe nicht gewusst. Chiara erzählte ihm jetzt alles. Die Sage. Die Biografie des Bildhauers. Weshalb die Statue hier platziert worden war. Er hörte ihr zu, aber vor allem lauschte er auf die Stimme seiner Frau. So weich, silbern und perlend. Glücklich.
Ja, das traf es genau. Sie war glücklich.
Und er auch.
Verdutzt stellte er fest, dass er noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen war. Und während sie noch immer von der griechischen Sagengestalt redete, zog er sie in seine Arme und küsste sie, mitten auf dem Platz, inmitten von Tausenden von Menschen. Niemand nahm Notiz davon, schließlich war das hier New York.
Als er endlich die Lippen von ihren löste und sie ihre Augen wieder öffnete, da funkelten diese wie Sterne, und er dachte, dass er vielleicht sogar mehr als glücklich war. Er war … er war …
„Hungrig.“ Atemlos stieß er das Wort aus, wie ein Mann, der sich in letzter Sekunde vor dem Sturz von den Klippen gerettet hatte. „Warum gehen wir nicht irgendwo essen?“
In seinem Kopf drehte sich alles. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wo konnte man hier in der Nähe etwas essen gehen? Denn das war ja der Plan. Er zeigte seiner
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