Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Immerhin hatte er die letzten Jahre wie ein Eremit gelebt. Aber diese Frau besaß die einzigartige Fähigkeit, ihn so weit zu bringen, die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Sam stieß ein zweites Mal zu und dann ein drittes Mal. »O Gott, unglaublich«, presste er mühsam hervor.
    Gillian setzte ebenfalls an, etwas zu sagen, aber ihrem Mund entwich nur ein leises, lustvolles Seufzen.
    Sam hörte sich plötzlich laut aufstöhnen. Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick zu explodieren, fühlte sich wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, kurz bevor er Feuer spie und seine glühende Lava herausschleuderte.
    Lieber Himmel, dachte er leicht beklommen, das halte ich keine einzige Sekunde mehr aus. Und er behielt Recht. Ihm entwich noch ein »Gütiger Gott«, und dann kam er.
    Sein Geist schien sich von ihm zu lösen und frei zu schweben. Die ganze Schwere der Erde fiel von ihm ab. Er war im Paradies angekommen. Welch ein Weg, um dorthin zu kommen, der einzig mögliche Weg.
    Es dauerte ein, zwei, vielleicht auch drei Minuten, bis sein Gehirn wieder in geordneten Bahnen zu denken begann; und dann noch ein paar weitere Minuten, ehe er, an ihre Brust geschmiegt, schuldbewusst die Worte flüsterte: »Tut mir Leid.«
    »Es gibt keinen Grund, dich zu …«
    Er wusste, Gillian hatte »entschuldigen« sagen wollen, aber bevor sie es noch aussprechen konnte, wurden beide gewahr, dass er schon wieder eine Erektion hatte, noch härter, noch steifer, falls das überhaupt möglich war.
    Coitus non interruptus.
    »Schon wieder, so schnell?«, hauchte sie ein wenig atemlos und sah ihn mit verhangenen Augen an, mit Augen, in deren unglaublich tiefem Meeresblau heißes Verlangen glänzte.
    Sam lächelte und versuchte, sein Gesicht zu entspannen. »Wieder und wieder und immer wieder, bis wir uns nicht mehr rühren können.«
    »Bitte.« Mehr sagte sie zu Sams großer Befriedigung nicht.
    Er drang in sie ein, glitt wie bei einem langsamen, sinnlichen Tanz in einem ganz eigenen Rhythmus immer wieder vor und zurück. Sie rief laut seinen Namen, krallte sich an seinen Schultern fest, grub ihre Fingernägel in sein Fleisch. Er glaubte in ihrer Hitze zu verbrennen, ließ sich von ihrer Erregung selbst immer mehr erregen, sog ihren Duft ein, in die Nase, in die Lunge, in seine Seele.
    Er stieß heftiger zu, drang tiefer ein, riss sie mit sich empor; schweißnasse, Moschusduft verströmende Haut, zum Zerreißen angespannte Muskeln, wild schlagende Herzen, in furiosem Taumel schwingende Hüften.
    Der Kristall-Kronleuchter über ihnen schwankt leicht hin und her; zart schlagen die fein geschliffenen Glaszapfen aneinander, Sphärenmusik. Eine Billardkugel wird unabsichtlich vom Tisch gefegt, rollt durch das Esszimmer und weiter in die Diele. Der Boden schwingt unter seinen Füßen, aber vielleicht ist es auch nur das Gefühl, das Gillian in ihm entfacht, ein Gefühl, als werde die ganze Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Sie schlingt ihre Beine um ihn, hält ihn gefangen in ihrem samtenen Schoß, läst ihn nicht mehr weg.
    Sein Orgasmus überkommt ihn wie eine Urgewalt. Er raubt ihm den letzten Atem. Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, er verbrennt in lodernder Flamme.
    Er glaubt, ihren Namen geschrien zu haben, ist sich hinterher aber nicht sicher.
     
    Einige Zeit später – Sam hätte um alles in der Welt nicht sagen können, wie viel später – ging ihm plötzlich ein kurioser Gedanke durch den Kopf: Er war wahrscheinlich der einzige Mann in seinem Bekanntenkreis, der sein Leben liebend gern damit verbringen würde, sich ohne Rack und ohne Queue über einen Billardtisch zu beugen. Was für eine göttliche, himmlische Vorstellung. Er lächelte in sich hinein.
    Er brauchte einen Moment, um sich das Kondom abzustreifen. Dann griff er nach seinen Jeans, holte ein paar kleine Päckchen heraus und stieß die restlichen Kleidungsstücke beiseite, bevor er Gillian in die Arme nahm und ihr galant vom Billardtisch half. »Ins Bett?«, fragte er.
    »Ins Bett.«
    Sie liefen Hand in Hand zur Treppe, um aber schon auf halbem Weg wieder Halt zu machen, begierig, sich erneut aneinander zu berauschen. Sie glitt an seinem Körper hinunter, bedeckte sein Kinn, seine Brust mit Küssen, knabberte sanft an seinen Brustwarzen; folgte der natürlichen Linie seines Brustbeins, ließ ihre Zunge in seinen Nabel und über seinen Bauch schnellen und arbeitete sich zielstrebig in die Gefahrenzone nach unten.
    Sie berührte ihn an Stellen, deren Sensibilität