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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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überlebensgroß erschienen, vor allem als sie noch ein Kind war -, überwältigte Gillian mit Traurigkeit und Mitgefühl für den jungen Soldaten, der er vor so vielen Jahren gewesen war.
    »Sie waren alle jung damals, mit all den Träumen und Leidenschaften, die junge Männer eben so haben« , hatte Minerva an jenem ersten Nachmittag, als sie zusammen eine Tasse Tee tranken, zu ihr gesagt.
    Oder in Anna Rogozinskis Fall eine junge Frau mit eigenen Träumen und Leidenschaften.
    Anna hatte nicht gesagt, dass die Affäre von keinerlei Bedeutung war. Sie hatte gesagt, sie war nicht bedeutend genug.
    »Es waren Kriegszeiten, Gillian. Jeder und alles schien über Nacht anders geworden zu sein. Wir waren jung, Jacob war einsam. Ich war in ihn verknallt. Wir waren beide auf der Suche nach etwas, und wir dachten, wir hätten es ineinander gefunden.«
    Offensichtlich hatten sie beide bald gemerkt, dass es für sie keine Zukunft gab. Am Ende war Anna geblieben, und Jacob war gegangen. Er war in seine Welt und zu seiner Verlobten, einer Debütantin namens Emily Windsor Farnsworth, zurückgekehrt. Er kannte Emily schon sein ganzes Leben lang. Emily würde ihm die perfekte Ehefrau sein. Er würde mit Emily glücklich werden.
    »Ich hätte Jacob äußerst unglücklich gemacht«, hatte Anna ihr gegenüber eingestanden, als sie Seite an Seite auf der Veranda saßen und ihre Limonade tranken. »Ich war von meiner Musik besessen. Ich übte täglich stundenlang und vergaß die Welt um mich herum, vergaß die Zeit, vergaß die Wünsche und Bedürfnisse der anderen um mich herum. Das hätte einen Mann wie Jacob verrückt gemacht. Außerdem hatte ich meine eigenen Pläne und Träume, und die schlossen die Ehe nicht mit ein. Ich war fest entschlossen, erfolgreich zu sein, eine Karriere als Konzertpianistin zu machen, die Welt zu bereisen, London, Paris, Rom kennen zu lernen, vor Königen und Königinnen zu spielen.«
    »Und das hast du getan.«
    »Das habe ich getan.«
    »Du gingst also deine eigenen Wege.«
    Ihr schlohweißes Haupt nickte zustimmend. »Als Jacob in jenem Herbst nach New York zurückkam, erzählte er Emily von der Affäre. Deine Großmutter war für ihr Alter sehr großzügig und klug und verzieh ihm. Emily war der Inbegriff einer Lady.«
    »Ja, das war sie.«
    »Einige Monate später heirateten sie. Und ich kehrte zu meinem Leben und zu meiner ersten Liebe, zur Musik, zurück.« Anna starrte abwesend ins Leere. »Ich glaube nicht so recht an die Art von Leidenschaft, die zwischen einem Mann und einer Frau wie ein Vulkan ausbricht. Sie erschien mir immer so flüchtig und ist niemals Garant für das Glücklichsein.« Sie senkte die Augen und sinnierte vor sich hin: »Vielleicht hatte William Penn Recht, als er schrieb, dass ›Leidenschaft eine Art Fieber des Geistes‹ ist, ›das uns schwächer verlässt, als es uns vorgefunden hat‹.«
    »›Ein Fieber des Geistes‹«, sagte Gillian laut vor sich hin, als sie an der nächsten Kreuzung nach Norden abbog.
    Leidenschaft mochte vielleicht nicht ausreichen, um glücklich zu werden, aber eine Beziehung ohne Leidenschaft war gleichermaßen zum Scheitern verurteilt. Man brauchte sich nur sie und Edoardo anzusehen. Sie waren ein perfektes Beispiel dafür.
    Und was war mit Sam?
    »Ich werde nicht über Sam nachdenken«, sagte sie und drückte auf den Knopf für die Fensterscheibe auf der Fahrerseite. Sie brauchte jetzt frische Luft, um die geistigen und emotionalen Spinnweben wegzublasen.
    Vor ihr erstreckte sich einsam und verlassen die lange Gerade der Straße. Die Maisfelder zu beiden Seiten waren bis zu zwei Metern hoch gewachsen und vermittelten ihr ein leicht klaustrophobisches Gefühl. Die Sonne stand wie ein Feuerball am blassblauen Himmel und brannte erbarmungslos hernieder. Unter dem schwarzen Verdeck flirrte die Hitze. Die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren der Motor ihres Autos, der Wind in ihren Haaren und das gelegentliche Kreischen eines Vogels über ihr.
    Gillian atmete noch einmal tief ein. Die Luft war erfüllt von vertrauten Gerüchen: Sonnenhitze auf Metall, dampfende Erde, Pflanzen, die nach Moschus rochen, von den Reifen aufgewirbelter Staub, Tiere auf der Weide. Sie rümpfte die Nase. An diesen Geruch würde sie sich nie gewöhnen.
    Sie schaltete das Radio ein. Es war auf einen örtlichen Country-Sender eingestellt. Ein Mann und eine Frau sangen im Duett. Der Song handelte vom Zorn eines Mannes.
    Gillian ließ die Luft langsam ausströmen.

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