Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
Haare, als wäre er von der Sonne geküsst worden, und Augen so blau wie das Mittelmeer. Man musste diese makellose Gestalt immer nur anschauen. Ich dachte, er verkörperte alles, was sich eine Frau von einem jungen Mann nur wünschen kann. Ich dachte, ich wäre in ihn verliebt.« Sie machte eine Pause, um ihre Erinnerungen zu ordnen. Der Fächer blieb auf halbem Weg in der Luft stehen.
»Ich habe allerdings bald entdeckt, dass unter Adams schönem und perfektem Äußeren nichts zu holen war.«
»Überhaupt nichts?«
Sie machte eine verneinende Kopfbewegung. »Er hat sich nie darum bemüht, seine gottgegebene physische Schönheit damit auszufüllen, eine Persönlichkeit oder irgendeine intellektuelle Neugier oder irgendwelche sozialen Fähigkeiten zu entwickeln, ja, er hatte nicht einmal Sinn für Humor. Er meinte, seine Schönheit reichte. Er glaubte, sie währte ewig.«
»Das war kaum genug.«
»Jedenfalls nicht auf lange Sicht. Ich merkte, dass er leer und langweilig war – wie ein alter Kaugummi, der all seinen Geschmack verloren hatte.«
Anna wedelte mit ihrem Fächer, als wollte sie ein lästiges Insekt vertreiben. »Ich verlor schnell das Interesse an ihm.«
Gillian beugte sich in angespannter Erwartung vor. »Wie lange glaubtest du, in Adam verliebt zu sein?«
Anna seufzte theatralisch auf. »Eine Woche.«
Der Sommerwind wehte ein Blatt auf das Oberteil ihres Kleids. Sie nahm es weg und zwirbelte es zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie bemerkte, dass es ihr mit ihrer Arthritis heute anscheinend viel besser ging. »Edoardo mag ja vorhersehbar und dir sehr vertraut sein, aber ich nehme doch an, dass er nicht wie ein ausgelutschter Kaugummi ist.«
»Nicht ganz. Wir teilen zumindest eine gemeinsame Leidenschaft für klassische Musik, wenn schon nicht füreinander.«
Anna spielte mit dem kleinen Blatt und wartete.
Gillian griff mit beiden Händen nach hinten und hob sich die Haare aus dem Nacken. »Als ich aufwuchs, erlebte ich die Art von Liebe und Leidenschaft, die meine Eltern miteinander teilten. Sie verband eine fast fühlbare Kraft. Ich weiß nicht, ob ich das damals schon ganz verstand, aber später, als ich älter wurde, mit Sicherheit. Ich habe auch entdeckt, wie ungewöhnlich ihre Beziehung war. Und ich wusste, dass das die Art Liebe war, die ich auch wollte. Ich wusste, ich könnte mich nie mit weniger zufrieden geben.« Ihre Augen schienen sich auf irgendetwas in der Ferne zu richten, ihre Stimme wurde leiser und weicher. »Ich möchte für einen Mann etwas sein, ohne das er nicht leben kann. Ich möchte für ihn etwas sein, das er unbedingt haben muss. Er wird für mich immer an erster Stelle stehen, und umgekehrt möchte ich auch in seinem Leben an erster Stelle stehen.« Sie ließ ihren Pferdeschwanz brüsk in den Nacken zurückfallen. »Bei Edoardo tue ich das nicht, das weiß ich. Und ich werde es auch niemals tun.«
»Seine Musik geht ihm vor.«
»Seine Musik, seine Karriere, seine Fans und ihre Bewunderung. Eine Frau und womöglich auch noch eine Familie mit Kindern würden bestenfalls an vierter Stelle stehen.«
Es verging etwas Zeit, bevor Anna dazu Stellung bezog. »Ich verstehe Edoardos Situation besser als die meisten Leute.«
»Aber natürlich.« Gillian griff nach ihrer Hand und tätschelte sie. »Tut mir Leid, Anna.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich wusste bereits mit achtzehn, vielleicht auch schon etwas früher, dass die Musik meine große Passion werden würde, die Passion, die mein Leben bestimmen würde.«
»Tja, das ist sie für Edoardo auch. Eine Frau – jede Frau – steht für ihn hintenan und ist nur ein Anhängsel.«
Anna legte ihre Hand über Gillians Hand, wobei ihr nicht zum ersten Mal auffiel, was für schöne, lange, feingliedrige Finger sie hatte. »Es ist verständlich, dass du auf der Liste eines Mannes nicht an vierter Stelle stehen willst. Niemand von uns möchte gern ein Anhängsel sein.«
Sie setzten sich beide zurück und nippten an ihrer Limonade und knabberten frische Schokoladenchip-Cookies, eine Aufmerksamkeit von Minerva Bagley. Minerva war mit ihren Backwaren sehr großzügig und beschenkte damit regelmäßig ihre Freunde und Nachbarn.
Völlig unvermittelt hörte Anna sich sagen: »Ich habe gehört, du und Sam, ihr hattet Differenzen miteinander.«
Gillian spannte sich an. »Wer hat das gesagt? Lass mich raten, Mrs. Goldman?«
»Goldie und so ungefähr jeder andere in der Stadt auch«, sagte Anna. Sie steckte sich das
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