Kuess mich, und ich bin verloren
näher zu kommen.
Noch einmal, so schwor er sich, würde ihm das nicht passieren.
8. KAPITEL
„Sicher wirst du mich verfluchen, wenn ich dir sage, was ich gemacht habe“, erklärte Clea später am Abend Harry, sobald der Oberkellner sie zu einem Tisch gleich bei den offenen, bis zum Boden reichenden Fenstern geführt hatte. Eine angenehme Sommerbrise wehte herein.
„Dich verfluchen?“ Harry grinste sie über die Speisekarte hinweg an. „Niemals.“
„Warte nur ab“, gab sie geheimnisvoll zurück. „Du wirst deine Meinung noch ändern.“
„Warum? Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“
„Schon wieder?“, wehrte sich Clea. Sie wusste, was sie essen wollte, und ließ die Karte sinken. „Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, der früher immer Probleme hatte.“
„Ich habe mich gebessert“, erwiderte Harry lammfromm.
„Du verbirgst es heute nur geschickter.“
„Wie unfair! Erinnerst du dich noch, wer deinem Vater die Nachricht von deiner Hochzeit überbringen musste?“
„Ich erinnere mich“, antwortete sie.
Wie hätte sie es je vergessen können? Ihr Vater hatte vor Zorn gebebt, obwohl Harry für Clea und Brand tat, was er konnte. Genau das hatte den Zorn ihres Vaters nur noch verschlimmert. Am Ende wünschte sich Clea, nicht auf Harrys Vorschlag gehört zu haben, er würde die schwierige Aufgabe für sie übernehmen. Sie selbst hätte es ihrem Vater sagen müssen – aber damals war sie eben noch jung und naiv gewesen.
„Also, was hast du denn schon wieder gemacht?“
Sie stöhnte und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Brand denkt, das Baby wäre von dir.“
Harry konnte es nicht glauben. „Was denkt er?“
Clea biss sich auf die Lippe. „Dass ich von dir schwanger wäre.“
„Hast du das zu ihm gesagt?“
Clea konnte Harrys Reaktion nicht einordnen. Auf jeden Fall war er nicht so verärgert wie erwartet. Aber er lachte auch nicht. Schließlich erwiderte sie: „Nicht direkt.“
„Und wie kommt er dann auf die Idee?“
Sie fühlte sich unbehaglich. „Es ist nicht leicht, das zu erklären.“
„Versuch es!“
„Brand war irgendwie empfindlich.“ Wie sollte sie Harry das Ganze am besten verständlich machen? „Er hat angenommen …“
„Dass ich mit dir zusammen bin?“ Harry schloss die Speisekarte und legte sie auf den Tisch. „Und du hast es ihm nicht ausgeredet?“
Clea rutschte hin und her. „Ich … er hat sich wie ein Idiot verhalten.“
„Clea! Die Geschichte ist fast so verrückt wie deine Idee, überhaupt ein Kind zu bekommen.“
„Harry, bitte!“ Clea griff nach der Leinenserviette und breitete sie auf ihrem Schoß aus. „Dad hat mir deswegen schon genug Vorwürfe gemacht. Können wir das Thema bitte lassen?“
Harry lehnte sich zurück und beobachtete sie. „Und wie hat Brand reagiert?“
„Was glaubst du denn wohl, wie er reagiert hat?“
„Nicht gut“, sagte Harry, während er dem Kellner, der ihre Bestellung aufnehmen wollte, ein Zeichen gab, sie noch ein wenig alleine zu lassen.
Sie nickte. „Das ist noch untertrieben.“
„Du Arme.“
Durch sein Mitgefühl fühlte Clea sich noch elender. „Ich muss ihm natürlich sagen, dass es nicht die Wahrheit ist. Und ich hätte dich nicht hineinziehen dürfen in …“ Clea fiel kein treffendes Wort ein, das ihr Verhältnis zu Brand beschrieb, darum meinte sie schließlich nur: „In unsere Probleme.“
„Clea …“ Harry kam mit dem Stuhl um den Tisch herum und setzte sich neben sie. Er legte ihr einen Arm um die Schultern. „Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen. Wir sind doch schon lange befreundet, oder?“
Sie nickte lediglich – aus Angst, in Tränen auszubrechen, sobald sie den Mund aufmachte.
„Erinnerst du dich noch, wie ich auf William Hartwells Hochzeitsfeier zu viel getrunken habe und sich seine Cousine auf mich gestürzt hat? Die, von der jeder außer mir Schnapsnase wusste, dass sie nur nach jemandem sucht, der ihr für den Rest des Lebens die Trüffel und den Champagner zahlt?“
Halb lachte Clea, halb schluchzte sie. „Das war etwas anderes. Du warst außer Gefecht gesetzt, und ich musste dich vor einem Schicksal bewahren, das schlimmer war als der Tod.“
„Du hast damals gemeint, ich würde dir etwas schulden.“
„Das tust du auch.“
Harry beugte sich zu ihr. „Dann sieh das hier als Wiedergutmachung an. Meinetwegen kannst du Brand gerne glauben lassen, dass das Kind von mir ist. Du musst ihm ja nicht sofort die Wahrheit sagen. Lass
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