Kuess mich, und ich bin verloren
Kerl nicht endlich? Stattdessen ließ er jetzt noch die Hände über Cleas Schultern herab zu den Armen gleiten. Doch auch damit ließ er es noch nicht bewenden, sondern drehte Clea entschlossen zu sich herum, um sich dann nach vorne zu beugen und sie zu küssen. Brand kniff die Augen so fest zusammen, dass er Sterne tanzen sah. Wir müssen reden, Clea!
Als er die Augen öffnete, sah er Harrys triumphierende Miene, wie er hinter Cleas Kopf hervorlugte. Brands Hände schmerzten bereits, so fest presste er sie zusammen. Nur mühsam gelang es ihm, nicht auf seinen Widersacher loszugehen. Aber es gab keinen Grund, den finsteren Blick zu mäßigen, mit dem er Harry bedachte.
Hiermit war offiziell der Krieg erklärt.
Die Stille nach Harrys Aufbruch legte sich wie ein Schraubstock um Brand. „Ich brauche einen Drink“, murmelte er.
In seinem Herzen war nur noch Leere, als er durch den Flur in die gemütliche Bibliothek zurückging, die einst sein Refugium gewesen war. Eine Stehlampe erleuchtete den Raum, sie stand neben dem bequemen braunen Chesterfield-Sofa, auf dem er vorhin gesessen und gelesen hatte. Einige Anzeichen wiesen darauf hin, dass Clea den Raum in Besitz genommen hatte: ein zierlicher goldener Füller auf dem kunstvoll gearbeiteten Rosenholztisch, ein besticktes Kissen auf dem Sofa, ein Reihe von Romanen im Regal. Aber im Grunde hatte sich nicht viel verändert. Vor allem gab es noch immer die kleine Schrankbar, die Brand eingerichtet hatte.
Clea war ihm gefolgt und stand nun direkt hinter ihm, als er die Bleiglas-Tür der Bar öffnete. Neben dem Sofa dampfte die heiße Schokolade, die er so liebevoll zubereitet hatte.
„Hältst du das jetzt wirklich für eine gute Idee?“, fragte Clea. „Glaubst du nicht, wir sollten über die Angelegenheit reden, ohne dass Alkohol im Spiel ist?“
Reden? Niemals würde Brand über das reden, was er gefühlt hatte, als er sie mit ihrem Geliebten gesehen hatte. Auch nicht über den tödlichen Hass, den er für Hall-Lewis empfand. Immerhin wusste er eins nun ganz genau: Clea gehörte zu ihm.
Er würde sie nie gehen lassen, auch wenn in ihr das Kind eines anderen heranwuchs. Nein, er würde seine Frau zurückerobern. Denn das war sie: seine Frau. Nicht die von Hall-Lewis.
Noch war Clea mit ihm verheiratet, egal, was Clea und Hall-Lewis planten. Sie trug ja noch nicht einmal einen Ring von ihm. Allerdings trug sie auch nicht seinen Ring, aber das würde er schon noch ändern. Zunächst einmal war es am wichtigsten, Clea davon zu überzeugen, dass sie zu ihm gehörte. Und nur zu ihm.
Zum Glück hatte sie nichts von der unerbittlichen Feindschaft zwischen ihm und Hall-Lewis mitbekommen. Brands Gedanken überschlugen sich. Clea hatte vermutlich recht, sie beide mussten reden. Nur war er jetzt viel zu aufgewühlt, erst musste er sich etwas beruhigen.
Er sah sie zaghaft an. „Gilt dein Angebot noch, mit mir einkaufen zu gehen?“
Sie schien überrascht. „Natürlich.“
Brand atmete erleichtert aus. „Gut. Dann lass uns das morgen früh machen, danach können wir irgendwo etwas essen.“ Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, Sehnsucht nach ihr überkam ihn.
„Ich habe dir eine heiße Schokolade gemacht.“ Seine Stimme klang unerwartet heiser. Er sog Cleas Duft ein, der so frisch und angenehm war wie in seiner Erinnerung. Unverdorben. „Dort neben dem Sofa.“
„Danke.“ Clea drehte sich um, und der Zauber war dahin.
Mit zitternden Händen goss Brand sich einen großzügigen Schluck irischen Whisky ein. Vielleicht konnte er damit die Wirkung von Cleas berauschendem Jasminparfum verdrängen. Es erforderte seine ganze Selbstbeherrschung, sie nicht sofort in seine Arme zu ziehen. Zu gerne hätte er sie geküsst, um den Kuss auszulöschen, den Harry ihr gegeben hatte. Sobald Brand in sicherer Entfernung auf dem Sofa saß, lehnte er den Kopf zurück.
„Müde?“
Er sah auf. Clea stand vor ihm, ihren Mund zierte ein kleiner Milchbart. Wie wunderbar es wäre, ihr den wegzuküssen. Schroff sagte er: „Du solltest ins Bett gehen.“ Bevor er der explosiven Mischung in sich nachgeben würde, einer Mischung aus leidenschaftlichem Verlangen und jener rohen, besitzergreifenden Wut, die in ihm aufgestiegen war, als die Hände des anderen über sie glitten.
„Erst will ich die Schokolade austrinken, dann gehe ich schlafen.“ Clea streckte sich und gähnte ungeniert. „Entschuldige!“ Sie ließ sich aufs Sofa fallen.
Bei Gott, das Letzte, woran er jetzt dachte, war
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