Küss mich, wenn Du kannst
»Natürlich merke ich, wie sehr ich dich ärgere, Baby. Aber nur, weil ich dich liebe, ich wünsche mir so sehr, du würdest dein Potenzial endlich nutzen.«
»Das weiß ich«, seufzte Annabelle. »Ich liebe dich auch.«
Schließlich fand das Gespräch ein Ende. Annabelle verstaute ihr Handy in der Tasche, schlug die Autotür zu und rammte den Zündschlüssel ins Schloss. Vielleicht wären die Worte ihrer Mutter weniger schmerzlich gewesen, wenn sie nicht den Nagel auf den Kopf getroffen hätten.
Während sie im Rückwärtsgang aus der Parklücke fuhr, starrte sie in den Rückspiegel und murmelte das Lieblingswort des kleinen Jamison vor sich hin. Zweimal.
2
Wie ein angeberischer Filmstar betrat Dean Robillard den Club. Er hatte einen Sportmantel aus Leinen um die Schultern drapiert, glitzernde Diamanten steckten in den Ohrläppchen. Eine Oakley-Brille schützte die malibublauen Augen. Mit seinem Bronzeteint, dem markigen Dreitagebart und den glänzenden, kunstvoll gegelten blonden Surfer-Haaren war er L.A.s Geschenk an die City von Chicago. Dankbar für die Ablenkung grinste Heath. Der Junge hatte Stil. In der Windy City wurde er schmerzlich vermisst.
»Kennst du Dean?« Die Blondine, die sich an Heaths rechten Arm drückte, beobachtete hingerissen, wie Robillard die Menschenmenge mit einem Lächeln faszinierte, das nach einem roten Teppich schrie. Um die fetzige Discomusik im Waterworks zu übertönen, wo die Privatparty stattfand, musste sie fast schreien. Wenn die Sox auch in Cleveland spielten und die Bulls noch nicht heimgekehrt waren, hatten sich doch die anderen City Teams in geballter Formation eingefunden, hauptsächlich Spieler von den Stars und den Bears, ebenso die Außenfeldspieler von den Cubs, einige Blackhawks und ein Torwart von Chicago Fire. Dazu kamen mehrere Schauspieler, ein Rockstar und dutzendweise Frauen, eine schöner als die andere, die sexy Beute der Reichen und Schönen.
»Klar kennt er Dean.« Die Brünette an seiner anderen Seite warf der Blondine einen herablassenden Blick zu. »In dieser Stadt kennt Heath jeden Footballspieler. Nicht wahr, Schätzchen?« Verstohlen schob sie eine Hand zur Innenseite seines Schenkels. Aber er ignorierte seinen Ständer, wie immer, seit er für die eheliche Treue trainierte.
Dieses Training war die reine Hölle.
Er erinnerte sich, wie er seine jetzige Position erreicht hatte indem er planmäßig vorgegangen war. Mit dem nächsten Schritt strebte er das Ziel an, vor seinem fünfunddreißigsten Geburtstag zu heiraten. Seine Frau sollte das ultimative Symbol seiner Leistungen darstellen und endgültig beweisen, dass er den Beau-Vista-Wohnwagenpark für immer verlassen hatte.
»Ja, ich kenne ihn«, bestätigte er und verschwieg, wie gern er ihn etwas besser kennen würde.
Während Robillard den Raum durchquerte, teilte sich die Menge und machte dem ehemaligen Southern-Cal-Spieler Platz. Nun wurde er von den Stars umworben, die einen erstklassigen offensiven Rückraumspieler brauchten, weil Kevin Tucker am Ende der nächsten Saison seine Spikes an den Nagel hängen wollte. Um Dean Robillards Herkunft rankten sich dunkle Geschichten, und der Quarterback gab typischerweise nur vage Antworten, wenn ihn irgendjemand auszuhorchen versuchte. Auch Heath hatte einige Nachforschungen angestellt und interessante Gerüchte ausgegraben. Die behielt er für sich. Sogar die Zagorski-Brüder, die am anderen Ende der Bar zwei Brünette anbaggerten, merkten schließlich, dass etwas vorging, und reckten die Hälse. Innerhalb weniger Sekunden stolperten sie über ihre vier Prada-Halbschuhe, um sich bei Dean einzuschmeicheln.
Heath nahm noch einen Schluck Bier und ließ die beiden gewähren, er war kein bisschen erstaunt über das Interesse der Zagorskis an Robillard. Vor fünf Tagen hatte der Agent des Quarterbacks bei einer Bergtour einen tödlichen Unfall erlitten. Im Moment wurde Dean von niemandem gemanagt - ein Zustand, den die Zagorski-Brüder und alle anderen Agenten in den Saaten zu ändern hofften. Die Zagorskis betrieben die »Z-Group«, die einzige Sportmanagement-Firma in Chicago, die Heaths Agentur Konkurrenz machte. Diese beiden Typen hasste er abgrundtief, vor allem wegen ihrer mangelnden moralischen Grundsätze, aber nicht zuletzt auch deshalb, weil sie ihm vor fünf Jahren einen Spieler aus der Stammelf für die erste Runde weggeschnappt hatten. Auf den wäre er damals angewiesen gewesen. Um sich zu rächen, hatte er ihnen Rocco Jefferson
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