Küss mich, wenn Du kannst
Suche gegangen und eines Besseren belehrt worden, denn seine Traumfrau mied die Clubs und Sportlerbars, wo er seine so genannte Freizeit verbrachte. Trotzdem wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, eine Heiratsvermittlerin zu engagieren, hätte er nicht jenen hymnischen Artikel über Portia in einer Chicagoer Zeitschrift gelesen. Mit ihren eindrucksvollen Kontakten und ihrer fantastischen Erfolgsbilanz hatte sie genau das zu bieten, was er brauchte - und was Annabelle Granger nicht aufweisen konnte.
Kurz nach ein Uhr morgens tauchte Dean Robillard endlich an Heaths Seite auf. Trotz der gedämpften Beleuchtung im Club trug der Junge immer noch seine Oakleys. Aber er hatte den Sportmantel abgelegt, und das ärmellose T-Shirt aus weißer Seide entblößte den Heiligen Gral aller Footballer - muskulöse breite Schultern, von keiner einzigen Spur arthroskopischer Chirurgie verunstaltet. Eine Hüfte an den leeren Barhocker neben Heath gelehnt, streckte er ein Bein aus, um sein Gleichgewicht zu halten. Dabei lenkte er den Blick auf einen braunen Captoe-Lederstiefel. Dolce &c Gabbana, hatte Heath eine der Frauen verkünden hören.
»Okay, Champion, jetzt sind Sie dran. Los, kriechen Sie mir in den Hintern.«
»Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen?« Heath stützte einen Ellbogen auf die Theke. »Welch ein schwerer Verlust... Zweifellos war McGruder ein ausgezeichneter Agent.«
»Der hat Sie wie die Pest gehasst.«
»So wie ich ihn. Trotzdem war er sehr tüchtig, allzu viele von unserer Sorte sind nicht mehr übrig.« Heath musterte den Quarterback etwas genauer. »Scheiße, Robillard, haben Sie Ihre Haare bleichen lassen?«
»Nur ein paar Strähnchen. Gefallen sie Ihnen?«
»Wenn Sie noch hübscher wären, würde ich Sie um ein Rendezvous bitten.«
Robillard grinste. »Da müssten Sie Schlange stehen.«
Natürlich wussten beide, dass es um etwas anderes ging.
»Okay, Champion, ich mag Sie«, fuhr der Athlet fort. »Ich will Ihnen nichts vormachen. Sie sind aus dem Rennen. Wenn ich mir einen Agenten aussuchen würde, der ganz oben auf Phoebe Calebows Scheißliste steht, hätte ich doch eine Schraube locker.«
»Auf dieser Liste stehe ich nur, weil Phoebe ein Miststück ist.« Was nicht ganz stimmte. Aber dieser Zeitpunkt eignete sich nicht für genauere Angaben über Heaths komplizierte Beziehung zur Besitzerin der Chicago Stars. »Phoebe hat nun mal was dagegen, dass ich nicht vor ihr zu Kreuze krieche wie alle anderen. Fragen Sie doch Kevin, ob er irgendwelche Klagen hat.«
»Zufällig ist Kevin mit Phoebes Schwester verheiratet, was ich leider nicht bin. Also lässt sich seine Situation nicht mit meiner vergleichen. Offen gestanden, ich habe Mrs. Calebow schon auf die Palme gebracht, ohne das auch nur annähernd beabsichtigt zu haben. Wenn ich Sie mit ins Boot nehme, würde ich alles noch schlimmer machen.«
Wieder einmal stand Heaths gestörte Beziehung zu Phoebe seinen Wünschen im Weg. Sosehr er sich auch um eine Versöhnung bemühte - seine früheren Fehler wurden unentwegt hochgespült und bissen ihn in den Arsch. Den Stress, den das bewirkte, zeigte er nicht. Auch jetzt zuckte er lässig die Achseln. »Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
»Ihr Typen seid alle Blutsauger«, fauchte Dean verbittert. »Zwei bis drei Prozent knöpft ihr uns ab. Und was tut ihr dafür? Ihr schiebt ein bisschen Papierkram hin und her. Ziemlich mieser Deal! Wie oft im Leben haben Sie eigentlich schon geschwitzt?«
»Sicher nicht so oft wie Sie, weil ich zu beschäftigt war, um meine A-Zensuren im Vertragsrecht einzuheimsen.« Robillard grinste, und Heath grinste zurück. »Damit wir uns richtig verstehen - wenn ich die ganz großen Werbeverträge für meine Klienten herausschlage, kriege ich viel mehr als drei Prozent.«
Der Quarterback verzog keine Miene. »Übrigens, die Zagorskis haben mir Nike garantiert. Können Sie das auch?«
»Was ich nicht in der Tasche habe, garantiere ich niemals«, erwiderte Heath und nippte an seinem Bier. »Ich bescheiße meine Klienten nicht - zumindest nicht, wenn‘s um was Wichtiges geht. Außerdem pflege ich sie weder zu bestehlen noch zu belügen oder hinter ihrem Rücken schlecht über sie zu reden. In diesem Geschäft gibt‘s keinen Agenten, der so hart arbeitet wie ich. Keinen einzigen. Das ist alles, was ich anzubieten habe.« Er glitt vom Barhocker und knallte einen Hundertdollarschein auf die Theke. »Falls Sie drüber reden wollen, wissen Sie, wo Sie mich
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