Küss mich, wenn Du kannst
habe ich Ihnen erklärt, ich möchte die Prozedur möglichst vereinfachen. Dabei hilft mir Annabelle zu meiner eigenen Überraschung.«
Nur widerstrebend gab sie sich geschlagen, und Heath verstand, was in ihr vorging. Wenn jemand in seinem Revier wilderte, würde er ohne Zögern die Fäuste schwingen.
»Also gut, Heath, wenn Sie‘s auf diese Weise deichseln wollen, werde ich dafür sorgen, dass es funktioniert.«
»Genau das möchte ich hören.«
Die Stewardess räumte die Tabletts weg, und Heath holte das Sports Lawyers Journal hervor. Doch der Artikel über gewalttätige Fans und Schadenersatzklagen vermochte ihn nicht zu fesseln. Obwohl er sein Bestes tat, um sich die Brautschau zu erleichtern, fand er sie mit jedem Tag komplizierter.
Nachdem Rachel am nächsten Montagabend das Siennas verlassen hatte, wandte er sich zu Annabelle. »Ich mag sie. Was für ein amüsantes Mädchen! Ich habe mich wirklich gut unterhalten.«
»Ja, ich auch«, sagte Annabelle, obwohl es darauf nun wirklich nicht ankam. Jedenfalls war das Treffen besser verlaufen, als sie zu hoffen gewagt hatte, mit lebhafter Konversation und lautem Gelächter. Zu dritt hatten sie ihre Vorurteile erörtert, die das Essen betrafen - Heath rührte keine Innereien an, Rachel hasste Oliven, und Annabelle konnte Anchovis nicht ausstehen. Dann erzählten sie peinliche Geschichten aus High-School-Zeiten und besprachen, wie sie die Filme der Brüder Ethan und Joel Coen einschätzten - Daumen nach unten von Heath, Daumen nach oben von Rachel und Annabelle. Offenbar störte es ihn nicht, dass Rachel nicht so umwerfend aussah wie Gwen. Dafür konnte sie den gesellschaftlichen Schliff und den Verstand vorweisen - jene Qualitäten, die er suchte. Seine Handys unterbrachen kein einziges Mal das angeregte Geplauder. Deshalb hatte Annabelle die vorgeschriebenen zwanzig Minuten auf vierzig verlängert.
»Gute Arbeit, Tinker Bell«, lobte er nun, holte seinen BlackBerry hervor und tippte ein Memo. »Morgen rufe ich Rachel an und führe sie aus.«
»Wirklich? Oh, wie wundervoll.« Zu ihrer eigenen Verblüffung fühlte sie sich ein bisschen mulmig.
Heath blickte von seinem BlackBerry auf. »Stimmt was nicht?«
»Alles okay. Warum?«
»Weil Sie so ein komisches Gesicht machen.«
Entschlossen riss sie sich zusammen. Neuerdings war sie ein Profi, und sie würde sämtliche Klippen umschiffen. »Oh, ich male mir nur aus, welche Interviews ich geben werde, wenn Perfect for You das große Los zieht.«
»Nichts inspiriert einen Mann so sehr wie ein Mädchen mit einem speziellen Traum«, bemerkte er und steckte den BlackBerry in die Tasche. Dann nahm er die üppig bestückte Geldklammer heraus. Annabelle runzelte die Stirn, und er runzelte zurück. »Was gibt‘s denn jetzt schon wieder?«
»Haben Sie irgendwo eine hübsche, diskrete Kreditkarte versteckt?«
»In meiner Branche darf man nicht kleckern, da muss man klotzen.« Schwungvoll schwenkte er einen Hundert-Dollar-Schein durch die Luft und warf ihn auf den Tisch.
»Ich erwähne das nur, weil auch die Imageberatung zu meinem Job gehört. Darauf habe ich Sie bereits hingewiesen...« Annabelle zögerte und ermahnte sich zur Vorsicht. »Wenn Sie Ihren Reichtum zur Schau stellen, wird es eine Frau, die eine gewisse Erziehung genossen hat, vielleicht - irritieren.«
»Glauben Sie mir, das irritiert einundzwanzigjährige Jungs, die mit Lebensmittelmarken aufgewachsen sind, kein bisschen.«
»Ja, ich verstehe Ihren Standpunkt, aber...«
»Alles klar«, unterbrach er sie und verstaute den Stein des Anstoßes wieder in seiner Tasche. »Im Geschäft die Geldklammer, auf der Brautschau die Kreditkarte.«
Genau genommen hatte sie ihm vulgäre Angeberei vorgeworfen. Aber statt sich beleidigt zu fühlen, akzeptierte er den Fingerzeig so gleichmütig, als hätte sie ihn über den Wetterbericht für den nächsten Tag informiert. Sie führte sich seine tadellosen Tischmanieren vor Augen, seine stilvolle Kleidung, wie gut er sich mit erlesenen Speisen und Weinen auskannte. Offensichtlich zählte das alles zu seinem Lebenslauf, ebenso wie Schadenersatzklagen und Vertragsrecht. Wer mochte dieser Heath Champion sein? Und warum begann sie, ihn so sehr zu mögen. Nachdenklich glättete sie ihre Cocktailserviette. »Und Ihr richtiger Name...«
»Den habe ich Ihnen schon verraten - Campione.«
»Inzwischen habe ich mich schlau gemacht. Ihr zweiter Vorname beginnt mit einem D.«
»Wie er lautet, geht Sie verdammt noch mal nichts
Weitere Kostenlose Bücher