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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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Gemälde hervor, das sie nach der Landpartie, bei der Marcus und sie in Richmond gewesen waren, gemalt hatte, trug es zum Fenster und rieb mit dem Handrücken den Staub von der Leinwand. Marcus war so dargestellt, wie er damals ausgesehen hatte – jung, attraktiv, sorglos und offenherzig. Seine Augen hatten einen verehrungsvollen Ausdruck. Derweil Frances ihn betrachtete, wurde sie von Erinnerungen übermannt.
    Sie hatten sich in Marcus’ Karriole nach Richmond begeben, was an sich bereits sehr wagemutig und riskant gewesen war. Frances war jedoch so verliebt in Marcus gewesen, dass sie sich auf seine Beschwörungen und Versicherungen, niemand würde je etwas von dem Ausflug erfahren, eingelassen hatte. Ihre Mutter, der sie erzählte, sie ginge eine Freundin besuchen, hatte wissend gelächelt und keine Fragen gestellt. Frances, die nie zuvor gelogen hatte, war sehr zufrieden darüber gewesen, wie sie die Sache geregelt hatte. Erst später begriff sie, dass der Mutter nicht nur klar gewesen war, was sie beabsichtigte, sondern dass sie gehofft hatte, Frances würde so kompromittiert werden, dass Marcus sie heiraten musste. Sie hatte sogar einigen Freundinnen anvertraut, sie wisse, wohin die Tochter mit ihm gefahren sei.
    Es wäre ein Triumph für sie gewesen, das Mädchen, das nur eine entfernte Verwandtschaft mit einem Baronet vorweisen konnte, mit dem Erben des Duke of Loscoe verheiratet zu sehen. Vor jenem Sommer hatte die Mutter gehofft, dass Frances, wenn sie eine Saison in London zubrachte, hinreichend auffallen würde, um von einem Baronet oder vielleicht einem jüngeren Sohn aus weniger bedeutender adliger Familie einen Heiratsantrag zu bekommen. Deshalb hatte sie sich von ihrem Vetter, dem Baronet, Geld geborgt, um Frances das gesellschaftliche Debüt ermöglichen zu können.
    Stattdessen war Marcus Stanmore, der damalige Marquis of Risley, auf Frances aufmerksam geworden und hatte sich bemüht, zu allen gesellschaftlichen Anlässen, an denen sie teilnahm, eingeladen zu werden. Er hatte auf zahllosen Bällen, für die ihrer Mutter Einladungen zugegangen waren, mit Frances getanzt. Es war eine wundervolle, ungetrübte Saison gewesen. Frances war unter den Aufmerksamkeiten des Marquis aufgeblüht, ohne sich des Geredes über sie gewahr zu sein, wenngleich es zweifelhaft war, ob sie sich davon hätte beeinflussen lassen, wäre ihr bekannt gewesen, dass man über sie und Marcus tuschelte. Er hatte ihr hübsche Komplimente gemacht, Blumen geschickt und es stets irgendwie fertig gebracht, einige Minuten lang mit ihr allein zu sein, wann immer sie sich beim selben gesellschaftlichen Anlass begegnet waren. Wie alle Leute hatte sie in der Erwartung gelebt, er werde sich ihr erklären. Folglich hatte sie sich nichts dabei gedacht, die Landpartie mit ihm zu unternehmen.
    Es war ein wundervoller Tag gewesen. Das Wetter war warm, der Himmel blau, das Gras grün. Marcus hatte einen Korb voller Köstlichkeiten mitgebracht, der genossene Champagner Frances in der Nase gekitzelt und lachen gemacht. Sie hatte die Zeit gefunden, eine Skizze von Marcus anzufertigen, und ihm immer wieder gesagt, er solle stillsitzen, während sie ihn zeichnete.
    Er hatte sich im Gras ausgestreckt, die Hände unter dem Kopf verschränkt und erwidert, es fiele ihm nicht schwer, ruhig zu bleiben, wenn er Frances nur ansehen dürfe. Das könne er stundenlang tun. Aber hin und wieder habe er den Drang, sie zu berühren, um sich zu vergewissern, dass sie kein Traum sei, kein Engel oder irgendein Märchenwesen, das sich in Luft auflösen würde, wenn er zwinkerte.
    Sie hatte erwidert, diese Gefahr sei nicht gegeben, denn sie bestünde aus Fleisch und Blut. Vor Glück, dass dieser gut aussehende, begehrenswerte Mann sie liebte und schön fand, wie er ihr häufig versicherte, war ihr das Herz übergegangen.
    Er hatte so lange still dagelegen, bis die Umrisse seines Gesichts und seiner Gestalt skizziert waren. Dann nahm er ihr den Zeichenblock ab und warf ihn neben sich ins Gras. Er schloss sie in die Arme und küsste sie. Das hatte er schon vorher einige Male versucht, war dabei jedoch immer gestört worden, weil man sich an einem Ort aufgehalten hatte, wo Menschen in der Nähe waren. Folglich waren es immer nur flüchtige Zärtlichkeiten gewesen, die sie getauscht hatten, aber das war genug gewesen, um Frances in Erregung zu versetzen. Sie war zu jung und unerfahren, um zu begreifen, was das alles bedeutete. Sie wusste jedoch, dass sie Einwände erheben

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