Küss mich wie damals
der Duke of Loscoe genommen hatte.
Der Umstand, dass die beiden Herren gegangen waren, schien zu einem allgemeinen Aufbruch der anderen Gäste zu führen. Nachdem alle Herrschaften das Haus verlassen hatten und Frances in ihrem Ankleidezimmer vor dem Spiegel saß, dachte sie über die Ereignisse des Abends nach.
Der Ball war, was die für die Waisenkinder bestimmten Einnahmen betraf, ein voller Erfolg gewesen. Dieser Punkt beschäftigte Frances jedoch nicht so sehr wie der Duke of Loscoe und dessen eigenartige Wirkung auf sie. Er musste nur den Raum betreten, in dem sie sich befand, und schon war sie sich seiner bewusst. Sie musste ihn nicht sehen oder hören. Sie spürte seine Anwesenheit und wusste es, wenn sein Blick auf ihr weilte.
Als ob das noch nicht genug war, brauchte er nur ein Wort an sie zu richten, um sie vollkommen aus der Fassung zu bringen. Sie benahm sich ausgesprochen kindisch und albern. Und was die Sache noch lächerlicher machte, war seine Anmaßung, zu glauben, Frances sehne sich nach seinen Aufmerksamkeiten. Ihr konnte es gleich sein, ob er die Absicht hatte, in dieser oder der nächsten Saison oder überhaupt ein weiteres Mal zu heiraten. Und es war eine Frechheit gewesen, ihr zu sagen, vor ihm sei sie sicher!
Glaubte er, sie habe die letzten siebzehn Jahre damit verbracht, sich nach ihm zu verzehren und um ihn zu trauern, sodass er nur sein Taschentuch fallen lassen musste, damit sie es begierig aufhob? Er war arrogant, eingebildet, überheblich. Sie nahm sich vor, ihm bei erstbester Gelegenheit klarzumachen, dass sie sich seinetwegen nicht härmte.
4. KAPITEL
„Ist es zu fassen? Sie habe ich seit Gott weiß wie vielen Jahren nicht mehr gesehen, Sir!“
Überrascht drehte Marcus sich um und sah einen kräftigen rothaarigen Mann vor sich, der über das ganze gerötete Gesicht strahlte.
„Donald Greenaway!“ Er streckte dem Mann die Hand entgegen, die dieser ergriff und tüchtig schüttelte. „Wie geht es Ihnen? Ich habe nichts mehr von Ihnen gehört, seit Sie in den Krieg gezogen sind.“
„Nun, jetzt bin ich wieder im Land, und gottlob heil an Leib und Seele. Ich bin jetzt Major, aber das Geld, das ich bekomme, reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben.“
„Suchen Sie eine Anstellung?“
„Ja, aber ich habe keine Eile. Wie geht es Ihnen? Ich habe vom Tod Ihrer Gattin gehört. Mein aufrichtiges Beileid.“
„Vielen Dank. Sie starb vor zwei Jahren. Ich habe mich jedoch noch immer nicht daran gewöhnt, Witwer zu sein.“
„Ich wette, dieser Zustand wird nicht lange dauern. Sie werden keine Schwierigkeiten haben, eine zweite Gattin zu finden.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch einmal verheiraten will.“
„Was machen Sie dann in London, wenn Sie nicht auf Brautschau sind?“
„Ich bin in einer familiären Angelegenheit hier. Es tut mir leid, Major, aber jetzt habe ich nicht die Zeit, mich länger mit Ihnen zu unterhalten. Kommen Sie in einer Stunde zu White’s. Dann können wir zusammen frühstücken.“
„Gern. Ich habe schon geboxt, denn sonst hätte ich mich mit Ihnen gemessen. Also dann in einer Stunde.“
Marcus hatte Mühe, sich gegen seinen Sparringspartner zu behaupten, weil er außer Übung war. Schnaufend und keuchend beendete er nach einer halben Stunde die Runde, wusch sich, kleidete sich um und verließ Mr. Jacksons Etablissement. Er stieg in seinen Phaeton und fuhr zu White’s. Der Club war wie immer voll von Männern, die nachts gespielt hatten und sich jetzt stärken wollten. Major Greenaway wartete bereits an einem Tisch auf ihn.
Nachdem man die Bestellung aufgegeben und der Saaldiener das Essen gebracht hatte, erkundigte sich Marcus: „Was haben Sie jetzt mit Ihrem Leben vor, Major?“
„Vielleicht werde ich in der Landwirtschaft tätig. Meine Eltern waren Bauern, und ich mag Schafe. Schaffleisch und Wolle werden immer benötigt, nicht wahr?“
Marcus lachte. „Ja, wenngleich ich Sie mir nicht als Bauer vorstellen kann, Major.“
„Nun, bevor ich entscheide, was ich mit mir anfangen werde, will ich mich noch ein bisschen amüsieren. Hätten Sie nicht Lust, mich in der nächsten Woche nach Newmarket zu begleiten?“
„Das geht leider nicht, Sir. Ich kann London nicht verlassen, weil ich geschäftlich hier bin und meine Tochter mitgebracht habe.“
„Ist sie bereits in dem Alter, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden? Du meine Güte, wie die Zeit vergeht!“
„Nein, Lavinia wird erst im nächsten Jahr ihr
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