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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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sich ihm. „Nein, danke! Ich werde mir eine Droschke nehmen.“
    Er schaute sich um. „Wie Sie wünschen, Madam.“
    Sie hatte sich einige Schritte von ihm entfernt, als ihr bewusst wurde, dass in dieser Gegend keine Mietkutsche zu bekommen war. Außerdem hatte sie kein Geld, denn ihre Börse lag irgendwo leer auf der Straße. Sie kehrte zum Phaeton zurück, stieg ein und setzte sich. Schweigend nahm Marcus neben ihr Platz, ergriff die Zügel und trieb das Gespann an.
    Als sie ihm in der Menschenmenge aufgefallen war, hatte er befürchtet, sie nicht mehr rechtzeitig retten zu können. Er war in Sorge gewesen, sie könne, ehe er die Kutsche verlassen hatte und bei ihr war, tot oder so schwer verwundet sein, dass sie sich nicht mehr von ihren Verletzungen erholte. Der Gedanke, seiner hübschen Fanny könne etwas passieren, hatte sein Herz stocken lassen. Er war erst wieder beruhigt gewesen, nachdem er gesehen hatte, dass sie am Leben und unbeschadet war. Vor Erleichterung hatte er sich zu diesem harschen Ton hinreißen lassen. Die Verärgerung hatte mehr überdeckt als nur die Erleichterung. Sie hatte seine wahren Gefühle verheimlicht und sich bis jetzt auch noch nicht gelegt.
    „Ich bestehe darauf, Madam, dass Sie in Zukunft solche Ausflüge unterlassen“, sagte er in etwas gemäßigterem Ton. „Wäre ich nicht zufällig vorbeigekommen …“
    „Wären Sie nicht zufällig vorbeigekommen, hätte ich mich in aller Ruhe heimbegeben, Euer Gnaden“, fiel sie ihm ins Wort. Sie dachte nicht daran, ihn zu fragen, warum er sich überhaupt in dieser Gegend aufhielt. „Ich war bei vielen Gelegenheiten mit armen Leuten zusammen und habe sie gezeichnet. Sie haben nichts dagegen, wenn ich ihnen Geld gebe. Das ist eine Möglichkeit, etwas zu verdienen, die sie sonst nicht haben.“
    „Es ist unschicklich und viel zu gefährlich. Sie werden sich den Ruf einer Exzentrikerin einhandeln.“
    Frances lachte. „Das würde mich ebenso wenig stören, wie es Sie stört, dass die Klatschmäuler Sie schon mit Lord Willoughbys Tochter verheiratet sehen.“
    Einen Moment lang vergaß Marcus, warum er so wütend auf Frances war. „Großer Gott! Behauptet man das?“
    „Ja“, bestätigte Frances und war froh über den Themenwechsel. „Man verheiratet Sie entweder mit Felicity oder mit Miss Graham. Ich habe gehört, dass man bereits Wetten darauf abschließt, wer am Ende die Glückliche sein wird.“
    „Was Sie nicht sagen. Und wer ist die Favoritin?“
    „Ich glaube, Felicity hat die besseren Karten, einfach nur, weil Sie bei dem Nachmittagsempfang ihrer Mutter waren, aber noch nicht bei Lady Graham gesehen wurden.“
    „Dann sollte ich das so schnell wie möglich nachholen, damit die Leute Angst um ihren Wetteinsatz bekommen.“
    „Mir wäre es lieb, Sie würden darauf verzichten. Die armen Mädchen sind noch sehr jung und haben keine Erfahrung mit Männern wie Ihnen. Sie werden alles ernst nehmen, was Sie äußern, selbst wenn Sie das nicht wörtlich genommen wissen wollen. Mit den Gefühlen junger Damen spielt man nicht. Das wäre grausam.“
    Marcus hatte die Anspielung begriffen. Also zürnte Frances ihm immer noch. „Ich hätte gedacht, Madam, dass Sie mit zunehmender Reife und nach gründlicher Überlegung zu dem Schluss gelangt wären, mich nicht mehr in diesem schlechten Licht sehen zu müssen. Sind Sie in den vergangenen siebzehn Jahren denn nicht erwachsen geworden?“
    „Das kann ich nicht beurteilen, Euer Gnaden, aber was Sie angeht, so habe ich den Eindruck, dass Sie es ganz sicher nicht sind.“
    Marcus seufzte schwer. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir miteinander auskommen sollen, wenn Sie mir immer noch gram sind.“
    „Wir müssen überhaupt nicht miteinander auskommen. Für Sie wird es leicht genug sein, jemand anderen zu finden, der Ihre Tochter unterrichtet.“
    „Möchten Sie, dass die Klatschtanten sich die Mäuler darüber zerreißen, warum Lavinias Unterricht so plötzlich beendet wurde? Das kann ich mir nicht denken, meine Liebe.“
    „Ich bin nicht ‚Ihre Liebe‘, Euer Gnaden!“
    „Nein, natürlich nicht, Madam. Ich entschuldige mich für die Vertraulichkeit. Wenn Sie Anstoß daran nehmen, werde ich das in Zukunft unterlassen.“
    „Ich bitte darum!“
    Man war vor Corringham House eingetroffen.
    Marcus hielt das Gespann an, sprang auf die Straße und wollte Ihrer Ladyschaft beim Verlassen der Kutsche helfen. Sie beachtete ihn jedoch nicht, erhob sich und stieg, den Rock raffend,

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