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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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Debüt geben. Ich fand jedoch, sie könne sich getrost vorher etwas mit den Dingen vertraut machen, die dann auf sie zukommen werden. Allerdings nimmt mich das alles sehr in Anspruch.“
    „Sie kommen nicht dazu, sich zu amüsieren?“
    „Nein, das meinte ich nicht. Aber die Sache, derentwegen ich hauptsächlich hier bin, bedürfte größerer Aufmerksamkeit.“ Marcus hielt inne und überlegte, ob er seinem alten Bekannten erzählen sollte, aus welchem Grund er wirklich in London weilte. Da er den Wunsch hatte, sich einem Menschen anzuvertrauen, fuhr er fort: „Ich suche nach jemandem.“
    „Nach einem Schuldner?“
    „Nein, nach einer Frau.“
    „Oh, ich verstehe“, erwiderte Donald.
    „Sie irren sich“, äußerte Marcus gemessen. „Wäre es so, wie Sie annehmen, würde ich nur mit den Schultern zucken und mir eine neue Mätresse nehmen. Es geht um eine gewisse Harriet Poole, die mit meinem Stallmeister verheiratet war. Er zog in den Krieg und fiel angeblich vor sechs Jahren. Vor einigen Monaten kam mir jedoch zu Ohren, er sei Kriegsgefangener gewesen, vor Kurzem entlassen worden und auf der Heimreise. Vor drei Jahren bekam seine Frau ein Kind von einem anderen Mann und ist, nachdem sie gehört hatte, dass ihr Ehegatte noch lebt, heimlich verschwunden. Sie können sich die Reaktion des Mannes vorstellen, als er eintraf und das erfuhr. Er schwor, sich an ihr zu rächen und an dem Vater des Kindes. Ich muss sie finden, ehe er seinen Vorsatz ausführt. Den Worten ihrer Mutter zufolge ist sie zu ihrer in der Stadt wohnenden Schwester gezogen, doch da sie wusste, dass ihr Mann sie hier sofort suchen würde, blieb sie nur einige Tage und ist seitdem spurlos verschwunden.“
    „Ist die Angelegenheit damit nicht für Sie erledigt?“
    „Nein, denn es gibt noch andere Gründe, die ich Ihnen jedoch nicht erklären kann.“
    „Nun, meiner Ansicht nach sollten Sie die Dinge auf sich beruhen lassen. Mrs. Poole selbst ist an ihrer Lage schuld.“
    „Das stimmt, aber da ist auch noch das Kind, das ich nicht im Stich lassen will“, erwiderte Marcus. Er hatte seiner verstorbenen Gattin und auch Frances Dinge versprochen, die er dann nicht halten konnte. Dadurch waren zumindest zwei Menschen sehr unglücklich geworden. Aber nun hatte er ein weiteres Versprechen abgegeben, das er einzulösen gedachte, selbst wenn er Himmel und Hölle in Bewegung setzen musste.
    „Wenn dem so ist, Euer Gnaden, dann stehe ich Ihnen gern zu Diensten“, bot Donald an. „So etwas hat mich schon immer gereizt. Sagen Sie mir, was Sie noch herausgefunden haben.“
    „Ich wollte keinen Außenstehenden in diese Sache ziehen.“
    „Sie werden es nicht schaffen, allein ganz London nach Mrs. Poole abzusuchen. Außerdem können Sie sich auf meine Diskretion verlassen.“
    Marcus war einen Moment unschlüssig, lächelte dann jedoch und erklärte sich einverstanden.
    Die beiden Männer hatten sich zwar leise, aber nicht flüsternd unterhalten, sodass ein Großteil dessen, was gesprochen wurde, von dem nun zufrieden lächelnden Lauscher gehört worden war. Marcus verließ den Club mit Major Greenaway und merkte nicht einmal, dass jemand ihn beobachtete.
    „Kann ich Sie irgendwo absetzen?“, erkundigte er sich.
    „Das wäre nett, Euer Gnaden. Ich möchte erst mit Mrs. Pooles Schwester reden und dann mit den Leuten, die Sie bereits befragt haben.“
    „Sie wollen sofort mit den Nachforschungen beginnen?“
    „Warum nicht? Je mehr Zeit verloren wird, desto kälter wird Mrs. Pooles Spur.“
    Man stieg in den Phaeton, und Marcus ergriff die Zügel. So wohl hatte er sich seit Tagen nicht mehr gefühlt, weil er nun jemanden hatte, der ihm half. Die Aufgabe, vor die er sich gestellt sah, wirkte jetzt nicht mehr ganz so unlösbar. „Falls Sie Mrs. Poole und das Kind finden, bin ich Ihnen ewig dankbar“, sagte er, während er nach Lincoln’s Inn Fields kutschierte, wo die Schwester der Gesuchten wohnte. „Und ich werde Sie großzügig honorieren.“
    „Erst muss ich die beiden aufgespürt haben.“
    Man suchte Mrs. Pooles Schwester auf, befragte sie erneut und auch die wenigen anderen Leute, von denen die gute Frau wusste, dass sie mit ihrer Schwester bekannt waren. „Irgendwie muss Mrs. Poole sich den Lebensunterhalt verdienen“, meinte Donald schließlich. „Vielleicht hat sie sich entschlossen, sich feilzubieten.“
    „Nein, das glaube ich nicht“, entgegnete Marcus hastig.
    „Nun, möglicherweise bettelt sie. Dann müssten die Konstabler

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