Kuess mich
wie ein Arsch. Er ist doch kein Arsch, oder Sam? <<
Pia zu stoppen während sie über Jungs sprach, war ungefähr so wahrscheinlich wie einer Kuh erfolgreich das Gitarre spielen beizubringen. Sam hatte sich auf den Teppich vor dem Bett gesetzt und lauschte dem beschwingten Monolog. Selbst wenn Pia zwischendurch Fragen stellte, wollte sie in diesem Stadium meistens gar keine Antworten. Sie war wie ein Brummkreisel den man beim Drehen beobachten, aber nicht aufhalten konnte.
Während Pia eine Modeschau veranstaltete und Bastian ihre Outfits routiniert auf die Schippe nahm, graute es Sam vor dem Verlauf des heutigen Abends. Irgendetwas in ihr schrie danach sich krank zu stellen, irgendetwas Ansteckendes zu simulieren, nur damit Pia und Bastian wieder verschwanden und sie endlich aufhören konnte, sich schuldig zu fühlen, nur weil sie in das hübscheste Gesicht der Welt verliebt war. Wie simulierte man Cholera?
Während Sams Phantasie verrückte Zukunftsvisionen zum Besten gab, rückte der Abend unaufhaltsam näher.
Ein Drama in drei Akten
Bastian lehnte schweigend im Türrahmen und tippte auf seinem Smartphone herum, während Sam sich vor dem Badezimmerspiegel schminkte. Pia war schon nach unten verschwunden und scharrte wahrscheinlich vor Ungeduld mit den Nägeln an der Haustür.
Weil Sam sich so beobachtet vorkam, schmierte sie sich zweimal Wimperntusche ans Augenlied. Obwohl Bastian in sein Handy vertieft schien, spürte sie seine Blicke im Nacken. Als sie sich beinahe den Kajal ins Auge gerammt hätte, schnaufte sie genervt.
>> Sag mal, wieso stehst du eigentlich dort?! Kannst du nicht nach unten gehen und versuchen Pia ein paar Valium unterzujubeln? Die hyperventiliert uns heute noch… <<
Bastian grinste schief.
>> Ich kuck lieber dir auf den Arsch, Pias ist mir zu knochig. <<
Es war nicht neu für Sam, dass er diese Witze machte, sie flirteten oft, weil es Spaß machte und harmlos war. Bastian hatte schon mit sieben dieselben Grübchen im Gesicht gehabt, wenn er gegrinst hatte, dass nun alle Mädchen scharf auf dieses Grinsen waren, war Sam eigentlich egal. Sie kannten sich so lange, dass sie immun gegen Bastians Aussehen war, gegen die Schokoaugen und das süffisante Lächeln das er in den letzten Jahren erst perfektioniert hatte. Normalerweise nahm sie es überhaupt nicht wahr, aber heute schienen ihre Sinne in Alarmbereitschaft.
>> Geh und schau dir Hintern im Internet an! Ich kann mich nicht Schminken wenn du mich anstarrst! <<
>> Wieso? Mach ich dich nervös? <<
>> Ja, ich kann meine Nerven kaum beruhigen! Schau mal wie ich zittere, nur weil du so schön bist! << , meinte Sam gespielt theatralisch und erntete ein amüsiertes Lachen von Bastian, der sich endlich abwandte.
Als Sam sich wieder ihrem Spiegelbild zuwenden wollte, ließ sie das bekannte Klickgeräusch stutzen.
>> Hey! Hast du gerade ein Foto von mir gemacht?! << , rief sie Bastian nach, der lachend auf den Flur verschwand.
>> Nur von deinem Hintern! Landet auf Facebook, aber keine Angst, ist gut geworden! Sieht nicht fett aus! << , hörte sie ihn noch rufen, bevor er die hölzerne Treppe hinunter lief.
Sam konnte sich das Lachen nicht ve rkneifen. So sehr sie im Moment auch auf verleugnen getrimmt war, dass sie mit Bastian zumindest den Sinn für Humor teilte, konnte sie nicht abstreiten.
Sich ihrem Schicksal fügend, trottete eine gut duftende Blondine einem ungewissen Schicksal entgegen. Sam fühlte sich, als würde sie gleich einem Henker gegenüberstehen, in Wirklichkeit war da nur Pia mit Schnappatmung und Bastian, der schon mal dabei war, sich auf seinen Kampf um den Thron als schönster Platzhirsch einzustimmen.Zum Glück lenkte ihn Sams Vater mit den subtilen Fragen über die Firma seiner Eltern ab. Super Sophie saß auch am Tisch, war aber damit beschäftigt dem Wirtschaftsjargon mit dem die männlichen Wesen im Raum um sich warfen, zu verstehen. Sam waren Aktien und Rentenfonds egal, sie beschäftigte vielmehr die Uhrzeit und die Tatsache, dass sie eigentlich schon längst verabredet gewesen wäre.
Ob Chris auf sie wartete? Ob er schon gegangen, oder gar nicht erst aufgetaucht war?
Sich ihre Nervosität nicht anmerken lassend, ließ sie sich auf den letzten freien Stuhl nieder. Normalerweise wäre es ihr nur recht gewesen, wenn ihr Vater aufhörte die Weltwirtschaftsnews zu moderieren, aber diesmal kam der Themenwechsel genauso unerwartet wie unerwünscht.
>> Na? Du hast dich aber herausgeputzt! << , meinte
Weitere Kostenlose Bücher