Kuess mich
wenn Chris ihr tatsächlich mal ein Hochzeitskleid kaufen würde.
>> Man kann sich hier so richtig vom Stress in der Stadt erholen, oder? Die ganze Hektik, das ständige telefonieren, das gibt es hier nicht! << , stellte Pia fest.
Bastian zog eine Augenbraue nach oben.
>> Ja, weil man in diesem Kaff keinen Empfang hat. <<
>> Ach sei still! Dir tut es auch gut, mal weg von all den dummen Hühnern und den Idioten aus dem Fußballverein zu kommen! << , verteidigte Pia das grüne Idyll.
Dass eigent lich niemand der hier Anwesenden tatsächlich in Bauernhausen lebte, machte keinen Unterschied. Matthias war gerne hier und das machte den Arsch der Welt für Pia schlagartig zum irdischen Nirwana.
>> Du spielst Fußball? << , wollte Sev wissen und entlockte Bastian damit ein paar Worte.
>> Ja, mit einem Haufen Idioten - wie Pia es so schön formuliert hat. <<
>> Ich hab in der Schule auch Fußball gespielt. Ich war aber nicht sonderlich gut << , erzählte Sev.
Matthias unterstütze ihn bei seinen Bemühungen um zivilisierten, ungefährlichen Smalltalk.
>> Ich hab an der Uni mit Basketball angefangen. Wir trainieren aber nur einmal die Woche, das ganze ist also mehr oder weniger nur zum Spaß. <<
>> Basketball ist echt cool! << , warf Pia fasziniert ein.
Sie hätte auch rhythmische Sportgymnastik cool gefunden, wenn Matthias gerne Gymnastikbälle auf seinem Kopf balanciert hätte.
>> Du warst im Schwimmverein, oder? <<
Sams Frage ließ Chris aufhorchen. Er lächelte und nickte.
>> Ja, eine Zeit lang. <<
>> Du warst gut… << , stellte sie weiter fest, weil sie ihn selbst schon schwimmen gesehen hatte.
Chris zuckte mit den Schultern.
>> Gut ist relativ, es hat mir Freude gemacht, also… <<
>> Chris ist ein Perfektionist! Er hat kein olympisches Gold zuhause, also frag ihn nicht, ob er glaubt, dass er gut ist << , erklärte Sev und brachte Sam damit zum Schmunzeln.
So hatte sie Chris auch eingeschätzt, so hatte sie ihn kennengelernt. Schwimmen war ein faszinierender Sport für Sam, zumindest seit kurzem. Vielleicht hätte sie rhythmische Sportgymnastik genauso toll wie Pia gefunden, wenn Chris gerne mit Reifen um sich geworfen hätte.
>> Du musst mir deine Kraultechnik mal beibringen << , meinte Sam und konnte dieses anstrengende Unbehagen kurz ablegen.
Chris grinste.
>> Ja, das sollten wir wirklich mal machen! Du schwimmst wie ein ins Wasser gestoßenes Eichhörnchen. <<
Er zwinkerte ihr zu und machte etwas, was ihre Körpertemperatur spontan in die Höhe trieb – er legte den Arm um ihre Schultern und verweilte mit seinen Fingern in ihrem Nacken. Sam schauderte kurz wohlig, dann konnte sie sich das liebestrunkene Lächeln nicht verkneifen. Warum hatte sie sich vorhin eigentlich so unwohl gefühlt?
>> Geht ihr eigentlich in dieselbe Schule? << , wollte Matthias wissen und zog damit Bastians Aufmerksamkeit weg von Chris‘ Hand die in Sams Nacken lag.
>> In dieselbe Klassen << , antworte er tonlos.
>> Wir sind aber auch schon in denselben Kindergarten gegangen, wir waren quasi schon immer zusammen << , baute er seinen Satz aus.
Sam erinnerte sich jetzt wieder an den Grund für ihr Unbehagen, es war mitunter dieser energische Unterton in Bastians Stimme.
>> Also seit ihr schon lange Freunde. Das ist schön, die wenigen Freundschaften halten so lange << , stellte Chris mit einem unterkühlten Lächeln im Gesicht fest.
Bastian ließ sich nur kurz bitten.
>> Ja, wir sind ja auch mehr als nur das, vielleicht hält es deshalb schon so lange. <<
>> Mehr als das? << , wollte Sam, genervt von Bastians plötzlicher besitzergreifendes-Einzelkind-Show, wissen.
Auch wenn sie ab und an geflirtet hatten, zweifelsohne viel teilten und Bastian einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben war, hatte er nicht das Recht so zu tun, als wären sie plötzlich ein Paar. Wenn er das gewollt hätte, hätte er aufhören müssen mit jedem hübschen Mädchen in jedem Sportverein der Schule Körperflüssigkeiten auszutauschen.
>> Was sind wir denn bitte noch außer Freunde?! << , fuhr Sam Bastian an und ließ dabei gewollt durchklingen, dass sie dieses besitzergreifende Getue satt hatte.
Bastian kannte Sam, auch die wütende Sam und er wusste mit ihr umzugehen. Zuerst präsentierte er das triumphierende Bauklötzchenlächeln aus dem Kindergarten.
>> Ich dachte du wärst mein Maskottchen << , entgegnete er amüsiert und legte den Kopf fragend schief.
Sam konnte nicht anders, sie musste schmunzeln.
>> Idiot! << ,
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