Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
Schmitt angestellt und hatte nichts herausgefunden. Wie auch? Jede Minute, die ich auf seinem Anwesen verbrachte, war mit Arbeit ausgefüllt. Wenn ich in dem Tempo weitermachte, hatte ich in einem halben Jahr meinen ersten Herzinfarkt und das alles für vierhundert Euro im Monat.
„Sagen Sie der Tahin, das Buffet muss aufgebaut werden“, bellte die Sommers in mein Ohr.
„Aber die Kellner sind gerade dabei …“
„Das ist mir egal. Das Buffet muss in einer Stunde fertig sein.“
„Frau Tahin versicherte mir, es wäre alles vorbereitet. Pünktlich um zwölf Uhr kann das Mitternachtsbuffet eröffnet werden.“
„Sie sind dafür verantwortlich, dass es klappt!“ Der Drache unterbrach die Verbindung. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Punkt elf, noch zwei Stunden, dann konnte ich nach Hause gehen. Ich verstaute mein Handy und ließ mich auf ein Sofa fallen. Im Moment befand ich mich im vorderen Teil des Hauses, dort wo die Gäste ihre Jacken und Mäntel abgegeben hatten. Das Sofa, auf dem ich mich für einen Augenblick ausruhen wollte, stand in einem kleinen Vorraum, der zu den Gästetoiletten führte. Falls sich eine Schlange bildet , dachte ich sarkastisch.
Ich wollte mich gerade zurücklehnen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Dort, wo es in den Bereich ging, in dem die Büros lagen, verschwand ein Schatten.
Lex! Verdammt, wie hatte er es geschafft, sich aus der Küche abzusetzen? Die Kellner waren noch in vollem Einsatz.
Ich stand auf, bereit Lex hinterher zu stürmen und ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Wenn jemand in den Büros herumschnüffelte, würde ich es sein. Ich hatte nicht dreihundert Einladungen geschrieben, damit mein Ex freien Zugang zu den Büros hatte.
Und wenn es nicht Lex war?
Für einen Augenblick stand ich bewegungslos da. Ich war müde. Der Tag war anstrengend gewesen und meine grauen Zellen arbeiteten langsamer als sonst. Falls Herr Schmitt in sein Büro gegangen war, wollte ich nicht diejenige sein, die hereinplatzte. Andererseits könnte ich die Wahrheit sagen: Ich hatte jemanden in diesem Gang gesehen und wollte verhindern, dass ein Gast sich verirrte.
Erleichtert das Ganze gedanklich geklärt zu haben, setzte ich mich in Bewegung. Ich kam nicht weit. Ein wildes Stakkato verkündete Schritte, die näherkamen. Die Sommers! Als hätte sie geahnt, dass hier gerade etwas geschah, was ihrem Chef nicht recht sein konnte. Dem Geräusch nach bog sie um die Ecke und ging den Gang entlang, den eben auch Lex genommen hatte.
Vorsichtig folgte ich meiner Vorgesetzten. Das mulmige Gefühl in meinem Magen, seit ich Lex gesehen hatte, verstärkte sich. Wenn die Sommers ihn erwischte, war es aus. Dann konnte ich meinen Job an den Nagel hängen und würde nie herausfinden, in welche Machenschaften Schmitt verstrickt war.
Das Klicken ihrer Absätze hallte laut auf dem Marmorboden. Dann blieb sie stehen. Stille senkte sich auf uns herab.
„Was haben Sie hier zu suchen?“
Mist! Verdammter! Mist!
Ich blieb ebenfalls stehen und lauschte. Hoffentlich fiel ihm eine gute Ausrede ein.
„Ich habe nur …“, der Rest des Satzes war zu leise, als das ich ihn hören könnte.
Ich tastete mich leise weiter vor. Nur noch zwei Meter, dann konnte ich um die Ecke lugen, um zu sehen, was da vor sich ging.
Wie in Zeitlupe schob ich mich nach vorne. Es schien jetzt noch ruhiger zu sein, als vorher. Ein lauter Atemzug würde mich verraten.
Dann erreichte ich das Ende des Gangs, dort wo er sich nach zwei Seiten aufgabelte. Links ging es zum Büro von Schmitt und Rechts in das Büro des Drachen mit meinem angrenzenden Verlies.
Vorsichtig schaute ich um die Ecke. Zuerst konnte ich in dem Halbdunkel kaum etwas erkennen, dann aber sah ich zwei Schatten, die sich gegenüberstanden. Nahe beieinander.
Mit einem Ruck zog ich meinen Kopf zurück und lehnte mich gegen die Wand.
„Warum gehen wir später nicht zu dir?“, hörte ich seine Frage. Seine Stimme klang zärtlich. Eifersucht machte sich wie ein Geschwür in mir breit.
„ Was erlauben Sie sich?“ Ein Schlag hallte an mein Ohr, dann das Stakkato ihrer Absätze. Ich drückte mich an die Wand, zog den Bauch ein und hielt die Luft an, als könne ich mich dadurch unsichtbar machen. Ich hätte mir die Mühe sparen können. Ohne einen Blick in meine Richtung zu werfen, rauschte meine Chefin an mir vorbei. Kurz darauf folgten leisere Schritte.
„Sehr gekonnt“, sagte ich, als Lex an mir vorbei ging. Auch er hätte mich nicht
Weitere Kostenlose Bücher