Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)
einfach», erklärte Mr. Boggis. «Eiserne Schlösser, Platten und Scharniere werden mit gewöhnlichem Salz bedeckt, und nach kurzer Zeit kann man sie verrostet und fleckig herausnehmen.»
«Schön», sagte Rummins, «Sie geben also zu, dass Sie über die Griffe nichts Genaues wissen. Mit anderen Worten, die Dinger können ohne weiteres viele hundert Jahre alt sein. Stimmt’s?»
Mr. Boggis richtete seine hervorquellenden braunen Augen auf Rummins. «O nein», flüsterte er, «da irren Sie sich. Passen Sie auf.»
Er nahm aus seiner Jackentasche einen kleinen Schraubenzieher und gleichzeitig, ohne dass es jemand bemerkte, eine Messingschraube, die er in der Handfläche verbarg. Dann wählte er eine der Schrauben an der Kommode aus – an jedem Griff befanden sich vier – und befreite sie behutsam von der weißen Farbe, die ihr anhaftete. Als das erledigt war, drehte er sie langsam heraus.
«Wenn es eine echte Messingschraube aus dem achtzehnten Jahrhundert ist», sagte er, «dann wird das Gewinde etwas unregelmäßig sein, ein Zeichen, dass sie mit der Hand gefeilt worden ist. Haben wir es aber mit einer Fälschung aus der Viktorianischen Zeit oder später zu tun, so wird auch die Schraube jüngeren Datums sein und sich als maschinell hergestelltes Massenprodukt erweisen. Jeder kann so ein Serienfabrikat erkennen. Nun, wir werden sehen.»
Während Mr. Boggis die Hände über die alte Schraube legte und sie herauszog, gelang es ihm mühelos, sie mit der neuen zu vertauschen, die er zwischen zwei Fingern versteckt hielt. Das war ein Trick, der sich im Laufe der Jahre immer wieder von neuem bewährt hatte. In den Taschen seines geistlichen Rocks trug er stets eine Anzahl billiger Messingschrauben in den verschiedensten Größen mit sich herum.
«Na bitte», sagte er und reichte Rummins die moderne Schraube. «Überzeugen Sie sich selbst. Sehen Sie, wie gleichmäßig das Gewinde ist. Natürlich sehen Sie es. Dies hier ist eine ganz gewöhnliche Schraube, wie sie in jeder Eisenwarenhandlung verkauft wird.»
Die Schraube ging von Hand zu Hand, und alle drei Männer betrachteten sie genau. Sogar Rummins zeigte sich beeindruckt.
Mr. Boggis steckte den Schraubenzieher in die Tasche und mit ihm die handgefertigte Schraube, die er aus der Kommode entfernt hatte. Dann machte er kehrt und schritt langsam an den drei Männern vorbei.
«Meine lieben Freunde», sagte er, als er die Tür zur Küche erreicht hatte, «es war sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir erlaubt haben, einen Blick in Ihr kleines Heim zu werfen, wirklich sehr freundlich. Ich hoffe nur, dass ich Sie nicht zu sehr belästigt habe.»
Rummins, der noch immer die Schraube untersuchte, blickte auf. «Sie haben nicht gesagt, wie viel Sie bieten», bemerkte er.
«Ach ja», antwortete Mr. Boggis, «da haben Sie recht. Wie viel ich biete? Nun, wenn ich ehrlich sein soll, ich finde, es lohnt sich nicht recht. Viel zu umständlich. Ich glaube, ich lasse es lieber.»
«Wie viel wollten Sie denn geben?»
«Möchten Sie die Kommode wirklich loswerden?»
«Dass ich sie loswerden möchte, habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gefragt: wie viel.»
Mr. Boggis schaute auf die Kommode, neigte den Kopf erst auf die eine Seite, dann auf die andere, zog die Stirn kraus, schob die Lippen vor, zuckte die Achseln und machte eine kleine verächtliche Handbewegung, um anzudeuten, es lohne sich gar nicht, ernsthaft darüber zu reden.
«Sagen wir … zehn Pfund. Ich meine, das wäre angemessen.»
«Zehn Pfund!», rief Rummins. «Seien Sie doch nicht komisch, Herr Pfarrer, bitte !»
«Als Brennholz wäre die Kommode schon teurer», erklärte Claud entrüstet.
«Schauen Sie sich die Rechnung an!» Rummins stach mit seinem schmutzigen Zeigefinger so heftig auf das kostbare Dokument ein, dass Mr. Boggis vor Angst verging. «Hier steht, was sie gekostet hat. Siebenundachtzig Pfund! Und da war sie neu. Jetzt ist sie antik und mindestens das Doppelte wert.»
«Entschuldigen Sie, Sir, so ist es nun doch nicht. Schließlich ist die Kommode eine Nachahmung. Aber ich will Ihnen was sagen, mein Freund – ich weiß, dass ich leichtsinnig bin, das liegt nun mal in meiner Natur –, ich werde Ihnen fünfzehn Pfund geben. Wie wär’s?»
«Fünfzig», forderte Rummins.
Ein köstlicher kleiner Schauer, prickelnd wie Nadelstiche, lief über Mr. Boggis’ Rücken und an den Beinen hinab bis unter die Fußsohlen. Er hatte sie. Jetzt war sie sein. Ohne jeden
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