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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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verrät mir ohne den leisesten Zweifel, dass dieses Holz mit Leim behandelt worden ist. Das geschieht, um dem Mahagoni die altersdunkle Farbe zu verleihen. Für Eiche nimmt man Pottasche und für Nussbaum Salpetersäure, aber für Mahagoni immer Leim.»
    Die drei Männer kamen etwas näher, um das Holz zu betrachten. Die Sache fing offenbar an, sie zu interessieren. Von einer neuen Art Betrug oder Schwindel zu hören, ist immer spannend.
    «Achten Sie auf die Maserung. Sehen Sie diese leichte Orangetönung in dem dunklen Rotbraun? Das ist das Zeichen von Leim.»
    Sie beugten sich vor, die Nase dicht über dem Holz, zuerst Rummins, dann Claud, dann Bert.
    «Und vor allem die Patina», fuhr Mr.   Boggis fort.
    «Die was?»
    Er erklärte ihnen die Bedeutung des Wortes in Bezug auf Möbel. «Sie haben keine Ahnung, liebe Freunde, wie viel Mühe sich diese Schufte machen, um die harte, schöne bronzefarbene Patina zu fälschen. Entsetzlich ist das, geradezu entsetzlich, und es macht mich ganz krank, davon zu reden.» Er spie jedes Wort von der Zungenspitze und verzog den Mund, um seinen Ekel zu zeigen.
    Die Männer warteten, in der Hoffnung, weitere Geheimnisse zu erfahren.
    «Wenn ich an die Zeit und Arbeit denke, die manche Sterbliche daran wenden, Unschuldige zu betrügen!», rief Mr.   Boggis. «Einfach widerlich! Wissen Sie, meine Freunde, was hier geschehen ist? Ich kann es deutlich erkennen. Ja, ich sehe sie förmlich vor mir, diese Gauner, wie sie in einem langen, komplizierten Prozess auf das mit Leinöl getränkte Holz entsprechend gefärbte französische Politur auftragen, die sie mit Bimsstein und Öl bürsten, mit einem Wachs einreiben, das voller Schmutz und Staub ist, und schließlich mit Hitze behandeln, damit die Politur springt und zweihundert Jahre alt aussieht! Wirklich, schon bei dem Gedanken an solche Schurkerei wird mir übel!»
    Die drei Männer starrten unverwandt auf den kleinen dunklen Fleck.
    «Fühlen Sie das Holz an!», befahl Mr.   Boggis. «Legen Sie die Finger darauf! Na, wie kommt es Ihnen vor, warm oder kalt?»
    «Kalt», sagte Rummins.
    «Sehr richtig, mein Freund! Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich gefälschte Patina immer kalt anfühlt. Bei echter hat man den Eindruck, sie sei warm.»
    «Die hier fühlt sich ganz normal an», behauptete Rummins streitlustig.
    «Nein, Sir, kalt. Aber natürlich braucht man Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um ein endgültiges Urteil abgeben zu können. Von Ihnen darf man wirklich nicht erwarten, dass Sie mehr von Möbeln verstehen als ich beispielsweise von der Qualität Ihrer Gerste. Alles im Leben, mein lieber Freund, beruht auf Erfahrung.»
    Die Männer starrten den merkwürdigen Geistlichen mit dem Mondgesicht und den hervorquellenden Augen nicht mehr ganz so misstrauisch an, denn offenbar kannte er sich auf seinem Gebiet aus. Allerdings waren sie noch weit davon entfernt, ihm zu glauben.
    Mr.   Boggis bückte sich und wies auf einen der metallenen Handgriffe an der Kommode. «Das ist auch Fälscherarbeit», sagte er. «Altes Messing hat für gewöhnlich einen ganz charakteristischen Farbton. Wussten Sie das?»
    Begierig, noch mehr Kniffe zu erfahren, blickten sie ihn an.
    «Leider Gottes haben diese Schurken eine außerordentliche Geschicklichkeit erworben, besagten Farbton zu imitieren. Es ist praktisch unmöglich, zwischen ‹echtem altem› und ‹künstlichem altem› zu unterscheiden. Ich gebe offen zu, dass auch ich in diesem Punkt nur auf Vermutungen angewiesen bin. Es lohnt sich also nicht, die Farbe von den Handgriffen abzukratzen. Wir würden dadurch kein bisschen klüger werden.»
    «Wie kann man denn neues Messing auf alt zurechtmachen?», erkundigte sich Claud. «Messing rostet doch nicht.»
    «Stimmt genau, mein Freund, aber diese Verbrecher haben ihre geheimen Methoden.»
    «Nämlich?» Claud ließ nicht locker. Seiner Meinung nach war jede Information dieser Art wertvoll. Man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.
    «Die Fälscher», dozierte Mr.   Boggis, «brauchen nichts weiter zu tun, als die Handgriffe über Nacht in Mahagonispäne zu legen, die mit Salmiak getränkt sind. Der Salmiak färbt das Metall grün, aber wenn man das Grün abreibt, kommt darunter ein zarter silbriger Glanz zum Vorschein, genau der Glanz, den sehr altes Messing hat. Ach, auf was die alles verfallen! Für Eisen haben sie wieder einen anderen Trick.»
    «Was tun sie mit Eisen?», fragte Claud interessiert.
    «Mit Eisen ist die Sache sehr

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