Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
wollen. Ty wollte der Welt etwas beweisen: dass er besser war als sein Dad, der große Pavel Savage. Der Pokal war jedem von ihnen durch die Lappen gegangen, und Ty war der Einzige, der noch eine Chance auf ihn hatte. Wenigstens bis Duffy kurz vor den Play-offs abgekratzt war und die Mannschaft einem großen, blonden Playmate hinterlassen hatte. Und plötzlich
lag Tys Chance auf den Gewinn der größten Trophäe der Nationalen Eishockey-Liga (NHL) in den Händen eines Trophäenweibchens.
»Hey, Heiliger«, begrüßte Daniel Holstrom ihn, als er näher kam.
Den Spitznamen »Heiliger« hatte Ty in seinem ersten Jahr als Profispieler verpasst bekommen, als er nach einer besonders wild durchzechten Nacht am nächsten Tag beschissen gespielt hatte. Nachdem der Trainer ihn auf die Bank verbannt hatte, hatte Ty behauptet, sich ein Grippevirus eingefangen zu haben. »Du bist wie dein Vater«, hatte der Coach mit einem angewiderten Kopfschütteln gemurmelt. »Ein verdammter Heiliger.« Seitdem hatte Ty sich bemüht, sich von diesem Ruf wieder reinzuwaschen, es aber nicht immer geschafft.
Er warf einen Blick über die rechte Schulter und sah seinem Mannschaftskameraden in die Augen. »Wie läuft’s denn so?«
»Gut. Hast du schon Mrs Duffy dein Beileid ausgesprochen?«
»Noch nicht.«
»Glaubst du, dass Virgil wirklich gestorben ist, während er es seiner Frau besorgt hat? Wie alt war er noch? Neunzig?«
»Einundachtzig.«
»Kriegt man mit einundachtzig noch einen hoch?« Daniel schüttelte ungläubig den Kopf. »Sam findet sie so scharf, dass sie auch Tote auferstehen lassen könnte, aber ehrlich gesagt bezweifele ich sogar bei ihr, dass sie bei so altem Equipment Wunder bewirken kann.« Er schwieg und musterte die junge Witwe, als könnte er sich nicht so recht entscheiden. »Aber sie ist ein heißer Feger.«
»Virgil hatte bestimmt pharmazeutische Hilfe.« Ty musste an seinen Vater denken, der Ende fünfzig war und es noch wie ein Teenager trieb. Behauptete er zumindest. Viagra hatte vielen Männern ihr Sexualleben zurückgegeben.
»Stimmt. Ist Hefner nicht auch schon über achtzig und hat immer noch Sex?«
Behauptete er zumindest. Ty knöpfte seinen marineblauen Blazer auf. »Bis später«, sagte er und schlängelte sich durch die Menschenmenge, die altersmäßig zwischen Grufties und ein paar Jugendlichen lag, die in der Ecke miteinander tuschelten. Während er zielstrebig auf den »heißen Feger« Mrs Duffy zusteuerte, nickte er mehreren seiner geschniegelten und gebügelten Teamkameraden zu, die trotz ihrer Designeranzüge einen leicht unzivilisierten Eindruck machten.
Er blieb vor ihr stehen und streckte ihr die Hand hin. »Mein aufrichtiges Beileid.«
»Danke.« Sie runzelte die glatte Stirn, und ihre großen grünen Augen blickten auf in sein Gesicht. Aus der Nähe war sie sogar noch schöner und sah viel jünger aus. Sie legte ihre Hand in seine; ihre Haut war weich und ihre Finger kalt. »Sie sind der Kapitän von Virgils Eishockeymannschaft. Er hat sie immer in den höchsten Tönen gelobt.«
Es war jetzt ihre Eishockeymannschaft, und über ihre Pläne damit konnte man nur spekulieren. Ihm war zu Ohren gekommen, dass sie sie verkaufen wollte. Er hoffte, dass das stimmte und dass es bald über die Bühne ging.
Er ließ ihre Hand los. »Virgil war ein wunderbarer Mensch.« Was, wie alle wussten, übertrieben war. Wie viele steinreiche Männer, die es gewöhnt waren, ihren Willen durchzusetzen, konnte Virgil ein echter Scheißkerl sein. Doch Ty war mit dem Alten klargekommen, weil sie dasselbe Ziel verfolgt hatten.
»Unsere langen Gespräsche über Eishockey waren eine Freude für misch.« Virgil war zwar einundachtzig gewesen, hatte aber über einen scharfen Verstand verfügt und mehr über Eishockey gewusst als viele Spieler.
Ihre vollen »Küss mich, Schätzchen«-Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ja, für ihn auch.«
Sie war nur leicht geschminkt, was ihn angesichts ihres ehemaligen Berufs überraschte. Er hatte noch nie ein Playmate getroffen, das sich nicht mit Feuereifer anmalte. »Wenn die Jungs und ich Ihnen irgendwie helfen können, lassen Sie es mich wissen«, sagte er nicht besonders überzeugend, doch als Mannschaftskapitän fühlte er sich verpflichtet, ihr seine Unterstützung anzubieten.
»Danke.«
Virgils Sohn und einziger Nachkomme trat vor und flüsterte der Witwe etwas ins Ohr. Ty hatte Landon Duffy bei mehreren Gelegenheiten getroffen und konnte nicht behaupten, ihn
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